Neue "Promenaden-Mischung" Ostseeküste baut mehr auf Holz
09.09.2011, 13:26 Uhr
Neue Moden: Urlauber in Grömitz in der "Ostsee-Lounge".
(Foto: dpa)
Gerade Wege und Waschbeton waren gestern: Heute zeigen sich Promenaden an der Ostseeküste gerne maritim mit Holzstegen und plätschernden Wasserspielen. Immer mehr Bäder an der Lübecker Bucht folgen diesem Trend und entledigen sich ihrer Promenaden im Stil der 1970er Jahre.
Bauarbeiter statt Eisverkäufer haben in diesem Sommer auf der Promenade im Ostseebad Travemünde den Ton angegeben. Auch in der Saison rollten Bagger über die Flaniermeile, denn zum Saisonstart 2012 soll die neue Strandpromenade fertig sein - mit Spiel- und Ruhezonen, einem 75 Meter breiten barrierefreien Zugang zum tiefer gelegenen Strand und einem lässig-eleganten Beachclub im Sand.
An Schleswig-Holsteins Ostseeküste ist das große Renovieren ausgebrochen. Nach Grömitz, Scharbeutz und Timmendorfer Strand und Niendorf im Kreis Ostholstein trennt sich auch Travemünde von seiner Promenade im Stil der 1970er Jahre.
Veränderte Ansprüche
Organische Formen, natürliche Materialien und maritimes Flair - das ist der neue Promenadentrend. "Die Ansprüche der Gäste haben sich verändert. Befragungen haben gezeigt, dass sie sich unter anderem Gastronomie quasi mit den Füßen im Sand wünschen. Also richten wir Lounges direkt am Strand ein, wie es sie in Grömitz oder Scharbeutz bereits gibt", sagt Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff. Rund 6,2 Millionen Euro investiert sein Kurbetrieb gerade in die Neugestaltung der 1,7 Kilometer langen Strandpromenade zwischen Hafeneinfahrt und der Steilküste Brodtener Ufer.
In Scharbeutz führt jetzt ein sanft geschwungener Holzsteg durch die Dünen, vorbei an windgeschützten Sitzplätzen, kleinen Strandkiosken und Sportanlagen. "Früher war die Promenade ein schnurgerader Weg, der Blick auf den Strand war über weite Strecken durch Hecken und einen Stacheldrahtzaun verdeckt", erinnert sich Tourismusdirektor Joachim Nitz an die Sünden der 1970er Jahre.
Acht Jahre hat der Umbau des Ortskerns gedauert, allein die Neugestaltung der Promenade hat rund fünf Millionen Euro gekostet. "Insgesamt haben wir mit Hilfe des Landes seit 2003 rund 25 Millionen Euro in die Neugestaltung des Zentrums investiert, Private haben nachgezogen", berichtet Nitz. Das mache sich bereits in steigenden Gästezahlen bemerkbar, sagt er.
Millionen Euro investiert
Auch Timmendorfer Strand hat kräftig in die Umgestaltung seiner Promenaden investiert. Knapp 3,9 Millionen Euro sind zwischen 2007 und 2009 in die Neugestaltung der Strandpromenade geflossen, für mehr als zwei Millionen Euro wurde die Promenade im Ortsteil Niendorf neugestaltet - auch hier geben jetzt, Holz, geschwungene Wege und viele Spiel- und Ruhezonen den Ton an.
"Es ist schön zu sehen, was sich in der Region bewegt. Denn für die Positionierung unserer Urlaubsregion sind diese Infrastrukturprojekte von hoher Bedeutung, weil sie eine sichtbare Qualitätsverbesserung darstellen", sagt die Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein-Tourismus, Claudia Drögsler. Knapp 21 Millionen Euro aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft des Landes Schleswig-Holstein sind nach Angaben des touristischen Regionalverbandes zwischen 2007 und 2010 in die Modernisierung der touristischen Infrastruktur allein in die Ostseebäder zwischen Travemünde und Heiligenhafen geflossen.
Neue Outdoor-Fitnessanlage in Scharbeutz: Spielanlagen für Jung und Alt sowie Fitnessgeräte gehören zu den Neuerungen in den Ostseebädern.
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Den Einwand, dass die neuen Promenaden alle ähnlich aussehen, wollen die Verantwortlichen in den Orten dabei nicht gelten lassen. "Promenaden sollen die Geschichte und den besonderen Charakter des Ortes ausdrücken. Deshalb betonen wie den eher städtischen Charakter Travemündes durch ein Granitpflaster, wie es auch in Lübeck zu finden ist", sagt Kirchhoff. Sein Scharbeutzer Kollege Nitz sagt: "Auch wenn sich Grundelemente wiederholen, jeder Ort hat seine eigenen typischen Elemente und das kommt auch bei den Promenaden zum Ausdruck."
Quelle: ntv.de, Eva-Maria Mester, dpa