E-Reader von Amazon im Test Ist der Kindle Scribe das Notizbuch der Zukunft?
16.02.2023, 17:06 Uhr
Ein E-Reader mit Notizbuch-Funktion, das ist der Kindle Scribe. Aber lohnt sich das 370-Euro-Gerät?
(Foto: Amazon/ntv.de)
Amazon hat mit dem Kindle Scribe einen E-Reader an den Start gebracht, auf dem sich auch Notizen machen lassen. Wir haben das Gerät im Alltag ausprobiert.
E-Book-Reader sind definitiv praktisch: Sie bieten Platz für Tausende Bücher und sind meist sehr leicht. Deutlich leichter jedenfalls als mehrere Bücher, was den E-Reader zum idealen Reisebegleiter macht. Zu den gefragtesten und besten E-Readern gehört Amazons Kindle-Produktlinie. Die Stiftung Warentest bewertete zuletzt zwei Geräte mit der Note "gut". Ende November 2022 ist ein neuer Kindle auf den Markt gekommen: der Kindle Scribe – mit einer spannenden Zusatzfunktion. Das Gerät verfügt über einen Schreibstift und lässt sich als Notizbuch nutzen, was stark ist. Allerdings kostet der Kindle Scribe auch knapp 370 Euro. Wie gut ist der E-Reader? Und lohnt sich die Investition? Wir haben den ersten Kindle mit Schreibfunktion genauer unter die Lupe genommen.
Check-Punkt Optik: Welchen Eindruck macht der Kindle Scribe?
Geliefert wird der Kindle Scribe in einer schlichten und schlanken blauen Verpackung, das kennen Amazon-Kunden schon von anderen Kindle-E-Readern. Beim Auspacken dann die positive Überraschung: Der Kindle Scribe fühlt sich wirklich hochwertig an. Seine Rückseite besteht aus Aluminium und sie schimmert matt. Auf den ersten Blick wirkt der E-Reader fast wie ein Tablet von Apple. Die Größe würde passen (Maße: 19,6 cm x 22,9 cm x 5,8 mm), auch das Paperwhite-Display bietet mit seinen 10,2 Zoll viel Platz für spannende Buchzeilen oder eben Platz für Notizen mit dem Eingabestift. Und das Display? Das fühlt sich nicht glatt an wie Glas, sondern beschichtet. Die Scribe-Beschichtung ist matt, damit sich gut darauf schreiben lässt. Insgesamt stimmt der erste Eindruck. Alles wirkt hochwertig, durchdacht, fast elegant. Nach der Anmeldung im Amazon-Konto und im Kindle-Shop kann es losgehen mit dem Lese- und Notizbuch-Spaß. Im Shop stehen laut Amazon Millionen von Büchern zur Verfügung.
Check-Punkt Handling: Wie gut lässt sich der Kindle Scribe nutzen?
So gut der erste Eindruck auch ist, die Nutzung erzeugt Fragezeichen im Kopf des Users? Vor allem bei Nutzern, die regelmäßig ein Tablet in der Hand haben. Wie kann ein Gerät so modern aussehen, aber so ein träges Display haben? Ja, Kindle-Geräte sind E-Reader, keine Tablets. Ihre Hauptaufgabe besteht also darin, elektronische Bücher anzuzeigen – aber farbige Buchcover im Kindle-Shop oder andere Farbtupfer in der Menüführung wären dennoch schön. Der Kindle Scribe zeigt jedoch alles in schwarz-weiß an, zum Teil auch noch vergleichsweise pixelig. Das ist nicht mehr zeitgemäß, da die meisten Tablets mit Hilfe von Apps auch als E-Reader nutzbar sind. Buchseiten bauen sich beim Umblättern mit dem Scribe zwar schnell auf, aber der Seitenaufbau ist für den User sichtbar, was im digitalen Zeitalter ungewohnt ist. Ein klarer Vorteil des Kindle gegenüber Tablets: Das Display ist matt, daher spiegelt es nicht im Licht. Durch die matte Oberfläche gleitet der Eingabestift auch quasi geräuschlos und easy über das Display – das macht Spaß und die Schrift sieht sogar gut aus. Aber schnell eine Notiz im E-Book machen? Dafür braucht es Übung, denn die Bedienung ist leider alles andere als intuitiv, sondern eher umständlich. Benutzerfreundlicher ist die reine Notizbuch-Funktion, die gut umgesetzt ist. Selbst Kinder im Grundschulalter lernen schnell, damit zu malen. Doch schon nach wenigen Minuten kommt die Frage: "Wo sind denn hier die Farben?" Tja...
Check-Punkt Preis: Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis?
Farben gibt es leider nicht. Bei einem Kaufpreis von 369,99 Euro für die 16-GB-Variante ist das allerdings enttäuschend. Der Fairness halber muss dabei erwähnt werden, dass auch die E-Book-Reader der Konkurrenz kaum Farben darstellen – eine Ausnahme ist das PocketBook Inkpad Color, das die Stiftung Warentest mit der Note "gut" bewertete. Punktabzug gibt es also für die mausgraue Darstellung der Inhalte, gewohnt stark ist allerdings die Akkulaufzeit des Kindle. Der Scribe muss gefühlt wochenlang nicht an die Steckdose. Auch die Stiftung Warentest lobte die Akkulaufzeit der Kindle-Testgeräte. Hohe Nebenkosten sind also nicht zu erwarten. Für die E-Book-Bibliothek fallen nach dem kostenlosen Testzeitraum monatliche Abogebühren von 9,99 Euro an. Auch diese Kosten sind überschaubar und die Auswahl an Leihtiteln ist groß.
Fazit zum Kindle Scribe: Für wen lohnt sich der E-Reader?
Wer keinen großen Wert auf ein farbiges Display legt und nicht immer das Ladekabel im Gepäck haben möchte, ist mit einem Kindle-E-Reader gut bedient. Aber es muss nicht zwingend der Kindle Scribe sein, der mit fast 370 Euro teuer ist. Tablets sind teilweise deutlich günstiger und bieten deutlich mehr Funktionen. Preis-Leistungs-Sieger im E-Reader-Vergleich der Stiftung Warentest wurde der Kindle Paperwhite, der für knapp 150 Euro zu haben ist. Über eine Schreibfunktion verfügt die günstigere Alternative jedoch nicht.
Die Notizbuch-Option des Kindle Scribe macht Spaß. Lässig und leise gleitet der Stift über das Display, die Schrift ist gut lesbar. Ob dieses Feature 370 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Auch Tablets sind längst mit Eingabestift erhältlich, genau wie günstige Klebefolien, die das Display matt und besser beschreibbar machen. Für Studenten oder Schüler, die im Unterricht digital mitschreiben möchten, ist ein Tablet sicher die bessere Wahl, weil iPad & Co. auf simple Art und Weise den Zugriff aufs freie Internet ermöglichen. Der Kindle Scribe eignet sich eher für Viel-Leser, die sich dann und wann Notizen zu ihrer Lektüre machen möchten.
Quelle: ntv.de