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Niedersachsen & Bremen Tote 16-Jährige - Juristin warnt vor Ausgrenzung

Ein abgelehnter Asylbewerber soll eine 16-Jährige in den Tod gestoßen haben. Jetzt rückt der Umgang mit ausreisepflichtigen Ausländern in den Mittelpunkt. Eine Expertin macht eines klar.

Hannover (dpa/lni) - Nach dem Tod einer 16-Jährigen in Friedland hat eine Expertin vor Ausgrenzung gewarnt. Würden bei einer Straftat zunächst Nationalität und Aufenthaltsstatus eines mutmaßlichen Täters in den Blick genommen, habe das eine diskriminierende Wirkung, sagte Susanne Beck, die Direktorin des Kriminalwissenschaftlichen Instituts der Leibniz Universität Hannover, in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Zudem erschwert diese Vorgehensweise eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Ursachen von Straftaten."

Hintergrund ist der Fall in Friedland im Landkreis Göttingen, wo am 11. August ein 31 Jahre alter Iraker eine 16-Jährige gegen einen durchfahrenden Güterzug gestoßen und damit getötet haben soll. Gegen den Mann lag seit März eine vollstreckbare Abschiebeanordnung nach Litauen vor, ein Gericht hatte einen Antrag auf Abschiebehaft aber noch im Juli abgewiesen.

Gesellschaft will sich von Straftaten distanzieren

Beck erklärte, einer Gruppe die Verantwortung für problematisches Verhalten einzelner zuzuweisen und sie auszugrenzen, sei häufig Ausdruck von Verunsicherung: "Wir wollen uns als Gesellschaft von Straftaten distanzieren und suchen nach möglichst einfachen Wegen, wie sie hätten vermieden werden können", sagte die Juristin. 

Dazu passten die Reaktionen auf die mutmaßliche Tat des 31-Jährigen. Politiker und Behörden wiesen einander die Schuld dafür zu, dass der Mann nicht abgeschoben worden sei, sagte Beck. "Das folgt der simplen Logik, dass die Tat nicht passiert wäre, wenn wir diese Person wie geplant aus der Gesellschaft ausgeschlossen hätten." Eine solche Diskussion sei nur dann möglich, wenn per se bestimmte Gruppen ausgegrenzt würden. 

Kriminalität ist nie völlig vermeidbar

Dahinter stehe auch die Illusion, es ließe sich eine sichere Gesellschaft schaffen: "Wir können ja auch schlecht sagen: Weil die meisten Gewalttaten von Männern begangen werden, nehmen wir alle Männer in Präventivhaft." Kriminalität sei nie völlig vermeidbar.

Quelle: dpa

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