"Wir können aktuell Entwarnung geben" Algen-Situation an Ostsee entspannt
23.07.2010, 09:30 Uhr
Blaualgen bei Ziemitz (Insel Usedom) im Wasser des Peenestroms. (Aufnahme vom 22. Juli)
(Foto: dpa)
Ein Spezialschiff hat in der Ostsee Wasserproben aus dem Gebiet des riesigen Algenteppichs genommen. Harald Stegemann, Direktor des Landesumweltamts Güstrow, äußert sich bei n-tv zu den Ergebnissen.
n-tv: Das Messschiff sollte das Ostseewasser und die Algenverseuchung genau überprüfen. Was ist denn bis jetzt herausgekommen?
Stegemann: Die Wasserschutzpolizei hat in unserem Auftrag gestern Proben genommen und zwar Proben westlich von Rügen. Nicht ganz überraschend ist dabei rausgekommen, dass die Wasserschutzpolizei keine Blaualgen-Teppiche in diesem Bereich finden konnte. Insofern kann für diesen Bereich aktuell Entwarnung gegeben werden. Wir können bei dieser Lage auch nicht einzelne Blaualgen-Arten bestimmen. Insofern muss man weiter die aktuelle Situation im Auge behalten.
Das heißt, ihr Schiff wird weiterhin im Einsatz sein und eventuell Wasserproben nehmen in den nächsten Tagen?
Wir werden nicht regelmäßig untersuchen, weil es ja eigentlich um ein Screening, ein Monitoring geht, wobei man am besten die Situation aus dem All beobachten kann über Luftbildaufnahmen. Das ist im Moment aber schwierig, weil der Himmel bedeckt ist. Wir werden Anfang nächste Woche entscheiden, ob wir nochmal eine aktuelle Befahrung machen in dem Bereich der Küsten. Im Moment sehen wir dafür keinen Anlass. Möglicherweise trägt auch dazu bei, dass es jetzt geregnet hat, dass Wind aufkommt und dass die Temperaturen rückgängig sind, dass sich die situation weiter entspannt.
Wir haben Satellitenaufnahmen gesehen, die einen großen Algenteppich zeigen. Ist der einfach zu weit weg, um für die deutsche Ostseeküste gefährlich zu werden?
Die Situation ändert sich ja sehr schnell. Wir haben den Eindruck – und das ist auch mein Eindruck – dass die Satellitenbilder die wirkliche Situation überbewerten. Wir hatten ja sehr lange eine Wetterlage, die sehr windstill war. Insofern kann man sicherlich aus dem All sehr gut die Algenteppiche beurteilen. Andererseits zeigen unsere Untersuchungen und auch die Untersuchungen, die das Institut für Ostseeforschung Warnemünde jetzt in der Gotland-See unternommen hat, dass die Biomasse offensichtlich sehr viel geringer ist als anzunehmen war aus den Luftbildaufnahmen, aus den Satellitenaufnahmen.
Quelle: ntv.de