Tennis-Profi über Manipulation Als "letzte Chance" bleibt nur der Wettbetrug
25.12.2019, 10:25 Uhr
Dominik Koepfer kletterte 2019 bis auf Platz 94 der Tennis-Weltrangliste.
(Foto: imago images / Hasenkopf)
Dominik Koepfer ist Deutschlands Tennis-Aufsteiger des Jahres, bei den US Open schafft er es unter die besten 16. Erfolge, die ihn uninteressant für Wettbetrüger machen. Die suchen sich Verbündete lieber woanders. Koepfer weiß, warum.
US-Open-Achtelfinalist Dominik Koepfer sieht in den geringen Preisgeldern auf der unteren Turnier-Ebene den ausschlaggebenden Grund für die Wettmanipulation im Tennis. "Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Leute einfach verzweifelt sind und es ihre letzte Chance ist, noch weiter Tennis zu spielen", sagte der 25-Jährige aus Furtwangen im Schwarzwald. Vielen würden die finanziellen Möglichkeiten fehlen, um sich als Tennisprofi etablieren zu können.
Wettmanipulationen sind vor allem auf unterklassigen Turnieren der Challenger- und Future-Ebene ein Problem. Bei unterklassigen Turnieren mit niedrigen Preisgeldern selbst für die Gewinner sei es in den ersten Jahren "eigentlich unmöglich, die Reisekosten und alles zu begleichen", sagte der ehemalige College-Spieler Koepfer. "Ich hatte Glück, dass ich die Unterstützung von meinen Eltern und von der Uni hatte. Das hat nicht jeder." Er selbst sei bisher nie auf Wetten angesprochen worden.
Schlechter Scherz oder skurriler Fall von Wettbetrug?

Der Österreicher Daniel Köllerer wurde 2011 wegen Manipulationen lebenslang gesperrt.
(Foto: imago sportfotodienst)
Zuletzt hatte ein Match bei einem Future-Turnier in Doha weltweit für Aufsehen gesorgt, bei dem ein offensichtlich völlig überforderter Anfänger angetreten war und keinen einzigen Punkt gewinnen konnte. Anschließend verkündete ein angeblicher Freund des Spielers, dieser sei ein Manager eines Onlinekanals, der sich mit Sportwetten beschäftigt. Er habe "heute zum ersten Mal überhaupt einen Tennisschläger in die Hand genommen" und keinerlei Ahnung vom Sport.
"Indem wir auf dieses Match gewettet haben, konnten wir einen Trip für zwei Personen nach Doha und eine Woche in einem exzellenten Hotel bezahlen", heißt es weiter. So offensichtlich agieren Wettbetrüger in der Regel allerdings nicht. Bei Live-Wetten kann bei diesen Turnieren, die meistens nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, unter anderem auf einzelne Doppelfehler oder Aufschlagspiele gewettet werden. Eine Absicht ist während der Matches kaum nachzuweisen.
Wettskandal mit 135 Spielern
Die Preisgelder bei großen Turnieren wurden zuletzt vor allem für Verlierer der ersten Runden deutlich angehoben, so auch nun wieder für die Australian Open im Januar. Das ZDF und die Tageszeitung "Die Welt" hatten Mitte Dezember über einen weltweiten Wettskandal berichtet, in den auch ein unterklassiger deutscher Tennisspieler verwickelt worden sei. Insgesamt sollen mittlerweile mehr als 135 Spieler involviert sein, darunter auch ein Spieler aus den Top 30 der Welt.
Koepfer hatte in der vergangenen Saison mit seinem Grand-Slam-Debüt in Wimbledon und insbesondere mit dem völlig überraschenden Erreichen der Runde der besten 16 bei den US Open in New York auf sich aufmerksam gemacht. In der Weltrangliste kletterte er auf Rang 94.
Quelle: ntv.de, ter/dpa