Wann lohnt sich der Akku Das bringen Speicher bei einem Balkonkraftwerk
11.07.2025, 13:14 Uhr
Balkonkraftwerke sind in Deutschland sehr beliebt – aber lohnt sich eine Speicherlösung wirklich immer?
(Foto: istockphoto.com)
Produziert das Balkonkraftwerk mehr Strom als sofort verbraucht wird, fließt dieser ins öffentliche Netz. Das hilft der Solarwende, aber nicht dem Geldbeutel. Wer Solarstrom effizienter nutzen möchte, kann einen Speicher nachrüsten. Rechnet sich das für jeden?
Balkonkraftwerke sollen die Stromrechnung bei den örtlichen Versorgern deutlich senken. Frustrierend wird es jedoch, wenn ein Teil der erzeugten Energie ungenutzt ins öffentliche Netz eingespeist wird. Diese Situation tritt ein, wenn die Anlage mehr Strom produziert, als der Haushalt zeitgleich abnimmt. Mit einem Batteriespeicher lässt sich die Energie jedoch im Haushalt zwischenlagern und erst bei Bedarf abrufen. Der Haken: Ein solcher Solar-Akku schlägt oft mit mehreren hundert Euro zu Buche. Rechnet sich die Investition? Wir rechnen nach!
Balkonkraftwerk mit Speicher: Die Vorteile auf einen Blick
Mit einem Speicher wie dem Stream Ultra von EcoFlow kann mehr von dem Strom genutzt werden, der mit dem Balkonkraftwerk erzeugt wird. Der steht nämlich auch dann zur Verfügung, wenn die Solaranlage gerade keine Energie liefert, zum Beispiel abends.
- Speicherkapazität: 1,92 Kilowattstunden
- Speicher-Variante: All-in-One inklusive Wechselrichter
- Besonderheiten: gleichzeitiges Laden über Solarmodule und hinter einem weiteren 800-Watt-Wechselrichter
- Netzunabhängige Wechselstrom-Ausgänge: ja, bis 2.300 Watt
- Lebensdauer: zehn Jahre, 6.000 Ladezyklen
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Dieser Speicher knackt die 800-Watt-Grenze – und zwar legal
Geräte wie der EcoFlow-Speicher sind dabei kompakte Komplettlösungen: Sie integrieren den Wechselrichter in den Speicher und werden so zum Herzstück des Balkonkraftwerkes. Mittels vorhandener Wechselstrom-Ausgänge können dann auch angeschlossene Geräte direkt mit Strom versorgt oder der Speicher als Notstromaggregat genutzt werden.
Besonderer Clou: Der Stream Ultra kann gleichzeitig sowohl über 2.000 Wp-Solarpanels als auch über Wechselstrom von einem 800-Watt-Wechselrichter eines weiteren Balkonkraftwerkes geladen werden. Auf diese Weise kann die 800-Watt-Grenze legal umgangen werden, an welche steckerfertige Solargeräte in Deutschland gebunden sind.
Welche Vorteile hat ein Stromspeicher für Balkonkraftwerke?
Auch wenn die höheren Anschaffungskosten zunächst im Geldbeutel schmerzen, können sie sich auf Dauer lohnen. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile eines Balkonkraftwerks mit Speicher im Überblick:
- Optimierte Nutzung des erzeugten Stroms
- Geringere Abhängigkeit von lokalen Strompreisen
- Geringere Abhängigkeit vom Netz
- Teilweise als Notstromversorgung oder auch mobil nutzbar
Darüber hinaus kann die nutzbare Leistung des Balkonkraftwerks durch einen Speicher über Umwege gesteigert werden. Wie schon erwähnt, liegt die gesetzliche Obergrenze für die Netzeinspeisung von Balkonkraftwerken bei 800 Watt. Mit einem zwischengeschalteten Speicher können DIY-Stromerzeuger auch Solaranlagen mit einer höheren Wechselrichterleistung installieren – wenn von der Batterie im Anschluss weiterhin nur 800 Watt ins Netz eingespeist werden. Die Energie, die über die gesetzliche Grenze hinausgeht, kann im Solarspeicher so quasi zwischengelagert werden.
Günstige Gesamtlösung von Growatt
Auch dieser All-in-One-Speicher von Hersteller Growatt bietet eine praktische Kombination aus Akkuspeicher und Wechselrichter.
- Speicherkapazität: 2,09 Kilowattstunden
- Speicher-Variante: All-in-One inklusive Wechselrichter
- Besonderheiten: vier unabhängige MPPT-Kanäle für Solarpanels
- Netzunabhängige Wechselstrom-Ausgänge: ja, bis 800 Watt
- Lebensdauer: zehn Jahre Garantie, 6.000 Ladezyklen
Balkonkraftwerk mit Speicher: Die Nachteile
Der größte Nachteil eines zusätzlichen Speichers für das heimische Balkonkraftwerk ist offensichtlich: der hohe Preis. Für einen Balkonkraftwerkspeicher werden beim Einzelkauf schon mehrere hundert Euro fällig. Sinnvoll kann es sein, sich gegebenenfalls von Anfang an für einen Speicher zum Balkonkraftwerk zu entscheiden, um über den Set-Preis Geld zu sparen. Komplettpakete aus Solarmodulen und Speicher gibt es beispielsweise beim deutschen Anbieter Kleines Kraftwerk.
