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Tumult bei Handballern Als es im WM-Test knallt, bleibt der Skandaltrainer entspannt

Veselin Vujovic ist ein engagierter Trainer.

Veselin Vujovic ist ein engagierter Trainer.

(Foto: picture alliance / Marco Wolf)

Wenige Tage vor dem Start der Handball-WM werfen sich die Teams für den Saisonhöhepunkt warm. Und mancherorts geht es schon heiß her. Überraschend: Bei einem wilden Tumult bleibt ausgerechnet ein einschlägig bekannter Heißsporn cool.

Diesen Ernstfall hätten sie wohl lieber nicht geprobt: Im Testspiel zwischen den Handball-Nationalmannschaften Katars und Sloweniens knallt es wenige Tage vor dem Beginn der Weltmeisterschaft heftig. Nachdem sich Katars Frankis Carol Marzo nach 53 Minuten mit seinem slowenischen Gegenspieler Blaz Janc ein etwas unübersichtliches Scharmützel mit wechselseitigen Nickeligkeiten geliefert hatte, brach auf dem Parkett das Chaos los: Zunächst stürmte nahezu der komplette slowenische Kader aufs Feld, um den vermeintlichen Übeltäter Marzo zu bestrafen.

Einzelne Spieler schubsten, andere packten den gebürtigen Kubaner an Hals und Trikot, es entstand ein gewaltiger Tumult. Marzos Teamkollegen schirmten ihn ab, bis sich die Lage schließlich beruhigte. Nach wenigen Minuten sortierte sich die Lage wieder, Marzo und Janc gaben sich die Hand - und der katarische Spieler flog mit der Blauen Karte vom Feld.

Durchaus überraschend an dem ganzen Vorgang: Katars Trainer Veselin Vujovic raufte sich beim Blick auf die wüste Szenerie nur die Haare - anstatt selbst mitzumischen. Der einstige jugoslawische Weltklassespieler ist nämlich einschlägig aktenkundig. Einst trat er als Trainer nach dem Europapokal-Finale auf den damaligen Flensburger Lars Christiansen und dessen Kollegen Lars Krogh Jeppesen ein. Er ging immer wieder Schiedsrichter tätlich an und sammelte Zeit seiner erfolgreichen Laufbahn Sperren und Geldstrafen - für Beleidigungen, für Angriffe, überhaupt für alle Arten von Ausrastern.

Für den Gewaltausbruch gegen die Flensburger Spieler zog man ihn zehn Monate aus dem Verkehr, ein Angriff auf einen Schiedsrichter, der ihm eine Gelbe Karte zeigen wollte, kostete den Hünen ein ganzes Jahr seiner Trainerkarriere.

"Warum soll ich da nicht mitmischen?"

2018, als die deutsche Mannschaft im EM-Vorrundenspiel gegen Vujovics Slowenen noch nach dem Abpfiff einen Siebenmeter zugesprochen bekamen, stellte sich der völlig entsetzte und wild protestierende Trainer zum Hohn und aus Protest vor der Ausführung selbst ins Tor. Als die Situation bereinigt war, traf Tobias Reichmann tatsächlich noch zum Ausgleich. "Sie haben aus dem Handball einen Zirkus gemacht, warum sollte ich da nicht mitmachen?", schimpfte Vujovic seinerzeit noch nach dem Spiel. Diesmal zeigte er sich angesichts des Tumults überraschend milde - und sagte schlicht: "Es tut mir leid, dass dieser Vorfall eine schöne Veranstaltung ein wenig getrübt hat."

Das Spiel endete mit 38:30 für Slowenien, das am 16. Januar gegen Kuba in die WM startet. Katar muss schon zwei Tage vorher gegen Rekord-Weltmeister Frankreich ran. Die deutsche Nationalmannschaft steigt am 15. Januar gegen Polen (20.30 Uhr/ ARD und im Liveticker auf ntv.de) ins Turnier ein. Weitere Vorrunden-Gegner des DHB-Teams, das als Vize-Olympiasieger mit großen Ambitionen zur WM fährt, sind die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar).

Quelle: ntv.de, ter

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