Reise

Nach "Agatha" Mayas hoffen auf mehr Gäste

"Nach dem Unwetter haben wir weniger Besucher und viele Probleme", heißt es am Atitlan. Nun helfen Deutsche und andere Ausländer, den Tourismus anzukurbeln.

Das Maya-Mädchen Tania (m) mit Frauen aus dem Frauenprojekt "Lema" vor einem Haus in San Juan La Laguna.

Das Maya-Mädchen Tania (m) mit Frauen aus dem Frauenprojekt "Lema" vor einem Haus in San Juan La Laguna.

(Foto: dpa)

Die Mayas in Guatemalas Hochland haben treue Freunde und Gäste, auch nachdem Sturm "Agatha" Ende Mai mit Überschwemmungen und Erdrutschen schwere Schäden anrichtete. Am Atitlan-See krempeln Einheimische, Deutsche und andere Ausländer schon seit Anfang Juni die Ärmel hoch, um Betroffenen zu helfen und den Tourismus wieder anzukurbeln.

"Weniger Besucher und viele Probleme"

Das Maya-Mädchen Tania aus San Juan La Laguna ist stolz, dass ihr Ort zu den saubersten im Lande zählt. Auch die Zehnjährige sammelt Dosen und Flaschen. Die Gemeinde am See hat ein Recycling-System aufgebaut. Das haben auch Tanias Mutter und ihre Kolleginnen angeschoben, die im Frauenprojekt "Lema" Stoffe, Blusen und Schals mit Naturfarbe herstellen. Die Aufträge sind rückläufig. Tanias dunkle Augen werden nun traurig. Sie sagt in fließendem Spanisch: "Nach dem Unwetter haben wir weniger Besucher und viele Probleme."

Das bestätigen auch Einheimische und Ausländer im nahen Jaibalito. In der Pension von Hans Schäfer, der aus dem Raum Ulm stammt, bekommen Obdachlose so manche Mahlzeit gratis. Zwischen Gästezimmern und Bananenstauden in der "Posada Jaibalito" sitzen Maya-Kinder, malen und buchstabieren. Denn das Schulgebäude ist beschädigt.

Das Panorama des Hochland-Sees mit Maya-Dörfern, bunten Märkten und Vulkanen hat schon viele "Promis" angelockt.

Das Panorama des Hochland-Sees mit Maya-Dörfern, bunten Märkten und Vulkanen hat schon viele "Promis" angelockt.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Bei Kaffee, Taco, Käse und Bohnen wird über die aktuelle Lage geredet. "Die Mayas wollen keine Almosen. Sie möchten, dass wieder mehr Touristen kommen. Das bringt Lohn und Brot", sagt Dr. Clemens Luhmann. Der Arzt aus Bielefeld lebt schon lange hier, hat von seinem Haus Vulkan- und Seeblick. Luhmann hilft bedürftigen Kranken und Verletzten. Die touristische Infrastruktur am See ist intakt, Hotels, Restaurants und Märkte sind geöffnet. Boote steuern alle Dörfer am Atitlan an.

In der Not halten alle zusammen

Der deutsche Arzt hat mit dem Geschäftsmann Jürgen Katt aus Hagen Lebensmittel und Kleidung in besonders betroffene Dörfer gebracht. Die Spenden stammen von Freunden Katts in Guatemala Stadt. Der 61-Jährige, der seit über 20 Jahren mit seiner Familie in Panajachel am Atitlan-See lebt und Honorarkonsul ist, betont: "In der Not halten am See alle zusammen - Einheimische, Touristen und Einwanderer aus aller Welt sowie die etwa 50 Deutschen, die hier leben."

Schon vor langer Zeit haben zahlreiche Prominente das Hochland am Atitlan-See bewundert: Alexander von Humboldt, später der Revolutionär Che Guevara, Regisseur Werner Herzog und Schauspieler Klaus Kinski. Die ersten Deutschen, die "Alemanes", zogen vor gut 150 Jahren hierher. Mehr als die Hälfte der 13 Millionen Guatemaltecos sind Mayas. Viele haben ihre Jahrhunderte alten Traditionen bewahrt.

Etwa 50 Deutsche leben am Atitlan-See.

Etwa 50 Deutsche leben am Atitlan-See.

(Foto: dpa)

"Schlimme Bilder von "Agatha" sind genug um die Welt gegangen. Wir blicken nun nach vorn", sagt Mario Rutgers aus dem Raum Enschede. Der 39 Jahre alte Holländer arbeitet am See als Computerfachmann und Webdesigner. Er unterstützt sozial engagierte Gruppen wie "auda guatemala" und sagt: "Nun müssen wir auch im Internet mehr von der menschlichen Solidarität, der Schönheit des Sees sowie der Herzlichkeit der Mayas und ihrem handwerklichen Könnens berichten."

In der antiken Maya-Stätte Tikal und der Kolonialstadt Antigua mit über 60 kleinen Spanischschulen hat das Unwetter keine Schäden hinterlassen. "Das wissen leider im Ausland viel zu wenige", sagt Reiseführer Emilio Briones Eckstein, der auch viele Jahre in Hamburg lebte. "Von uns kam niemand zu Schaden", sagt Christa Methmann aus Flensburg. "Leider ging der Tourismus zurück." Die 57-Jährige fertigt in Antigua Bilder und Blusen und räuchert Fisch. Auch hier leben knapp 50 Deutsche und einige hundert Ausländer. Vier Wochen nach "Agatha" sind schon wieder Urlauber da, übernachten bei Familien, bewundern Kolonialbauten und historische Ruinen.

Wegen steigender Kriminalität und Überfällen hat es der Tourismus in Guatemala und den Nachbarländern ohnehin heute schwer. Das Auswärtige Amt schreibt: "Bei Reisen nach Guatemala ist erhöhte Vorsicht geboten." Das Land habe "eine der höchsten Kriminalitätsraten in Lateinamerika." Ericka Guillermo vom staatlichen Tourismusinstitut Inguat betont aber, auch die Touristenpolizei sei verstärkt im Einsatz.

Quelle: ntv.de, Bernd Kubisch, dpa

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