Reise

Griechenland-Urlauber warten auf Sprit Tankfahrer zur Arbeit gezwungen

Viele Griechenland-Urlauber sitzen erneut wegen eines Streiks fest. Diesmal gibt es kein Benzin mehr. Mietwagenkunden können nur auf Kulanz der Vermieter hoffen - einen Anspruch auf Stornierung gibt es nämlich nicht. Die griechische Regierung hat den tagelangen Streik der Last- und Tankwagenfahrer nun mit einer Notverordnung beendet, um der Benzinknappheit zur Hauptreisezeit ein Ende zu setzen.

Wohl dem Urlauber, der in Griechenland nicht mit dem Auto unterwegs ist.

Wohl dem Urlauber, der in Griechenland nicht mit dem Auto unterwegs ist.

(Foto: REUTERS)

Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou hat den tagelangen Streik der Last- und Tankwagenfahrer mit einer Notverordnung beendet, um der Benzinknappheit zur Hauptreisezeit ein Ende zu setzen. Er erließ nach Angaben eines Sprechers am Mittwochabend eine Anordnung, in der die Fahrer zur Arbeit verpflichtet wurden.

Der Ausstand habe bereits für eine "ernsthafte Störung" des wirtschaftlichen und sozialen Lebens gesorgt. So leide der Gesundheitssektor angesichts ausstehender Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen unter Versorgungsschwierigkeiten. Durch den Streik war in einigen Tankstellen in Athen der Treibstoff ausgegangen. Auch in anderen Städten war Benzin knapp.

Nach Angaben des Verbandes der Tankwarte hatten nur noch etwa fünf Prozent der Tankstellen Benzin und Diesel. An den wenigen Tankstellen, die noch Sprit verkauften, bildeten sich weiter lange Warteschlangen. Die Gewerkschaftsvertreter der Tank- und Lastwagenfahrer wollten sich am Nachmittag mit der Regierung treffen, um eine Lösung zu finden. Nach der Entscheidung, die Fahrer zum Dienst zu verpflichten, wird damit gerechnet, dass sich die Situation am Wochenende normalisiert.

Zahlreiche Absagen von Touristen

Die Lage war dramatisch geworden: Tausende Touristen annullierten Medienberichten zufolge am Mittwoch ihre Reisen, weil sie Angst davor hatten, mit dem Auto in Griechenland steckenzubleiben. Auf Kreta hätten mehr als 200 Touristen ihre gemieteten Fahrzeuge einfach stehengelassen, weil sie keinen Sprit mehr bekamen. Der Tourismus in Griechenland stehe für dieses Jahr vor dem Ende, befürchten daher Verbände der Hoteliers und der Campingplatzbetreiber.

Und wohl dem, der beim Warten auf den Sprit bequem sitzt.

Und wohl dem, der beim Warten auf den Sprit bequem sitzt.

(Foto: AP)

Am Mittwoch kam es auch zu ersten Engpässen in der Versorgung mit Gemüse und Obst. Nur die an die anderen Balkanstaaten angrenzenden Regionen leiden nicht. Die Fahrer reisten immer wieder nach Bulgarien oder in die Türkei, um dort ihre Wagen vollzutanken, berichtete das Staatsradio weiter.

Teure Lizenzen für Tankwagen

Hintergrund des Streiks der Tank- und Lastwagenunternehmen ist ein Gesetzentwurf zur Liberalisierung des Berufszweigs. Geplant ist, die Lizenzgebühren drastisch zu senken - dagegen laufen die Lizenzinhaber Sturm, die seinerzeit hohe Gebühren in Kauf nehmen mussten. Das geplante Gesetz ist Teil der Abmachung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern, der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds (IWF). IWF und EU hatten die Pleite des Landes mit einem milliardenschweren Rettungspaket abgewendet. Gespräche zwischen Verkehrsministerium und Gewerkschaften der Tank- und Lastwagenindustrie sind festgefahren.

Kein Mietwagen-Storno

Mietwagenkunden in Griechenland haben wegen der dortigen Kraftstoffknappheit keinen Anspruch auf eine Stornierung des Vertrags. "Das ist höhere Gewalt, da gibt es keinen Rechtsanspruch", erklärt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Verhandlungsgespräche könnten sich aber lohnen. Griechenland-Reisenden rät Maurer, im Gespräch mit dem Vermieter vor Ort eine Lösung zu suchen. Zumindest von den großen Anbietern sei eine gewisse Kulanz erwartbar. Bestenfalls könnten Verträge aufgehoben werden - vor Fahrtantritt oder danach.

Auf Kulanz der Anbieter können Mietwagenkunden auch hoffen, wenn sie ihren Wagen nicht wie vereinbart vollgetankt wieder abgeben können, weil kein Kraftstoff verfügbar ist. Kommt ein Auto fast leer zurück, kassieren viele Verleiher laut Maurer normalerweise "unattraktiv hohe" Vorauszahlungen fürs nachträgliche Tanken.

"Unter den besonderen Umständen kann man darüber aber sicher mit dem Anbieter reden und faire Konditionen aushandeln", sagt der ADAC-Sprecher. Reservekraftstoff im Auto mitzuführen oder gefüllte Spritkanister ins Land zu bringen, verbietet das griechische Gesetz strikt. "Es könnte zwar gut sein, dass die Polizei momentan bei Kontrollen ein Auge zudrückt, wenn jemand Reservesprit an Bord hat", spekuliert Maurer, betont aber: "Griechenland-Urlaubern und auch Transitreisenden rate ich dringend davon ab."

Quelle: ntv.de, dpa

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