Weitere mögliche Nachteile: Der Speicher nimmt zusätzlichen Platz weg, was gerade auf kleinen Balkonen ärgerlich sein kann. Im Gegensatz zu den Solarpanels selbst, lässt die Leistung der Speicher zudem im Laufe der Zeit deutlich schneller nach. Das heißt: Nach einigen Jahren kann der Akku weniger Strom speichern als zu Beginn. Dazu kann die Lebensdauer der Batterien insgesamt kürzer sein als die der restlichen Komponenten. Entsprechend sind hier nach rund zehn Jahren ein Austausch und damit auch neue Kosten fällig.
Wann lohnt sich ein Speicher für das Balkonkraftwerk?
Die Anschaffung eines Balkonkraftwerks lohnt sich in der Regel schon nach einigen Jahren, weil weniger Strom vom Anbieter bezogen und so Geld gespart werden kann, um die Anschaffungskosten wieder reinzuholen. Ist zusätzlich ein Speicher dabei, erhöht sich der Preis deutlich, und es dauert entsprechend länger, bis sich der Kauf rechnet.
Ein Rechenbeispiel – wann rechnet sich eine Solarbatterie:
Ein durchschnittlicher Jahresertrag von laut Umweltbundesamt 530 Kilowattstunden bei aktuellen Stromkosten von 39,69 Cent je Kilowattstunde und einer moderaten Eigenverbrauchsrate von 40 Prozent bringt ohne Speicher eine jährliche Ersparnis von etwa 84 Euro. Bei Investitionskosten von rund 400 Euro amortisiert sich die Anlage nach ungefähr viereinhalb Jahren.
Steigt die Eigenverbrauchsrate durch einen kostengünstigen Speicher auf 80 Prozent, verdoppelt sich die Jahresersparnis nahezu auf 168 Euro. Je nach Speicherkapazität können die Gesamtkosten jedoch auf über 1.000 Euro anwachsen, was die Amortisationszeit auf maximal fünfeinhalb Jahre verlängert. Grundsätzlich gilt: Sollten die Strompreise weiter ansteigen und gleichzeitig die Speicherkosten fallen, könnte sich die Wirtschaftlichkeitsberechnung noch deutlicher zugunsten der Speicherlösung entwickeln.
Balkonkraftwerk mit Speicherlösung: Diese Faktoren gilt es abzuwägen
Ob sich der Kauf einer Anlage samt Speicher oder das Nachrüsten eines Stromspeichers lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Folgende Punkte sollten vorab beachtet werden:
- Eigenverbrauchsanteil: Wie viel des selbst erzeugten Stroms wird direkt verbraucht? Je geringer der aktuelle Eigenverbrauch ist, desto größer ist das Potenzial, durch einen Speicher mehr eigenen Strom zu nutzen.
- Stromverbrauchsprofil: Wann wird der meiste Strom verbraucht? Wenn der Hauptverbrauch in den Abend- und Nachtstunden liegt, kann ein Speicher sinnvoll sein, um den tagsüber erzeugten Solarstrom zu nutzen. Bei hohem Tagesverbrauch ohne Speicher ist der Nutzen geringer.
- Aktueller Strompreis: Je höher der aktuelle Strompreis pro Kilowattstunde ist, desto schneller können sich die Investitionskosten für einen Speicher amortisieren, da weniger teurer Netzstrom zugekauft werden muss.
- Anschaffungskosten des Speichers: Kosten des Speichers sollten ins Verhältnis zur erwarteten Stromeinsparung gesetzt werden. Ein günstiger Speicher amortisiert sich natürlich schneller.
- Lebensdauer des Speichers: Die erwartete Lebensdauer des Speichers in Jahren oder Zyklen und die damit verbundenen möglichen Wartungs- oder Ersatzkosten berücksichtigen.
- Finanzielle Anreize / Förderungen: Gibt es lokale oder regionale Förderprogramme für Batteriespeicher, die die Anschaffungskosten reduzieren können?
- Platzverhältnisse und Installation: Gibt es ausreichend Platz für den Speicher und sind die Installationsvoraussetzungen gegeben?
Über allem steht am Ende aber die Frage: Wie viel überschüssiger Strom wird erwartet? Denn ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von bis zu 800 Watt erzeugt gerade mal so viel Strom, dass Geräte wie ein Föhn oder Staubsauger dadurch betrieben werden können. Wird also tagsüber schon viel Strom verbraucht, verringert sich der Überschuss, und aus dem Speicher lässt sich am Abend kaum noch Energie ziehen. Außerdem sollte bedacht werden, dass in den Herbst- und Wintermonaten die grundsätzliche Stromproduktion deutlich geringer ausfällt. Das alles ist idealerweise mit den Anschaffungskosten des Speichers in Relation zu setzen.
Quelle: ntv.de