Jewtraw: Erster Sieger überhaupt Als die Legende von Lake Placid Winter-Olympia durchschüttelt
26.01.2024, 06:33 Uhr
Für das US-Team gewann Charles Jewtraw 1924 die allererste Goldmedaille bei den ersten Olympischen Winterspielen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
1924 finden die ersten Olympischen Winterspiele überhaupt statt. Auf den Tag genau vor genau 100 Jahren gewinnt Eisschnellläufer Charles Jewtraw aus Lake Placid das erste Gold beim neuen Turnier in Chamonix. Experten sind völlig überrascht, die Legende aus den USA eher nicht.
Das Wunder von Lake Placid (der unerwartete Goldmedaillen-Sieg des US-Eishockeyteams gegen das der UdSSR bei den Winterspielen 1980) ist wohl jedem geläufig, die Legende von Lake Placid vermutlich eher nicht. Als solche ist in den USA Charles "Charley" Jewtraw bekannt, der bei den ersten Olympischen Winterspielen 1924 auf dem Eisschnelllauf-Oval das erste Gold gewinnt.
Damals in Chamonix mag Jewtraws Sieg über die 500 Meter in 44,0 Sekunden eine Überraschung gewesen sein, jenseits des Atlantiks eher nicht. Jewtraw ist dort seit Jahren als einer der Besten seiner Zunft bekannt, als Junior bleibt er gar ungeschlagen. 1919 gewinnt er mit 19 Jahren bei den Ostküsten-Meisterschaften in Lake Placid alle Distanzen - das tut ihm 1980 sein Landsmann Eric Heiden bei Olympia gleich. In Lake Placid übrigens.
Jewtraw stirbt 72 Jahre nach Sieg

Charles "Charley" Jewtraw posiert nach seinem Sieg bei den Olympischen Winterspielen 1924.
(Foto: https://twitter.com/NotableHistory)
Nach Chamonix kommt Jewtraw dennoch nicht als Favorit, diese Bürde trägt der Norweger Roald Larsen, der sich in der Höhe von Davos akribisch auf die Wettbewerbe vorbereitet hat. Jewtraw reist erst kurz vorher an - der Jetlag, so mutmaßen die Experten, wird ihn von weiteren Großtaten abhalten. Gleich im ersten Rennen widerlegt er alle Prognosen und geht als erster Winter-Olympiasieger in die Geschichte ein. Der große Favorit Larsen holt übrigens in den fünf Rennen fünf Medaillen, aber keine aus Gold.
Nach Chamonix hängt Jewtraw die Schlittschuhe an den Nagel und beginnt in New York ein lebenslanges Engagement als Repräsentant eines Sportartikelherstellers. Seine Medaille überlässt er dem Smithsonian Institute, dem größten Museumskomplex der Welt in Washington D.C. Jewtraw stirbt mit 95 Jahren am 26. Januar 1996 - auf den Tag genau 72 Jahre nach seinem Sieg in Chamonix.
Ach so: Mag Jewtraw auch der erste offizielle Winter-Olympiasieger sein, der erste Olympiasieger auf dem Eis ist er nicht. Bereits 1908 in London und 1920 in Antwerpen waren Eiskunstlauf und Eishockey in das Programm der Olympischen Sommerspiele integriert.
Quelle: ntv.de, dbe/sid