Reise

Zweihundert zum Zweihundertsten Ein Bundesland feiert seinen Star

Franz Liszt war ein Megastar: berühmt, verehrt und bejubelt. Wenn er am Klavier zauberte, wurden seine Zuhörer schwach. Er tourte durch Europa, doch lange lebte er in Weimar. In Thüringen ist nun wieder "Lisztomania", zum 200. Geburtstag des Künstlers.

"Lisztomania" in Weimar: Auf den Komponisten und die Veranstaltungen zum "Liszt-Jahr" wird in der Stadt an vielen Stellen hingewiesen - zum Beispiel gleich vor dem Bahnhof.

"Lisztomania" in Weimar: Auf den Komponisten und die Veranstaltungen zum "Liszt-Jahr" wird in der Stadt an vielen Stellen hingewiesen - zum Beispiel gleich vor dem Bahnhof.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Er war ein genialer Musiker, ein Ausnahme-Pianist, ein Popstar seiner Zeit. In Weimar hat Franz Liszt lange gewohnt, und auch in vielen anderen Städten Thüringens von Meiningen bis Eisenach hat man ihn und seine Musik bejubelt. Das Bundesland feiert seinen runden Geburtstag am 22. Oktober mit gut 200 Veranstaltungen. Das Motto: "Zweihundert zum Zweihundertsten".

Am 24. Juni startet die Landesausstellung "Franz Liszt. Ein Europäer in Weimar ". Das Thüringen-Festival vom 18. Juni bis 10. Juli heißt wortspielerisch "Überlisztet". Und eine neue Stadtführung auf Liszts Spuren gibt es auch. Gudrun Engelhardt zeigt Besuchern, wo der berühmte Komponist lebte und wirkte. Sie führt Besucher zum Hotel "Russischer Hof", wo Liszt ein und aus ging. Zur Herderkirche, deren Altarbild Lucas Cranach gemalt, auf deren Kanzel Luther gepredigt und auf deren Orgel Liszt gespielt hat. Und sie macht am Nationaltheater Halt, vor dem das berühmte Denkmal von Goethe und Schiller steht.

Herzog Carl August hoch zu Pferde auf dem Platz der Demokratie in Weimar. Gleich dahinter: die "Hochschule für Musik Franz Liszt".

Herzog Carl August hoch zu Pferde auf dem Platz der Demokratie in Weimar. Gleich dahinter: die "Hochschule für Musik Franz Liszt".

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

"Goethe war schon acht Jahre tot, als Liszt das erste Mal nach Weimar kam", erzählt sie. Das war 1840. Liszt wollte sich das Goethehaus ansehen. Aber schon ein Jahr später war er wieder da, diesmal auf Einladung der Großherzogin Maria Pawlowna, und er spielte für sie. "Er war auch eine charismatische Figur - und ein Liebling der Frauen", sagt Gudrun Engelhardt. Die Großherzogin, Schwester des russischen Zaren, zog er sofort in seinen Bann.

Sie bot ihm schnell eine Stelle als Großherzoglicher Hofkapellmeister an - bezahlt aus ihrer Privatschatulle. Ab 1848 lebte Liszt in Weimar, reifte nun auch als Dirigent und förderte Richard Wagner: 1849 war in Weimar erstmals dessen Oper Tannhäuser zu sehen, im Hoftheater zum Geburtstag der Großherzogin. Das Publikum war hingerissen. Nur ein Jahr darauf ging Lohengrin über die Bühne.

Das Liszt-Haus in Weimar erwartet in diesem Jahr deutlich mehr Besucher als sonst - zur Ausstellung gehören etliche Exponate aus dem Besitz des Komponisten.

Das Liszt-Haus in Weimar erwartet in diesem Jahr deutlich mehr Besucher als sonst - zur Ausstellung gehören etliche Exponate aus dem Besitz des Komponisten.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Gudrun Engelhardt schreitet über den Marktplatz, vorbei am Hotel "Elephant". Daneben stand zu Liszts Zeit das Hotel "Erbprinz", die offizielle Postadresse des Musikers. Liszt war ein Frauentyp mit Hang zum amourösen Abenteuer: Er lebte in Weimar jahrelang in wilder Ehe im Haus seiner Geliebten Carolyne zu Sayn-Wittgenstein.

Nur ein paar Schritte weiter steht ein Denkmal für Johann Sebastian Bach, der selbst etliche Jahre in Weimar zu Hause war. "Liszt hat ihn sehr bewundert", sagt Gudrun Engelhardt. Die nahe Hochschule für Musik am Platz der Demokratie ist nach Liszt benannt, der Sitz der Liszt-Gesellschaft ist gleich daneben.

Der Eingang zum Schloss - dort spielte Liszt der Großherzogin zum ersten Mal vor. Im Festsaal erinnert daran in diesem Jahr "Kosmos Klavier", ein Teil der Landesausstellung.

Der Eingang zum Schloss - dort spielte Liszt der Großherzogin zum ersten Mal vor. Im Festsaal erinnert daran in diesem Jahr "Kosmos Klavier", ein Teil der Landesausstellung.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Schon bald wurde der Pianist zum Megastar, dem die Fans zu Füßen lagen, frenetisch bejubelt wie die frühen Beatles. Im Festsaal des Schlosses erinnert in diesem Jahr "Kosmos Klavier", ein Teil der Landesausstellung, an den charismatischen Virtuosen. Im Hof davor ist eine Installation geplant, ein "begehbarer Flügel".

Nach einem Intermezzo in Rom kehrte er 1869 nach Weimar zurück. In einem Haus nahe des Schlosses lebte er die folgenden 17 Jahre - zumindest für einige Wochen pro Jahr. "Drei Monate war er in Rom, drei in Budapest, drei in Weimar und drei unterwegs", erklärt Huschke. "Das Liszt-Haus war seine Sommerwohnung." Bereits im Jahr nach Liszts Tod 1886 wurde es zum Museum und zur Besucherattraktion.

Informationen:

- Das Liszt-Haus in der Marienstraße 17 ist von Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Führungen gibt es mittwochs um 15.00 und samstags um 13.00 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro.

Im Liszt-Haus erinnert alles an den Komponisten und Musiker, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre - die Büste zeigt den Künstler in jüngeren Jahren.

Im Liszt-Haus erinnert alles an den Komponisten und Musiker, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre - die Büste zeigt den Künstler in jüngeren Jahren.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

- Konzerte im Liszt-Haus gibt es bei der "Matinee am Montag" von April bis Juli sowie im September und Oktober an jedem ersten und dritten Montag im Monat um 12.00 Uhr. Studenten der Hochschule für Musik spielen dann auf dem originalen Bechstein-Flügel.

- Die öffentliche Stadtführung "Auf den Spuren von Franz Liszt" gibt es zwischen dem 25. Juni und dem 29. Oktober an jedem Samstag um 16.00 Uhr. Treffpunkt ist die Tourist-Information, Markt 10. Die Teilnahme kostet acht Euro.

- Allgemeine Infos: Tourist Info Weimar, Telefon: 03643/74 50, tourist-info@weimar.de

Literatur:

- Huschke, Wolfram: Franz Liszt. Wirken und Wirkungen in Weimar, Weimarer Taschenbuch Verlag, 392 S., ISBN: 9783941830110, 28 Euro.

- Meier, Barbara: Franz Liszt, rororo, 160 S., ISBN-13: 9783499506338, 8,95 Euro.

Quelle: ntv.de, Andreas Heimann, dpa

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