Reise

Schokoladenkultur im Barock Neue Schau in Aachen

Für Ihre Hochwohlgeboren begann der Tag mit einem Tässchen Schokolade im Bett. Das praktische Frühstückstablett gab es noch nicht - die halb liegende Adelige musste die Tasse balancieren. Der Genuss war von der Gefahr des Schlabberns getrübt. "Neben der Sauerei wäre es schade um das damals sehr kostbare Getränk gewesen", sagte die Leiterin des Aachener Couven-Museums, Dagmar Preising. Das war die Geburtsstunde der Trembleuse-Tasse, der "Zittertasse". Eine feste Manschette auf der Untertasse sollte das Malheur im Bett verhindern.

Das Aachener Couven-Museum beleuchtet in seiner neuen Ausstellung "Süße Versuchung - Vom Kakao zur Schokolade" von diesem Samstag (9. Mai) bis zum 6. September die Geschichte der Schokolade und die Schokoladenkultur des europäischen Adels im 17. und 18. Jahrhundert. Nach dem Import von Kakao, wahrscheinlich durch die Spanier, habe es Schokolade zunächst nur in flüssiger Form gegeben - als bittere Medizin. Sie wurde in Apotheken verkauft. "Schokolade wurde ausgezehrten Patienten verschrieben", sagte Preising.

Fettig und kein Genuss

Das fettige Getränk war zunächst so weit vom Genuss entfernt, dass es mit dem Segen vom Papst sogar in der Fastenzeit getrunken werden durfte. Doch Zucker machte dann viel aus: Die gesüßte Schokolade wurde zum teuren Genuss für den Adel und das reiche Bürgertum. Man gönnte sich ein Tässchen im Bett am Morgen und zelebrierte den Kakaogenuss im ausgewählten Kreis.

"Das Getränk war kostbar, die Gefäße waren es auch", sagte Preising. Ausgeschenkt wurde in Chocolatiren aus Silber oder Porzellan, schlanken Schokoladenkannen mit einem abstehenden Griff. Im Deckel war ein Loch für den Rührquirl. "Oben auf schwamm das Fett, das mit dem Quirl untergerührt wurde."

Trink-Schokolade als Medizin

Mit der Ausstellung besinnt sich das Couven-Museum auch auf die Geschichte seines Gebäudes. Darin hatte der Aachener Apotheker Andreas Monheim einst Trink-Schokolade als Medizin verkauft.

Erst als es technisch möglich war, Schokoladenpulver mit sehr niedrigem Fettanteil herzustellen, war die Zeit für die cremige Tafelschokolade reif. Die erste Tafelschokolade in Deutschland soll Sebastian Monheim 1857 in Aachen produziert haben, in der Nähe des Couven-Museums.

Quelle: ntv.de, Elke Silberer, dpa

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