Reise

Schnell weit weg Mit Rucksack um die Welt

Rucksackreisen werden immer beliebter. "Das hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen", beobachtet Jana Binder, Kulturanthropologin aus München.
"Was in den 80ern Interrail war, ist heute das 'Round-the-World-Ticket', das Fliegen sehr günstig macht", sagte Binder. Auch Rucksackreisende starten deshalb mittlerweile in aller Regel am Flughafen und nicht mehr als Tramper an der Bundesstraße. Aber nicht nur die Chancen, schnell weit weg zu kommen, sind größer geworden. Auch die Palette der Ziele wird immer breiter: "Backpacker bereisen heute viel mehr Länder als früher. Zum Teil geht es geradezu darum, möglichst viele Grenzen zu überschreiten", erklärte Binder.

Das habe allerdings auch damit zu tun, dass Fernreisen insgesamt viel normaler geworden sind: "Inzwischen sind schließlich Hans und Franz in Bali gewesen." Sehr viel leichter sei es geworden, etwa mit Hilfe des Internets Reisepartner zumindest für einzelne Abschnitte zu finden. "Man verabredet sich in Vietnam, dann fährt der eine nach Thailand weiter und der andere nach Laos, und man trifft sich in Malaysia wieder", sagte Binder, die an der Universität Frankfurt/Main über Rucksackreisen promoviert hat. Kontakt über E-Mails zu halten, sei in der Regel kein Problem. "Backpacker schreiben auch keine Postkarten mehr nach Hause. Viele nutzen stattdessen Mailinglisten und halten ihre Bekannten so auf dem Laufenden."

Reiseverlauf im Blog

Längst nichts Ungewöhnliches mehr seien auch Blogs, in denen Backpacker von ihren Reiseerfahrungen berichten. "Die sind oft übrigens immer die gleichen: Geschichten über gefährliche Grenzregionen oder klapprige Busse", so Binder. Reisen in größeren Gruppen ist aber nach wie vor die Ausnahme: "Die meisten Backpacker brechen alleine auf oder mit einem Freund." Und längst sind solche Touren keine Männerdomäne mehr: Nach Binders Beobachtung gibt es sogar etwas mehr Frauen, die mit dem Rucksack auf Reisen gehen.

Arbeiten und Reisen östlich von Europa

Nach wie vor als Backpacker-Ziel beliebt sind Australien und Neuseeland - wenn auch mit Abstrichen wegen der vergleichsweise hohen Kosten. "Viele Rucksackreisende entscheiden sich in dem Fall für das Modell Work & Travel", so Binder. "Da kann es schon vorkommen, dass zur Finanzierung der Reise in Australien Erdbeeren gepflückt werden."

Asien hat sich dagegen inzwischen auf der Backpacker-Landkarte fest etabliert. "Die Länder dort sind beliebt, weil sie günstig sind." Zudem gelte Asien als sicher. Rucksackreisende würden aber durchaus nicht überall mit Begeisterung gesehen: "Vietnam setzt sehr auf die Backpacker, aber in Thailand möchte die nationale Tourismusbehörde sie am liebsten schon nicht mehr haben." Das liege vor allem daran, dass die Tourismusbranche sich von Pauschaltouristen mehr verspricht. "Dabei stimmt das nicht. Backpacker geben zwar weniger aus, lassen aber mehr Geld im Land" - weil keine ausländischen Reiseanbieter an ihnen verdienen. Vor allem aber erwarteten Rucksackreisende keine großen Investitionen in Hotels: "Backpacker brauchen kein Resort mit drei verschiedenen Pools. Sie bevorzugen es authentischer." Südamerika schließlich spiele im Vergleich zu Südostasien eine geringere Rolle für Rucksacktouristen - nicht zuletzt wegen der Gewaltkriminalität in einigen Ländern.

Quelle: ntv.de

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