Neun Jahre nach 24-Stunden-Brand Moskaus Fernsehturm wieder offen
26.08.2009, 07:53 UhrNeun Jahre nach einem verheerenden Brand ist Moskaus Funk- und Fernsehturm, der mit 540 Metern größte in Europa, wieder für das Publikum geöffnet. So richtig hat sich die Neuigkeit zwar wegen fehlender Werbung in der mehr als zehn Millionen Einwohner großen Stadt noch nicht herumgesprochen. Doch nach dem Absturz eines Fahrstuhls am 27. August 2000, bei dem drei Menschen starben, schnellen nun neue Lifte zur Aussichtsplattform in 337 Metern Höhe. Wer eine Führung auf dem Ostankino-Fernsehturm bucht, wird mit einer famosen Aussicht auf die größte Stadt Europas belohnt.
Ein Basejumper fliegt mit seinem Fallschirm am Ostankino-Turm in Moskau hinunter (Archivfoto vom 27. Oktober 2007).
(Foto: dpa)
"Wir haben so lange davon geträumt, den Blick auf unser liebes Moskau noch einmal aus dieser Höhe zu genießen. Sehen Sie nur der Kreml", schwärmt die 67-jährige Galina, die mit Bekannten hier ist. Noch eben im Fahrstuhl bekreuzigte sich die Seniorin, weil sie an die Katastrophe von damals denken musste. Auf ein Stück Glasboden mit einem schwindelerregenden Blick in den Abgrund wagt sie sich aber lieber nicht. Enttäuscht ist sie nur, dass das Restaurant "Siebter Himmel" auch nach so vielen Jahren noch immer geschlossen ist.
Bei dem Feuerdrama in dem Giganten aus Beton und Stahl hetzten damals Dutzende Menschen die engen Nottreppen 300 Meter runter auf den Boden. Das Feuer, vermutlich durch einen Kurzschluss in einem Antennenverstärker an der Turmspitze ausgelöst, fraß sich unaufhaltsam 24 Stunden lang nach unten durch. Auch ein Großteil der 150 Stahlseile im Innern des Architekturdenkmals wurde beschädigt. Ein Lift stürzte ab und riss zwei Feuerwehrmänner und eine Fahrstuhlführerin in den Tod.
Tagelanger Ausfall wichtiger TV-Kanäle
Der verheerende Brand am 27. August 2000 ...
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Millionen Russen waren direkt von dem Drama betroffen, weil über Tage die wichtigsten Fernsehkanäle ausfielen. Die Sendeleistung des nach einem Entwurf von Nikolai Nikitin 1967 eröffneten Fernsehturms, der als Wunderwerk sowjetischer Ingenieurskunst gilt, reicht 120 Kilometer weit. Waren es anfangs nur vier Fernseh- und drei Radioprogramme, so werden heute 19 TV- und 15 Radiosender übertragen. Rund zehn Millionen Menschen haben die Sehenswürdigkeit im Norden der russischen Hauptstadt bislang besucht.
... und der Turm am Tag danach.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein Museum am Fuße des russischen Riesen erinnert an die Erbauung dieser bis Mitte der 1970er Jahre höchsten frei stehenden Konstruktion der Welt. Nach dem Brand wollten die Ingenieure die Renovierung zu einem neuen Weltrekord nutzen, um den mit 553 Metern höchsten Fernsehturm in Toronto zu übertrumpfen. Doch Geldmangel, neue Brände und schwere Risse in den Betonmauern machten das Vorhaben zunichte. Immerhin soll nächstes Jahr das Restaurant auf drei Etagen knapp unter der Plattform wieder mit himmlischer Küche locken.
Quelle: ntv.de, Ulf Mauder, dpa