Winzerstädte und alte Klöster Mit dem Rad durch Franken
10.09.2010, 10:25 UhrGute Weine gibt es in der Region um Würzburg seit Langem. Schon Goethe wusste das zu schätzen. Viele der kleinen Städte unweit des Mains haben vom Weinbau profitiert. Ob Iphofen oder Volkach: Einen Besuch lohnen sie nicht nur wegen der guten Tropfen.

Iphofen liegt zu den Füßen des Schwanbergs - das romantische Winzerstädtchen ist durch Weintourismus wohlhabend geworden.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Goethe wusste, was gut ist. Regelmäßig ließ er sich Wein vom Würzburger Stein nach Weimar schicken. Noch heute schmückt sich das Juliusspital, Deutschlands zweitgrößtes Weingut, gern mit den Lobeshymnen, die sein einstmals prominentester Kunde auf die Reben sang. Zur Domäne des Juliusspitals gehört auch der Julius-Echter-Berg an den Steilhängen des Schwanbergs, 30 Kilometer östlich von Unterfrankens Metropole. Zu dessen Füßen liegt das Winzerstädtchen Iphofen.
Lieferungen an Elizabeth II., Castro und Benedikt XVI.
Mit Lieferungen an die englische Königin Elizabeth II., Kubas Staatschef Fidel Castro und Papst Benedikt XVI. können die Iphöfer Weinbauern jederzeit mit ihren Würzburger Kollegen konkurrieren. Der Weintourismus hat den Ort reich gemacht. Fast symbolisch wirkt da die Vinothek in der Stadtmitte. Der Gebäudekomplex besteht aus einem Traufhaus aus dem 17. Jahrhundert, dessen Fachwerkgebälk mit den Stahlstreben und Glaswänden des modernen Pavillonanbaus harmoniert. Vorbei sind die Zeiten, als Weinliebhaber noch Winzer für Winzer abklappern mussten. "Wir bieten 70 Weiß- und Rotweine von 20 Weingütern zur Verkostung an", sagt Pächterin Heidrun Kaufmann.

Ein Winzerstädtchen mit mittelalterlicher Vergangenheit - auf dem Rundweg um die Stadtmauer lassen sich die meisten Attraktionen Iphofens vom Stadttor bis zum Pestturm begutachten.
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Doch man pflegt in Iphofen auch die Erinnerung an weniger komfortable Zeiten. Mit Gästeführerin Claudia Bellanti wird die mittelalterliche Vergangenheit des Städtchens wieder lebendig. Vor der Michaelskapelle bleibt sie stehen: "Drücken Sie mal auf den Knopf neben der Pforte!" Statt des erwarteten Klingeltons geht hinter der kleinen Sichtluke ein Licht an: Hunderte von Menschenknochen und Totenschädel sind in einer Gruft übereinander geschichtet. "Die Gebeine stammen alle aus dem späten Mittelalter."
Schauergeschichten um Pest- und Faulturm
Frau Bellanti gibt aber noch weitere Schauergeschichten zum besten: "Der schlanke runde Eulenturm wird auch Faulturm genannt, weil man im Turmverlies die lebenslänglich Eingekerkerten nach ihrem Tod dort verfaulen ließ." Und es kommt noch ärger: Mancher wundert sich über das zugemauerte Tor eines wuchtigen Wehrturms. "Wenn Sie in die entgegengesetzte Richtung blicken, sehen Sie den Friedhof, der außerhalb der Stadtmauern liegt", erklärt Claudia Bellanti. Der Turm ist der Pestturm: Durch sein Tor hat man die Pestleichen nach drüben auf den Totenacker gebracht. "Die Erinnerung an diese schreckliche Zeit wollten die Menschen damals für immer symbolisch wegschließen." Deshalb wurde das Pesttor 1596 zugemauert - und seitdem nie wieder geöffnet.
Nach dieser Führung ist man beinahe geneigt, ein Dankgebet zu sprechen, dass man in zivilisierteren Zeiten lebt. Kein Ort wäre dafür geeigneter als das nördlich von Iphofen gelegene Kloster Münsterschwarzach, dessen Ursprünge bis ins Jahr 780 zurückreichen. Die Anlage mit ihren vier Türmen thront in einer fruchtbaren Senke an den Ufern des Mains. Die jetzige Abteikirche wurde 1935 bis 1938 errichtet und ist der einzige Sakralbau dieser Größe, der im "Dritten Reich" entstand. Nur drei Jahre konnten die Mönche dort unbehelligt den Gottesdienst ausüben, dann lösten die Nazis das Kloster auf.
Viele Sandstein-Bildstöcke
Von der Religiosität der Menschen zeugen auch die vielen Sandstein-Bildstöcke in den Weinbergen flussaufwärts. Die landschaftlich reizvolle Strecke zu den Winzerorten Sommerach und Nordheim mit ihren elegant gestylten Vinotheken verläuft kilometerlang vorbei an Rebhängen. Die beiden Dörfer liegen seit dem Bau des Mainkanals wie auf einer Insel.

Wo der Wein gefeiert wird: Sommerach liegt am Main und gilt als Winzerdorf aus dem Bilderbuch.
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Der westlich verlaufende naturbelassene Altmain mit seinen Sandbänken und begrünten Uferstreifen ist ein Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt. Er gibt einen Eindruck von der einstigen Urwüchsigkeit des Flusses. In Volkach, wo sich der Kanal wieder mit dem Main vereinigt, trifft Mittelalter auf Moderne: Vom Ortsteil Astheim soll ab 2011 eine kühne, nicht unumstrittene Stahlkonstruktion über den Fluss in die schmucke Stadt führen.
Informationen
Tourist Info Iphofen, Telefon: 09323/87 03 06, www.iphofen.de
Abtei Münsterschwarzach, Schweinfurter Straße 40, 97359 Münsterschwarzach, Telefon: 09324/200, www.abtei-muensterschwarzach.de
Tourist-Information und Kulturamt Volkach, 97332 Volkach, Telefon: 09381/40 112, www.volkach.de.
Quelle: ntv.de, dpa