Sturm statt Flaute Absagen vor Valencia
01.05.2007, 17:48 UhrDas abgeschlagene Segel-Team Germany hat den 32. America's Cup als Bildungsreise abgehakt. "Wir sind keine Pleiten-Kampagne, es ist der größte Erfolg, dass wir dabei sind und den Schritt gewagt haben", sagte Oliver-Sven Buder und fasste damit die Stimmung in der Mannschaft der Cup-Neulinge zusammen, die in der Herausforderer-Serie zum Segelklassiker hoffnungslos hinterher segeln. "Wie oft ich auf die Schnauze gekriegt habe, bevor ich Vize-Weltmeister wurde, kann ich auch nicht mehr zählen", sagte der zweimalige Vizeweltmeister im Kugelstoßen aus Cuxhaven, der bei einem weiteren deutschen Projekt in vier Jahren dabei sein möchte. "Es ist das größte Abenteuer meines Lebens, es macht einen Riesenspaß."
Sturm statt Flaute
Das Wetter spielte den Seglern vor Valencia wieder einmal einen Streich. Nach den Flauten-Ausfällen der vergangenen Wochen sorgte nun zu starker Wind für die Absage eines Renntages. Wegen stürmischer Böen von bis zu 25 Knoten, also mehr als 45 Kilometern pro Stunde, konnten die Wettfahrten nicht ausgetragen werden. Damit konnte an bislang 16 Renntagen nur fünf Mal pünktlich gestartet werden, an sieben Tagen fielen die Rennen komplett aus.
Gute Nachricht fürs Team Germany
Für die ohnehin nur in sehr leichten Winden halbwegs konkurrenzfähige deutsche Yacht "Germany I" war die Absage eine gute Nachricht. Team-Mitglied Buder sprach indes bereits über seine Träume von der deutschen Folgekampagne, bei der er bereits 43 Jahre alt wäre. "Das ist im Segeln doch nichts", scherzte der "Muskel-Motor" (Grinder), der sich durch harte Arbeit in die Stammformation geschuftet hat.
"Das Ding fährt gar nicht"
Wie Buder haben auch seine Crew-Kameraden nun vor allem ihre Zukunft im Visier, wollen Teil der möglichen Folgekampagne sein und sich dafür schon jetzt gut in Szene setzen. "Ich hoffe, dass es dann auf einem anderen Level weitergeht, vor allem mit zwei Booten", sagte Matti Paschen, der die Misserfolgsserie als frustrierend empfindet. Zu hoch seien die internen Erwartungen gewesen, die Richtung Halbfinale gingen, findet der Hamburger. Dafür ist die Fünf-Millionen-Yacht nicht schnell genug, wie gegen die südafrikanische Shosholoza mit dem Hamburger Boat-Captain Tim Kröger deutlich wurde. "Es tut mir wirklich leid zu sagen, aber das Ding fährt gar nicht", analysierte Kröger.
Letzter Platz
Team Germany belegt mit nur einem Sieg punktgleich mit China den zehnten und letzten Platz im Zwischenklassement. "So richtig läuft es bei den Deutschen nicht, aber dass sie so langsam sind, hätte ich nicht gedacht", sagte auch der Münchner Tony Kolb von BMW Oracle Racing. Von Mitleid will das deutsche Team aber nichts hören. "Wir packen noch lange nicht die Koffer", gab sich Kommunikationsdirektor Michael Mronz kämpferisch. "Wir Deutsche müssen beim ersten Mal gleich Weltmeister werden, so ein Projekt braucht seine Zeit."
Deshalb werden intern längst Pläne für eine Folgekampagne geschmiedet, die als Wunschkandidat Jochen Schümann als zentrale Figur beinhalten. Der Sportdirektor des Schweizer Teams Alinghi muss jedoch ab 23. Juni zunächst den America's Cup verteidigen.
Von Britta Körber und Tatjana Pokorny, dpa
Quelle: ntv.de