Reise

Beamte aus Europa als Verstärkung in Paris Deutscher Polizist unterm Eiffelturm

In seiner deutschen Uniform schwingt sich Polizeihauptkommissar Martin Decker auf ein blaues Mountainbike der Pariser Polizei und bricht zur Patrouille unter dem Eiffelturm auf. "Polizei" steht auf dem Rücken seiner Jacke, "Police" auf der Stange des Fahrrades. Decker ist einer von acht "Austauschpolizisten" aus Deutschland, Spanien, Belgien und den Niederlanden, die jetzt in der Ferienzeit ihren französischen Kollegen in Paris zur Seite stehen.

Polizeioffiziere aus Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Deutschland vor Schloss Versailles.

Polizeioffiziere aus Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Deutschland vor Schloss Versailles.

(Foto: AP)

Der 52-Jährige von der Bundespolizeiinspektion Offenburg gehört zum "Europäischen Kommissariat", das die französische Hauptstadt im vergangenen Jahr eingeführt hat. Der Gedanke dahinter ist, dass die ausländischen Polizisten den französischen Kollegen helfen, wenn zum Beispiel ein deutscher Urlauber in Paris überfallen wird. Zum anderen sollen die Polizisten den ausländischen Touristen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. "Subjektives Sicherheitsempfinden heißt das in der Fachsprache", sagt Decker: Die Menschen fühlten sich allein dadurch geschützt, dass Polizei sichtbar anwesend sei - und noch beruhigender sei es, einen Beamten in vertrauter Uniform zu sehen.

Auch in anderen Sprachen

"Das einfach Anwesendsein gehört zur Arbeit", sagt Decker. Auch wenn er nur den Weg zur nächsten U-Bahnhaltestelle oder zu den öffentlichen Toiletten weisen soll. Und natürlich auch, wenn es keine Deutschen sind, die ihn ansprechen. "Wie kommt man zu Fuß auf den Turm, wenn man nicht den Aufzug nehmen will?", fragt auf Englisch eine japanische Urlauberin. Decker zieht den elektronischen Übersetzer aus der Hosentasche und schaut nach; das englische Wort für Pfeiler hat er gerade nicht parat. "Right behind the big pillar", antwortet er dann, gleich hinter dem Pfeiler, gern geschehen.

Die ausländischen Kollegen sollen den französischen Polizisten in der Ferienzeit zur Seite stehen-

Die ausländischen Kollegen sollen den französischen Polizisten in der Ferienzeit zur Seite stehen-

(Foto: AP)

Wie der erste Bezirk mit dem Louvre und der achte Bezirk mit den Champs-Elysées ist das siebte Arrondissement eines mit den meisten ausländischen Urlaubern. Rund zwanzigtausend Menschen am Tag besichtigen den Eiffelturm, auf dem Platz unter der gigantischen Stahlkonstruktion ist vor lauter Warteschlangen kaum ein Durchkommen. "Trotzdem ist es ruhiger, als ich gedacht hatte", sagt Decker. Seit drei Wochen ist er hier, noch vier Wochen hat er vor sich, und so ungefähr das Aufregendste war bislang "ein herrenloses Gepäckstück in der Metro". Das sich aber als harmlos herausgestellt hat.

"Gut organisiert"

"Das siebte Arrondissement ist ein Viertel, in dem eher die besseren Leute wohnen", sagt der Badener. Neben den Sehenswürdigkeiten liegen dort auch die Nationalversammlung, das Außenministerium und viele diplomatische Vertretungen, gleich neben der Polizeiwache an der Seine etwa ist die Botschaft von Österreich. "Messerstechereien und Schlägereien gibt es hier kaum."

Decker und seine deutsche Kollegin im ersten Bezirk bleiben noch bis Mitte August in Paris. Sie wohnen mit den sechs anderen Gästen des "Europäischen Kommissariats" in der entgegengesetzten Richtung in der Innenstadt, "in einer Art Internat" im 19. Bezirk. "Das ist wirklich alles sehr gut organisiert, gell" sagt der badische Polizist, der seit fünf Jahren Französisch lernt und vor dem Sommerdienst in Paris noch eine Intensivschulung bekommen hat. Auf dem Eiffelturm war er selbst mittlerweile auch - "am Wochenende war mein 14-jähriger Sohn hier, mit einem Freund aus Spanien, da sind wir rauf".

Quelle: ntv.de, Kerstin Löffler, AFP

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