Ratgeber

Auch bei Finanzierungsschätzen Bund zahlt keine Zinsen mehr

Des einen Leid des anderen Freud: Während die Euro-Sorgenkinder immer mehr Zinsen für Kapital zahlen müssen, kommt der Bund derzeit quasi zum Nulltarif an frisches Geld. Zum Leidwesen von Sparern allerdings. Die machen mit Finanzierungsschätzen nur noch Verluste.

Bundeswertpapiere werden von der Finanzagentur des Bundes herausgegeben.

Bundeswertpapiere werden von der Finanzagentur des Bundes herausgegeben.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Die Finanzierungsschätze des Bundes sind das Richtige für alle, die in relativ kurzer Zeit mehr aus ihrem Geld machen möchten." Mit diesem Satz wirbt die Finanzagentur des Bundes auf ihrer Internetseite für die ein- und zweijährigen Bundeswertpapiere. Langsam wird es Zeit für einen neuen Werbetext: Der Bund hat die Rendite für Finanzierungsschätze nun auf faktisch null Prozent. Sowohl ein- als auch zweijährige Papiere werfen nunmehr einen Effektivzins von 0,0001 Prozent ab.

Finanzierungsschätze sind Wertpapiere des Bundes, die aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Stückelung von 500 Euro gerade bei Kleinanlagern beliebt sind. Die Titel werden im Gegensatz zu vielen anderen Wertpapieren abgezinst ausgegeben. Das heißt, der Anleger kauft sie zu einem geringeren Wert als den Betrag, den er zur Fälligkeit ausgezahlt bekommt. Durch die Differenz ergibt sich die effektive Verzinsung, also die Rendite. Und weil der Zins jetzt praktisch null Prozent beträgt, erhält der Anleger über die Laufzeit hinweg keinen einzigen Cent.

Null Rendite, aber Inflation

Berücksichtigt man darüber hinaus die Inflation, wird der Text der Finanzagentur sogar ins Gegenteil verkehrt. Denn angesichts einer Teuerung in Deutschland von aktuell 1,9 Prozent fahren die Anleger sogar Verluste ein. Denn die Geldentwertung sorgt dafür, dass die sogenannte "reale Rendite" - sie ergibt sich aus der nominalen Rendite abzüglich der Inflationsrate - negativ wird. Das angelegte Kapital schmilzt über die Laufzeit hinweg dahin.

Die jüngste Aktion der Finanzagentur beruht aber keineswegs auf Böswilligkeit, sondern ist schlicht eine weitere Kapriole in der Euro-Schuldenkrise: Verunsicherte Anleger laufen seit Monaten in Scharen sichere Anlagen an - und dazu zählen in erster Linie deutsche Staatsanleihen. Dies sorgt dafür, dass die Kurse der Papiere in die Höhe schnellen. Im Gegenzug sinkt die Rendite der Papiere, die sich aus dem Ankaufskurs und der Nominalverzinsung ergibt. Ergebnis dieser Entwicklung: Derzeit liegen die Renditen für deutsche Staatsanleihen in allen Laufzeiten - also von zwei bis dreißig Jahren - so niedrig wie nie zuvor.

Dass die Finanzagentur nun reagiert und die Rendite ihrer Finanzierungsschätze auf null Prozent senkt, resultiert also letztlich aus der Marktentwicklung. So war die Rendite von zweijährigen Bundesschatzanweisungen - eine andere Form von Bundeswertpapieren - zur Wochenmitte erstmals auf null Prozent gesunken. Vor rund einer Woche hatte der Bund eine neue Tranche eben dieser Schatzanweisungen neu versteigert - und sie erstmals mit einem Kupon von null Prozent ausgestattet. Auch das war ein absolutes Novum, hatten die Anleger bei diesen Wertpapieren bisher doch immer Zinsen überwiesen bekommen.

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Quelle: ntv.de, dpa

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