Wieder im Angebot Khao Lak
09.01.2007, 09:50 UhrDie meisten Deutschen hätten wohl passen müssen, wenn sie kurz vor Weihnachten 2004 gefragt worden wären, wer oder was Khao Lak ist. Dann kam der Tsunami im Indischen Ozean und mit ihm viel Leid und Zerstörung.
Es gab Küstenabschnitte, die noch härter von den Todeswellen getroffen wurden, insbesondere in Indonesien. Gerade in Deutschland rückte aber rasch Khao Lak im Süden Thailands in den Fokus, weil es dort besonders viele tote Urlauber aus der Bundesrepublik zu beklagen gab. Für den Tourismus sei Khao Lak verloren, befürchteten manche Experten. Doch zwei Jahre später sieht die Sache anders aus: Khao Lak ist zurück in der Normalität - und in den Reisekatalogen.
Rund 40 Hotels und größere Bungalowanlagen standen in Khao Lak, als der Tsunami am Zweiten Weihnachtstag 2004 über sie hineinbrach, sagt Bettina Kraemer vom Thailändischen Fremdenverkehrsamt TAT in Frankfurt. Die Bettenzahl lag bei etwa 4.000. Beide Werte seien inzwischen wieder erreicht, auch wenn noch nicht alle zerstörten Hotels an dem Kilometer langen Sandstrand wieder aufgebaut sind. Noch immer gebe es Baustellen in Khao Lak, "aber im Januar wird alles fertig", sagt Kraemer. 2005 sei ein Jahr des Aufräumens gewesen, 2006 eines des Wiederaufbaus, lautet ihre Bilanz.
Khao Lak stehe touristisch heute wieder da, wo es ein Jahr vor dem Tsunami schon einmal war, urteilt Sedat Tatli, Bereichsleiter Asien bei Meier's Weltreisen in Frankfurt: Es sei eine aufstrebende Region mit Baustellentätigkeit. Die Kempinski-Gruppe zum Beispiel baue gerade das ehemalige "Sofitel" um, aus dem am Jahresende 2004 viele Bilder totaler Zerstörung um die Welt gingen und das fast vollständig niedergerissen worden ist. Die Neueröffnung soll 2008 sein. Zu spüren seien die Bauarbeiten vor allem im Zentrum der Küste von Khao Lak, südlich und nördlich lägen die Hotels weiter auseinander. Dass in den kommenden Jahren weitere Hotels entstehen, sei zu erwarten, so Tatli.
An die Zerstörungen des 26. Dezember 2004 erinnert in Khao Lak ein Gedenkplatz, erklärt Bettina Kraemer. Auf Tafeln seien dort Namen der Opfer verzeichnet. Auch ein größeres Patrouillenboot der Polizei, das von den Wellen weit ins Landesinnere gespült wurde, ist noch an dem Platz, an dem es das Wasser damals zurückließ – "und dort soll es auch liegen bleiben." Neu ist für Urlauber, dass es nun überall Hinweisschilder zu Fluchtwegen in die Berge gibt, sagt Jan Respen, der Asien-Direktor des Reiseveranstalters FTI in Bangkok. Neben den Baustellen seien sonst aber kaum Flutfolgen sichtbar. "Jeder Tourist, der jetzt nach Khao Lak kommt, ist völlig überrascht", schreibt der Asien-Experte und Reiseführerautor Richard Doring auf seiner Homepage www.khaolak.de. Die Region habe sich "unglaublich schnell erholt".
Auch bei den Reiseveranstaltern nimmt Khao Lak wieder ähnlich viel Raum ein wie vor dem Tsunami. Die TUI etwa listet im Sommerkatalog "Asien Schöne Ferien" dort sieben Hotels auf. FTI hat acht Hotels im Programm und Meier's Weltreisen neun. Das ist nur eines weniger als im Winter 2004/05 vor dem Tsunami, aber es sind mehr als doppelt so viele wie im Winter 2005/06, als Khao Lak im Programm geblieben war, "um den Namen nicht aus den Katalogen verschwinden zu lassen", wie Tatli es ausdrückt. Auch Neckermann stellt derzeit sieben Häuser zur Auswahl.
Die Nachfrage zieht mit. Khao Lak werde "überdurchschnittlich gut gebucht", sagt Stefanie Berk, Fernreisen-Direktorin bei Neckermann im hessischen Oberursel. Der Tsunami wirke sich auf die Touristenzahlen nicht mehr aus, weil das Ereignis von den Urlaubern als "einmalige Naturkatastrophe, die sich nicht wiederholt" eingestuft werde. Sie rechne deshalb damit, dass Khao Lak für Neckermann Reisen bald wieder das wichtigste Zielgebiet in Süd-Thailand werden wird, sagt Berk.
Meier's Weltreisen stehe bei der Nachfrage "knapp vor dem Stand, den wir zu Weihnachten 2004 hatten" sagt Sedat Tatli. FTI erreicht in Khao Lak immerhin 50 Prozent des Niveaus vor der Katastrophe. Khao Lak sei diejenige Destination, die in Thailand nach dem Tsunami "m langsamsten zurückgekehrt"sei, sagt Asien-Direktor Respen und erklärt das mit der Furcht der Touristen vor Baustellenlärm. Auch FTI rechne aber mit einer vollständigen Normalisierung im Winter 2007/08.
Insgesamt habe die Hotelauslastung im vergangenen Winter, als erst wenige Anlagen geöffnet waren, bei 80 Prozent gelegen, sagt Bettina Kraemer. Nun seien es bei deutlich mehr Häusern 90 Prozent, und für manche Wochen sei Khao Lak fast ausgebucht. Mit seinen Stränden und den eher ruhigen Hotels sei Khao Lak ein Gegenpol zum trubeligeren Phuket und werde gerade von Deutschen gezielt gesucht. Es sei daher nicht zu erwarten, dass die Erinnerung an den Tsunami der Entwicklung von Khao Lak langfristig im Wege steht, sagt Kraemer.
Informationen: Thailändisches Fremdenverkehrsamt, Bethmannstraße 58, 60311 Frankfurt (Tel.: 069/138 13 90).
Quelle: ntv.de