Vorgeführt vom Erzrivalen Alba erlebt Debakel in Bamberg
19.12.2010, 15:45 UhrDie höchste Niederlage der Vereinsgeschichte hinnehmen zu müssen, ist per se schmerzhaft. Doch wenn man sie ausgerechnet beim Erzrivalen erleidet, wird die Demütigung zur Schande. Genau das ist Alba Berlin bei den Baskets Bamberg passiert. Statt die alte Hackordnung in der Basketball-Bundesliga wiederherzustellen, wurde in Franken eine neue zementiert.
Einst war Alba Berlin der gefürchtetste Gegner in deutschen Basketball-Hallen, doch bei der Suche nach der alten Dominanz erlebte der frühere deutsche Serienmeister eine bislang nicht für möglich gehaltene Demontage. Beim 52:103 (31:51) beim Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg kassierte der achtmalige deutsche Meister die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte und hinkt nach der bereits vierten Saisonniederlage weit den eigenen Ansprüchen hinterher.
"Es ist nach so einem Spiel schwierig, eine Erklärung zu finden. Fakt ist, wir haben aufgegeben - das darf einer Alba-Mannschaft nicht passieren", sagte Teammanager Mithat Demirel und kündigte eine "Analyse" und "Entscheidungen" an. Ob davon auch der in die Kritik geratene Trainer Luka Pavicevic betroffen ist, ließ er allerdings offen. "Wir haben das harte, physische Spiel der Bamberger nicht angenommen und hatten keine Antworten. Gegen dieses aggressive Spiel konnten wir nicht gegenhalten."
6:0 führten die Gäste zu Beginn der Begegnung, doch was dann folgte, war ein Offenbarungseid. Kein Aufbäumen, kein Kampf und am Ende nicht mal das Bemühen, die sich bereits zur Halbzeit abzeichnende Niederlage in Grenzen zu halten. "Da muss man sich wehren, und das haben wir heute nicht gemacht. Es sah so aus, als hätten einige schon früh nicht mehr an eine Wende geglaubt", kritisierte Demirel offen die Einstellung der Millionentruppe. Pavicevic zeigte sich nach dem Debakel ratlos. "Wir haben komplett die Kontrolle im Spiel verloren und müssen jetzt analysieren, warum wir schlecht reagiert haben", meinte der Serbe.
Wachablösung vollzogen
Seit Jahren versuchen die Berliner, mit viel Geld ihre alte Vormachtstellung zurückzugewinnen. Mit einem geschätzten Etat von acht Millionen Euro ist der Verein der Krösus der Liga, doch seit 2004 sprang nur eine Meisterschaft heraus. Den Respekt haben die Gegner längst abgelegt, die sich seit Jahren abzeichnende Wachablösung scheint endgültig vollzogen.
"Ich denke, wie Bamberg heute aufgetreten ist, ist die Mannschaft in der Bundesliga nicht zu schlagen. Sicher wird mal ein Ausrutscher passieren, aber auf lange Sicht gesehen hat dieses Team wenig Konkurrenz in Deutschland", sagte Nationalspieler Steffen Hamann, zweimaliger deutscher Meister mit Bamberg und bis zur vergangenen Saison in Berlin unter Vertrag. Und auch für den frühen Alba-Star Ademola Okulaja, bei der historischen Pleite als TV-Kommentator im Einsatz, ist mittlerweile Bamberg das Team in Deutschland, das es zu bezwingen gilt: "Wenn die Bamberger so weitermachen, werden sie auf jeden Fall die Nummer eins in der regulären Saison sein."
Fleming ist stolz
Bambergs Coach Chris Fleming strahlte nach der Gala seines Teams um den überragenden Reyshawn Terry (27 Punkte) dagegen über das ganze Gesicht. "Ich bin sehr stolz wegen der Art und Weise, wie die Jungs das Spiel beherrscht haben. Wir sind mit der Situation im Moment natürlich sehr zufrieden", lobte Fleming. Auch Nationalspieler Tibor Pleiß war aus dem Häuschen. "Mit über 50 Punkten gegen ALBA zu gewinnen, das ist unglaublich", jubelte der Center. Fleming warnte allerdings davor, bereits von einer Vorentscheidung im Titelkampf zu reden: "Das ist nur eine Momentaufnahme. Wichtiger ist es, am Ende der Saison richtig gut zu sein. Die Liga ist zu stark, als dass wir da so durchmarschieren werden."
Warnendes Beispiel ist ausgerechnet Alba. Die Berliner haben in den vergangenen Jahren häufig erlebt, dass eben das beste Team der regulären Saison nicht unbedingt Meister wird. Fast immer standen die Berliner vor den Playoffs auf Platz eins, außer 2008 im Finale gegen die Telekom Baskets Bonn reichte es nicht für den großen Wurf.
Quelle: ntv.de, dpa/sid