Unberührte Natur Unbekanntes Nordbrandenburg
10.08.2007, 09:40 Uhr
Touristen während einer Floßfahrt auf dem brandenburgischen Oberpfuhlsee bei Lychen.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Nordbrandenburg liegt etwas ab vom Schuss - eingequetscht zwischen der Mecklenburgischen Seenplatte, Potsdam und Berlin. Verstecken müssen sich das Ruppiner Land und die Uckermark hinter ihren Nachbarn aber nicht.
Der Staken misst mehrere Mannslängen. Marcus Thum taucht die Spitze ins Wasser, klemmt sich das Querstück am anderen Ende unter den Arm und marschiert mit kräftigen Schritten auf den Holzplanken los.
Langsam setzt sich das Floß in Bewegung und treibt auf den Oberpfuhl hinaus, so wie viele tausend Flöße zuvor. Das Flößen hat Tradition auf dem bei Lychen gelegenen See in der Uckermark, genauso wie am Tornow- oder dem Zermützelsee im Ruppiner Land. Lange lebten die Menschen hier in Nordbrandenburg vom Holz aus den Wäldern. Die Landschaft zog früher Dichter wie Theodor Fontane an, heute sind es Wasserwanderer und andere Naturliebhaber.
Nordbrandenburg liegt etwas ab vom Schuss - eingequetscht zwischen der Mecklenburgischen Seenplatte, Potsdam und Berlin. Verstecken müssen sich das Ruppiner Land und die Uckermark hinter ihren Nachbarn aber nicht. Kajak und Canadier sind dabei ideale Fortbewegungsmittel.
Der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land erstreckt sich über rund 680 Quadratkilometer mit Mooren, Buchenwäldern und mehr als 100 Seen. Mit etwas Glück bekommen Urlauber hier einen Otter zu sehen oder sogar einen Seeadler. Auch der Oberpfuhl - der See, auf dem Marcus Thum die Besucher per Floß herumfährt - gehört zu einem Naturpark, den "Uckermärkischen Seen". Motorboote sind ebenso verboten wie auf dem benachbarten Zenssee, der wegen seiner Tiefe türkisblau leuchtet.
Fast vollständige Rundtour
Von Lychen aus lässt sich eine fast vollständige Rundtour paddeln. In drei Tagen geht es über den Stolpsee zum Röddelin- und Templiner See. Zu eilig sollten es Paddler aber nicht haben - denn auf der Strecke gibt es neben Schilf, Wald und Schwänen noch einiges mehr zu sehen. An Templin etwa kommen Wasserwanderer gar nicht vorbei, denn sie paddeln mitten durchs Zentrum. Eine sieben Meter hohe Mauer fasst die Altstadt vollständig ein. Nach einem Stadtbrand 1735 wurde sie nach klaren Vorgaben neu aufgebaut, mit ähnlich gestalteten Häusern und breiten Straßen. Kein Brand sollte ihr je wieder etwas anhaben. Und tatsächlich ist die Altstadt noch heute in weiten Teilen intakt.
Ein ähnliches Schicksal ereilte Neuruppin - hier wütete der Stadtbrand 1787. Verschont wurden damals nur die Straßen rechts und links der Klosterkirche, etwa die enge, verwinkelte Siechengasse. Wo einst die Ärmsten der Armen hausten, stehen heute liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. Das Älteste - das Uphus - beherbergt inzwischen ein Hotel, ebenso wie das alte Siechenhospital.
Platz für Aufmärsche
Neuruppin war immer Garnisonsstadt, und so mussten die Straßen Platz für Aufmärsche lassen. Heute profitieren Cafs und Restaurant von den breiten Wegen. Von der Stadtmauer blieben nur Teile erhalten - dafür existieren noch Reste des ehemaligen Walls. Hier ließ Friedrich der Große einen Garten für Mußestunden anlegen. Besucher der Stadt zieht aber vor allem eine Apotheke an der Hauptstraße an: Hier wurde 1819 Theodor Fontane geboren. Obwohl er schon als Kind die Stadt verließ, trägt Neuruppin stolz den Namen "Fontanestadt".
Auch über den Ruppiner See wurden früher Baumstämme aus den Wäldern transportiert. Dort, mitten in der Ruppiner Schweiz, liegt auch die Boltenmühle. Ein abgezweigter Arm des Binenbachs plätschert durch den Gastraum, während der Hauptbach das schwere Holzrad antreibt. Mit ihm wurden einst die Sägen betrieben, die all die Stämme zerteilten, bevor sie auf dem Wasser auf Reisen gingen.
Informationen:
Tourismusverband Ruppiner Land, Fischbänkenstraße 8, 16816 Neuruppin (Telefon:96 30)
Tourismus Marketing Uckermark, Grabowstraße 6, 17291 Prenzlau (Telefon: 03984/83 58 83)
Quelle: ntv.de, dpa