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Hamilton gehemmt Alonso siegt vor Massa

Fernando Alonso hat im Regen-Chaos auf dem Nürburgring die Nerven behalten und McLaren-Mercedes in einem denkwürdigen Rennen den ersehnten Heimsieg an der Geburtsstätte der Silberpfeile beschert. Nachdem bereits der Start durch ein Unwetter zur Lotterie geworden war, profitierte der Weltmeister kurz vor Ende des 10. von 17 WM-Läufen von einem erneuten Regenschauer. Mit einem waghalsigen Manöver entriss Alonso fünf Runden vor Schluss dem Brasilianer Felipe Massa im Ferrari den schon sicher geglaubten Sieg.

Happy End in Silber

Für die Silberpfeile gab es damit doch noch ein Happy End, nachdem WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton nach einem verkorksten Wochenende mit einem schweren Unfall im Qualifying und einem Kurzbesuch im Krankenhaus erstmals in seiner noch jungen Formel-1-Karriere als Neunter leer ausging.

Der 22 Jahre alte Brite spürt jetzt Teamkollege Alonso nach dessen dritten Saisonsieg wieder im Nacken. Der Spanier liegt mit 68 Punkten nur noch zwei Zähler hinter Hamilton zurück. Beide Fahrer müssen aber um ihre WM-Zähler bangen, wenn der Automobil-Weltverband FIA das Team wegen der Spionage-Affäre in Paris anhört.

Massa enttäuscht

Alonso gewann vor 135.000 Zuschauern mit 8,1 Sekunden Vorsprung vor Massa. Der konnte vor den Augen seines Freundes Michael Schumacher, dem vor dem Rennen eine Kurve auf der Traditionsstrecke gewidmet wurde, den Sieg nicht nach Hause bringen konnte. Trotz härtesten Widerstandes musste der Brasilianer Alonso in der 56. Runde vorbeiziehen lassen und hat mit 59 Zählern als neuer Dritter 11 Punkte Rückstand auf Hamilton. Unmittelbar nach dem Rennen debattierte Massa noch heftig mit Alonso, der als Reaktion darauf für die Kamera die Siegerfaust ballte.

"Das war unglaublich und ein sehr aufregendes Rennen. Ich wäre eigentlich mit Platz zwei zufrieden gewesen, aber der Regen hat mir geholfen", sagte Alonso: "Ich liebe wechselnde Wetterbedingungen." Massa dagegen meinte, dass sein Auto nach dem letzten Wechsel auf Regenreifen leider nicht mehr so gut fahrbar gewesen sei.

Räikkönen ausgeschieden

Massas Ferrari-Kollege Kimi Räikkönen (Finnland/52) fiel nach zuletzt zwei Siegen wegen eines technischen Problems aus. Pikantes Detail der Siegerehrung: Ausgerechnet Ehrengast Michael Schumacher musste McLaren-Chef Ron Dennis den Pokal für das siegreiche Team überreichen.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug jubelte: "Ein sensationelles Rennen, das beste dieses Jahres." Für die Silberpfeile war es der erste Triumph auf dem Nürburgring seit 1998. Damals hatte Mika Häkkinen (Finnland) im McLaren-Mercedes gewonnen und war am Saisonende dann erstmals Weltmeister geworden.

Verrückte Startphase

Unvergessen bleiben wird vor allem die verrückte Startphase für Debütant Markus Winkelhock (Berglen-Steinach), der im Eifel-Unwetter als Einziger den Durchblick hatte und für ein paar Kilometer das Feld anführte. Sein späterer Ausfall konnte ihm die Laune nicht verderben.

Fünf deutsche Piloten

Von den erstmals auf der GP-Strecke des Nürburgrings fünf deutschen Piloten waren Nico Rosberg (Wiesbaden/Williams-Toyota) und Adrian Sutil (Gräfelfing/Spyker-Ferrari) schon in der chaotischen Anfangsphase von der Strecke gepült worden. Ralf Schumacher (Kerpen) schied mit seinem Toyota in der 19. Runde nach einer Kollision mit BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld aus, eine Situation, die die Rennkommissare nach dem Rennen noch untersuchen wollten.

Heidfeld konnte weiterfahren. Der Mönchengladbacher, der zum zweiten Mal Vater geworden war und die Nacht vor dem Rennen zu Hause in der Schweiz bei seiner Freundin Patricia und Söhnchen Joda verbracht hatte, rettete als Sechster mit drei WM-Punkten die deutsche Ehre beim Heimspiel, nachdem er in der vorletzten Runde noch Teamkollege Robert Kubica überholt hatte. Die beiden waren in der Startphase noch kollidiert und hatten damit die Chance einer bessere Platzierung vergeben. Platz drei ging an den Australier Mark Webber im Red-Bull-Renault.

Stopp in Runde vier

Unmittelbar nach dem Start rund um den Nürburgring, auf dem 2008 erstmals seit 1994 kein Formel-1-Rennen stattfinden wird, ein für die Eifel typisches Wetterchaos ausgebrochen. Auf regennasser Straße rutschten zahlreiche Autos in die Kiesbetten, so dass die Rennleitung nach der vierten Runde das Rennen stoppte.

"Das war absolut richtig, man konnte nicht weiterfahren", berichtete Rosberg: "Ich bin schon extrem langsam gefahren, aber dann ist das Auto einfach weggeschwommen. Bei solchem Aquaplaning kann man nichts machen."

Von Thomas Straka, sid

Quelle: ntv.de

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