Reise

Stationen seines Sammlerlebens Frieder Burda zeigt, was er hat

Mehr als sein halbes Leben sammelt Frieder Burda Kunst. Zu seinem anstehenden 75. Geburtstag hat er in Baden-Baden erstmals eine ganz persönliche Ausstellung zusammengestellt: Seine Schau "Lebenslinien" ist vor allem geprägt vom Expressionismus.

Frieder Burda in Baden-Baden vor dem von ihm errichteten Museum.

Frieder Burda in Baden-Baden vor dem von ihm errichteten Museum.

(Foto: dapd)

Die Auswahl hat ihn nicht lange beansprucht. "Gerhard Richter musste natürlich dabei sein, Picasso, Beckmann und die Amerikaner", zählt Frieder Burda auf. "Von jeder Station eben eine kleine Auswahl, alles kann ich ja nicht zeigen." Jetzt hängen 50 Bilder - etwa fünf Prozent der Sammlung - in seinem Museum in Baden-Baden. Die Ausstellung "Lebenslinien" ist eine Rückschau auf mehr als 40 Jahre Sammelleidenschaft.

Zurückgezogenes Leben

Burda, der eher zurückgezogen lebt, empfand den Gedanken an eine Ausstellung zu Ehren des eigenen 75. Geburtstages am 29. April anfangs als unangenehm. Inzwischen läuft er begeistert durch die Räume, mit dem träumenden Blick eines Vaters auf seine wohlgeratenen Kinder. Zu jedem Bild hat er eine Geschichte zu erzählen, angefangen von Lucio Fontanas zerschnittener roter Leinwand.

Unter dem Titel "Lebenslinien- Stationen einer Sammnlung" wird die Auswahl vom 18. März bis zum 15. Mai 2011 im Museum Frieder Burda gezeigt.

Unter dem Titel "Lebenslinien- Stationen einer Sammnlung" wird die Auswahl vom 18. März bis zum 15. Mai 2011 im Museum Frieder Burda gezeigt.

(Foto: dapd)

Mit diesem Anti-Kunst-Werk hat Frieder Burda damals seine Sammlung begonnen - in bewusster Abgrenzung zu seinem Vater, der sich und seine Familie mit Expressionisten umgab. Im Elternhaus hingen Originale von Ernst Ludwig Kirchner und August Macke. "Es waren die 68-Jahre, und ich war jung. Auf die Barrikaden habe ich mich nicht getraut, aber ich war fasziniert von der Radikalität in der Kunst", erzählt er. "Und natürlich wollte ich damit auch meinen Vater reizen."

Was ihm nicht gelang. Der alte Herr titulierte die neuen Strömungen als "interessant" - und der Sohn fand mit der Zeit zu den Expressionisten zurück. Vor allem Max Beckmann hat es ihm angetan. Als Freund Frankreichs ist er auch ein großer Bewunderer von Picasso. An dessen Altersruhesitz Mougins bei Nizza hat auch Frieder Burda einige Jahre gelebt und Alterswerke des großen Meisters gekauft.

Aber er öffnete sich auch zeitgenössischen deutschen Künstlern wie Gerhard Richter, Georg Baselitz und Sigmar Polke, die quasi mit ihm alt geworden sind. Sie füllen mit ihren großformatigen Werken das gesamte untere Stockwerk in Burdas 2004 gebauten Privatmuseum.

Freundschaft mit Richter

Vor allem mit Richter verbindet ihn auch eine Freundschaft, wenn das zwischen Künstler und Mäzen überhaupt möglich ist. "Da gibt es immer eine Spannung", erzählt er. "Vor allem muss man sich davor hüten, Künstlern Ratschläge zu geben. Sie arbeiten intuitiv, aus dem Bauch heraus, und lassen sich nicht reinreden."

Bader vor der Skulptur "Trois Lingnes Indeterminees" von Bernar Venet aus dem Jahr 1994.

Bader vor der Skulptur "Trois Lingnes Indeterminees" von Bernar Venet aus dem Jahr 1994.

(Foto: dapd)

Aus dem Bauch heraus hat auch Frieder Burda seine Sammlung angelegt. "Ich habe nur gekauft, was mir gefällt", sagt er und betont: "Ich habe nie danach geschaut, ob die Bilder an Wert gewinnen. Das funktioniert auch nicht." Was im Moment auf dem Kunstmarkt geschieht, hält er für absurd. "Ein Bild für 30 Millionen Euro. Dafür bekomme ich ein Schloss."

Dass Mäzene selbst zur Kunst werden können, ist in den "Lebenslinien" auch zu sehen. Andy Warhol hat Frieder Burda 1982 mit Siebdruck auf Leinwand gebannt. Kein Bild, das er mit auf eine einsame Insel nehmen würde, denn Warhol ist nicht sein Fall. Wenn schon Amerikaner, dann lieber Clyfford Still, Jackson Pollock und Robert Rauschenberg, die im oberen Stockwerk hängen.

Würde er ihre Werke auswählen? Bei der Frage nach der einsamen Insel schlüpft Frieder Burda wieder in die Rolle des Vaters und ziert sich. "Gar keines", sagt er spontan, weil er niemanden bevorzugen will. Nach einem kurzen Nachdenken entscheidet er sich dann doch: "Ein Richter und einen Picasso. Das sind für mich die größten."

Quelle: ntv.de, Ingo Senft-Werner, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen