Hamburg & Schleswig-Holstein Start des Schuljahrs im Norden - Was ist neu?
06.09.2025, 06:03 Uhr
Am Montag beginnt für die Kinder und Jugendlichen in Schleswig-Holstein nach den Sommerferien wieder die Schule. Zum neuen Schuljahr treten auch einige Änderungen in Kraft.
Kiel (dpa/lno) - Am Montag starten rund 292.000 Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein ins neue Schuljahr. Nach Angaben des Bildungsministeriums in Kiel beginnen darunter etwa 24.700 Mädchen und Jungen ihre erste Klasse. Mit dem Ende der Sommerferien treten auch einige Änderungen in Kraft.
Wie wird die Handynutzung geregelt?
So gelten nun nicht nur an Grundschulen, sondern auch an weiterführenden Schulen und Förderzentren neue Regeln für den Umgang mit digitalen Geräten wie Smartphones und Tablets. Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis neun dürften diese nur für die Medienerziehung oder in Notfällen nutzen.
"Natürlich werden Schulen auch daran arbeiten, mit digitalen Medien zu arbeiten", sagte Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU). "Und selbstverständlich ist dafür auch die Nutzung des Handys erlaubt." Laut Ministerium dürfen Schüler ab der zehnten Klasse Handys auf dem Schulgelände und beim Lernen außerhalb verwenden. Die Schulen hätten bis zum Schuljahresende Zeit, diese Regelungen in ihre Schulordnungen aufzunehmen.
Was ändert sich bei Leistungsnachweisen?
Ab diesem Schuljahr dürfen Schülerinnen und Schüler der ersten vier Jahrgänge zudem bei Leistungsnachweisen neben Büchern auch digitale Hilfsmittel und KI-Anwendungen nutzen. Klassenarbeiten im Fach Mathematik in der Primarstufe sollen zudem einen Wiederholungsteil enthalten, der den Lehrkräften zeigt, ob die grundlegenden Kompetenzen sitzen.
In der Sekundarstufe I, also den Klassen fünf bis zehn, wird es den Angaben nach künftig in allen Fächern Leistungsnachweise geben. Informatik werde ab der siebten Klasse zum Pflichtfach. Außerdem sollen Lehrkräfte künftig häufiger Klassenarbeiten durch gleichwertige Formen der Leistungsüberprüfung ersetzen können.
Wie wird der Übergang in die Grundschule gefördert?
Mit den Projekten EVi (Entwicklungsfokus viereinhalb) und LeA.SH1 (Lernausgangslagen in Schleswig-Holstein, Klassenstufe eins) sollen im neuen Schuljahr zudem zwei Vorhaben starten, die den Übergang der Kinder von der Kita in die Grundschule fördern sollen. Bei Evi werde der Sprachstand der Kinder im Alter von viereinhalb Jahren erfasst. Über das ganze Schuljahr 2025/26 sollen die Kinder, die es benötigen, dann individuell unterstützt werden, bevor sie im Jahr darauf eingeschult werden.
Ziel bei LeA sei es, Informationen zu den sprachlichen und mathematischen Kompetenzen aller Kinder zu erhalten, die gerade eingeschult worden sind, erklärte Ministerin Stenke. Dafür gebe es innerhalb der ersten acht Schulwochen einen digitalen Test, der die Lernausgangslage erfassen soll. An dieser Diagnose sollen sich dann Unterricht und individuelle Förderung ausrichten.
Was kritisiert die Opposition?
Statt echter Entlastung werden die Schulen laut der SSW-Abgeordneten Jette Waldinger-Thiering mit immer neuen Testverfahren zugeschüttet. Zudem sei der Preis dafür, dass die Landesregierung stolz verkünden kann, 99,75 Prozent der Lehrkraftstellen seien besetzt, die fast 3.000 befristete Verträge sind. "Dauerhafte Perspektiven für Lehrkräfte und Kontinuität für Schülerinnen und Schüler sehen anders aus", betonte sie.
Laut Bildungsministerium sind gerade einmal 51 aller 20.174 Lehrerstellen an den allgemeinbildenden Schulen unbesetzt. Die Bildungsministerin sagte: "Wir haben insgesamt 3.552 Personen zum neuen Schuljahr an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen eingestellt." Davon seien gerade einmal 616 Lehrkräfte unbefristet angestellt worden.
Im kommenden Schuljahr bieten allgemeinbildende und berufsbildende Schulen insgesamt 24.065 Stellen an – 163 weniger als im Vorjahr, so das Bildungsministerium.
Auch SPD und FDP kritisierten die weggefallenen Stellen: "Das neue Schuljahr gilt es in Schleswig-Holstein nun mit weniger Lehrkräften bei mehr Schülerinnen und Schülern mit mehr Aufgaben, weniger Unterricht, weniger Unterrichtssicherheit und größeren Lerngruppen zu bewältigen", sagte der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat. Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Anne Riecke, forderte zudem ernsthafte Reformen statt eines Sparkurses, der die Probleme verschärfe.
Welche Tipps gibt es für den Schulweg?
Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) rufen dazu auf, dass Kinder ihren Schulweg möglichst zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad zurücklegen. So lernen die Kinder, sich sicher im Verkehr zu bewegen, und fördern gleichzeitig ihre körperliche Entwicklung. Verkehrsteilnehmer sollten zum Schulbeginn am Montag besonders aufmerksam sein.
Eltern werde zudem geraten, mit ihren Kindern einen sicheren Schulweg auszuwählen und ihn mehrmals gemeinsam abzugehen. So prägen sich die Kinder den Weg ein, und die Eltern gewinnen Vertrauen, dass ihre Kinder sicher ankommen, hieß es. In ländlichen Gegenden böten sich Fahrgemeinschaften an.
"Zum Beginn des neuen Schuljahres appellieren wir dringend an alle Eltern, auf das Elterntaxi nach Möglichkeit zu verzichten und die Kinder entweder zu Fuß oder mit dem Rad zu begleiten oder sie in Lauf- oder Radelgemeinschaften selbstständig losziehen zu lassen", teilte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann, mit. Das verringere das morgendliche Verkehrschaos vor vielen Schulen.
Quelle: dpa