Strände und Zweitausender Naturpark Korsika
29.05.2008, 14:51 Uhr
Selbstbewusste Stadt in luftiger Höhe - Bonifacio thront auf einem 60 Meter hohen und eineinhalb Kilometer langen Kalkplateau .
"Kalliste", die Schönste - so wurde Korsika bereits von den alten Griechen genannt. Noch heute hat die viertgrößte Mittelmeerinsel den Beinamen "Ile de Beaute", Insel der Schönheit. Und das völlig zu Recht. Mehr Abwechslung auf engstem Raum gibt es nicht: Eine grandiose Gebirgskette, tiefe Schluchten und Wasserfälle, üppige Vegetation, karibikblaues Meer, weißer Sand und Steilküste.
Wer Korsika besucht, speziell im Frühsommer, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus: Die Insel leuchtet im satten Grün, riesige Wälder sowie wild blühende, duftende Büsche und Kräuter, die "Maccchia", bedecken fast die Hälfte der Landschaft. Der berühmteste Korse, Kaiser Napoleon Bonaparte, behauptete einmal, er könne seine Heimat allein am Duft schon erkennen.
Nicht weniger beeindruckend ist die Bergwelt mit ihren zahlreichen Zweitausendern im Innern der Insel. Kaum zu glauben: Auf den höchsten Gipfeln wie dem imposanten Monte Cinto (2.706 Meter hoch) liegt auch im Sommer über Schnee. Entlang der Küste wechseln sich Sandstrände und schroffe Kreidefelsen ab.
Dort leben auch die meisten der etwa 280.000 Korsen. Das Innere der gebirgigen Insel ist weitgehend unbewohnt. Korsika gleicht einem unberührten Naturpark. Große Hotelkomplexe oder Bettenburgen am Meer gibt es nicht, nicht einmal in wichtigen Städten wie Ajaccio, Bastia oder Bonifacio. Dafür locken unzählige familiengeführte Pensionen sowie Campingplätze in der Nähe idyllischer Buchten.
Auf Korsika bleibt man weitgehend unter sich: Etwa Dreiviertel der 2,8 Millionen Touristen, die jedes Jahr im Hochsommer hier Ferien machen, sind Festlandfranzosen. Viele haben ein Ferienhaus oder einen Altersruhesitz in Strandnähe. Marseille ist nur wenige Fährstunden, Lyon gerade mal eine Flugstunde entfernt. Im Gegensatz zur italienischen Nachbarinsel Sardinien im Süden - nur 12 Kilometer Luftlinie entfernt und damit fast zum Greifen nah - spielen deutsche Touristen auf Korsika bislang kaum eine Rolle.
Soweit die Muskeln tragen
Auf Pauschaltouristen übt die eigenwillige Naturschönheit Korsikas offenbar nur wenig Reiz aus. Es gibt keine Schicki-Micki-Szene am Strand, In-Lokale sind rar gesät, Diskotheken ein Fremdwort. Von Ballermann keine Spur. Dafür wissen unzählige Individualreisende die Insel sehr zu schätzen.
Korsika ist ein Eldorado für Bergsteiger, Wanderer und Kletter. Die meisten brauchen einen Guide an ihrer Seite, um auf den steilen Kletterpfaden oder beim Aufstieg zum Monte Cinto bestehen zu können. Korsikas Hochgebirge ist nichts für Anfänger. Der Grande Randonnee, kurz GR 20, etwa gilt als der schwierigste Höhenwanderweg Europas - für Ungeübte kaum zu schaffen.
Paradiesische Verhältnisse finden auch Extremsportler, Kanuten und Mountainbiker vor. Jedes Jahr treffen sich die kühnsten Supersportler Europas zum Multi-Disziplin-Rennen Corsica Raid. Wem Triathlon zu lasch ist, der kann eine Woche lang im Kajak um die Wette paddeln, wandern, klettern, trekken, abseilen, radeln. Im Mai und Juni, den besten Reisemonaten für Korsika, sind Massen von Motorradfahrern auf den wenigen Berg- und Küstenstraßen unterwegs.
Teurer als in Nizza und Paris
Von atemberaubender Farbenpracht ist zu dieser Jahreszeit auch die "Macchia", die von der Küste bis hinauf in 2.000 Meter Höhe wächst. Im Frühjahr stehen Thymian, Wacholder, Rosmarin, Lavendel, Myrte und viele andere Sträucher in voller Blüte. Ihr unverwechselbares Duftgemisch entsteht, wenn die Pflanzen aromatische Öle absondern, um sich vor Austrocknung durch Verdunstung zu schützen.
Was viele Korsika-Touristen ebenfalls die Luft anhalten lässt, sind die Preise. Lebensmittel kaufen oder Essen gehen kommt so teuer zu stehen wie im luxuriösen Nizza oder in Paris. In der ärmsten Region Frankreichs ist Leben und Wohnen spürbar kostspieliger als im Mutterland oder auf dem 83 Kilometer entfernten italienischen Festland. Bis auf landwirtschaftliche Eigenprodukte wie Wein oder Käse muss das Meiste importiert werden. Inselurlaub auf Korsika muss man sich leisten können: 2,50 Euro für ein Mini-Softeis oder 17 Euro für einen kurzen Bootsausflug in die Höhlen der Festungsstadt Bonifacio passen nicht in jedes Ferienbudget.
Quelle: ntv.de