Reise

80 Jahre an Rios Horizont "Cristo Redentor" feiert

Aus einer Höhe von mehr als 700 Metern blickt der "Cristo Redentor" hinab auf die sechs Millionen Einwohner zählende Metropole Rio de Janeiro.

Aus einer Höhe von mehr als 700 Metern blickt der "Cristo Redentor" hinab auf die sechs Millionen Einwohner zählende Metropole Rio de Janeiro.

(Foto: dpa)

Er ist das Wahrzeichen von Rio de Janeiro, vielleicht auch von ganz Brasilien: der "Cristo Redentor". Die Statue thront mit weit ausgebreiteten Armen mehr als 700 Meter hoch über der Stadt am Zuckerhut und das seit 80 Jahren.

Millionen Menschen haben den "Cristo Redentor" schon besucht. Die meisten fahren mit der Zahnradbahn aus Schweizer Produktion auf den 710 Meter hohen Corcovado-Berg. Auch Papst Johannes Paul II. hat das 1980 so gemacht, und sein Nachfolger Benedikt XVI. wird das 2013 vermutlich genauso tun. 20 Minuten dauert die Fahrt, die von vielen "Ohs" und "Ahs" der Touristen begleitet wird, immer dann, wenn wieder ein spektakulärer Blick frei wird auf die Copacabana, auf Rios Häusermeer und die weißen Atlantikstrände. Alle Passagiere haben nur ein Ziel: Sie wollen die 30 Meter hohe "Cristus-Erlöser"-Statue sehen, die am 12. Oktober ihren 80. Geburtstag feiert.

Die Musikband "Bom de Samba" fährt in Rio de Janeiro mit der Zahnradbahn nach oben zur Statue "Cristo Redentor".

Die Musikband "Bom de Samba" fährt in Rio de Janeiro mit der Zahnradbahn nach oben zur Statue "Cristo Redentor".

(Foto: dpa)

Gabriel macht die Fahrt täglich 32 Mal. Er ist Sänger der Gruppe "Bom de Samba", die auf der vorletzten Station des "Trem de Corcovado" zusteigt und die Stimmung in den Waggons zum Kochen bringt. Wenn er und seine drei Kollegen die Rio-Hymne "Cidade Maravilhosa" (Wunderbare Stadt) anstimmen, gibt es für viele kein Halten mehr. Mag der Waggon noch so voll sein - es wird auf dem Gang getanzt. "Wir machen das erst zehn Jahren, und es ist phantastisch", sagt Gabriel.

2006 zum Heiligtum erklärt

An Spitzentagen fahren bis zu 4000 Touristen hoch zu der Statue, die den Cariocas, wie die Einwohner Rios heißen, am Boden auch als Markstein dient, um sich im Straßengewirr zu orientieren. Aber nicht nur geographisch ist das Monument vielen eine Hilfe, davon ist Pater Omar Raposo, der Rektor des 2006 zum Heiligtum erklärten Wallfahrtsortes überzeugt. "Der Cristo breitet seine Arme aus. Er steht für Leben, Liebe, Hoffnung. Dieses Monument ist ein besonderes Heiligtum - die Wände sind der Horizont, das Dach ist der Himmel."

Der zur Erzdiözese Rio de Janeiro gehörende Pfarrer ist fast täglich auf dem Corcovado, manchmal sogar zwei Mal. "Jeden Tag gibt es hier eine Messe, 365 Tage im Jahr. Zudem haben wir viele Taufen, und jede Woche eine Hochzeit." Vor dem kürzlich renovierten Monument tummeln sich täglich Touristen aus aller Herren Länder, posieren für das beste Fotomotiv. Chöre aus aller Welt reisen an und singen Lieder. Auch für Salvador Liporace und Frau Izolina hat der Cristo eine besondere Bedeutung.

Zu ihrem 42. Hochzeitstag erneuern Salvador Liporace und Frau Izolina unter dem "Cristo Redentor" ihr Eheversprechen. Den Segen erhalten sie von Padre Omar Raposo, dem Rektor des Monumentes.

Zu ihrem 42. Hochzeitstag erneuern Salvador Liporace und Frau Izolina unter dem "Cristo Redentor" ihr Eheversprechen. Den Segen erhalten sie von Padre Omar Raposo, dem Rektor des Monumentes.

(Foto: dpa)

Zu ihrem 42. Hochzeitstag erneuern beide ihr Eheversprechen auf dem Corcovado. "42 Jahre lange hat uns der Cristo beigestanden. Jetzt hoffen wir, dass er das auch bis zum 50. Hochzeitstag weiter tun wird", sagt Salvador. Auch junge Ehepaare kommen gerne hoch zum Cristo, und sei es nur zum "Foto-Shooting" nach der Trauung. Beliebt ist auch der gegenüberliegende 395 Meter hohe Zuckerhut, den man nirgendwo besser im Profil sehen kann als vom Corcovado aus.

Restaurant im Kopf?

Diese Aussicht faszinierte schon Anfang des 19. Jahrhunderts Brasiliens ersten Kaiser Pedro I. und später seinen Sohn und Thronfolger Pedro II., der auch den Auftrag gab zum Bau einer Bahn zum Corcovado hinauf. Am 9. Oktober 1884 wurde das erste Teilstück zwischen dem Stadtteil Cosme Velho und Paineiras eröffnet. Ein Jahr später war die 3824 Meter lange Eisenbahn-Strecke fertig. Doch erst fast 50 Jahre danach wurde die Christus-Statue vom damaligen Präsidenten Getúlio Vargas und Kardinal Sebastião Leme eingeweiht.

Viele Touristen versuchen (vergeblich), auf die Statue hochzusteigen.

Viele Touristen versuchen (vergeblich), auf die Statue hochzusteigen.

(Foto: dpa)

Um den Cristo ranken sich zahlreiche Gerüchte und Legenden. Viele Touristen suchen in dem massiven, acht Meter hohen Sockel einen Eingang, um auf die Statue hinaufzusteigen. Vergeblich. "Einige glauben auch, im Kopf sei ein Restaurant, das sich dreht", schmunzelt Carlos, der schon viele Geschichten gehört hat.

Er passt auf, dass niemand fotografiert in der kleinen "Capela de Nossa Senhora da Aparecida", das einzige, was in dem Sockel wirklich untergebracht ist. Dort wird auch am 12. Oktober zum Jubiläum eine Messe gefeiert. Nachts wird der Cristo mit neuer Osram-Technologie illuminiert und im Flamengo-Park in Rio gibt es eine Geburtstagsshow mit viel Musik. "Es wird ein großes Fest", sagt Pater Omar. "Das verspreche ich."

Quelle: ntv.de, Helmut Reuter, dpa

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