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10. Todestag von Joe FrazierAm Ende hatte sogar Ali Respekt

07.11.2021, 14:33 Uhr
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Einer der ganz Großen des Boxsports: Joe Frazier stirbt vor zehn Jahren an Leberkrebs. (Foto: imago images/ZUMA Wire)

Vor zehn Jahren verliert die Welt einen der größten Boxer aller Zeiten: "Smokin' Joe" Frazier. Seine Kämpfe gegen Muhammad Ali sind genauso legendär wie die Rivalität der beiden außerhalb des Rings. Mit seinen eigenwilligen Trainingsmethoden schafft Frazier es sogar in die "Rocky"-Filme.

Als Reverend Jesse Jackson die Trauergemeinde bittet, sich zu Ehren Joe Fraziers zu erheben und dem früheren Box-Weltmeister aller Klassen ein letztes Mal zu applaudieren, kommt auch Muhammad Ali sichtlich mühevoll dieser Bitte nach. Der große Gegner von einst, gezeichnet vom Parkinson-Syndrom, erweist "'Smokin' Joe" die letzte Ehre. Das ist jetzt zehn Jahre her.

"Die Welt hat einen großen Champion verloren", hatte der schwerkranke Ali ausrichten lassen, nachdem Frazier am 7. November 2011 im Alter von 67 Jahren verstirbt. Leberkrebs. Fraziers Leben endet in einem Hospiz in Philadelphia. "Ich werde mich immer mit Respekt und Bewunderung an Joe erinnern", teilt Ali, der seinem großen Rivalen fünf Jahre später folgen soll, damals mit: "Meine Gedanken sind bei seiner Familie und denen, die er geliebt hat und die ihn liebten."

Erst im Alter finden Ali und Frazier zueinander, im Ring wollten sie sich am liebsten töten. Ali, erbitterter Gegner des Vietnamkriegs und ein Idol der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, wirft Frazier stets vor, ein Boxer für das weiße Establishment zu sein. Eine Schmach für "Smokin" Joe.

Einer aus dem Ghetto

Denn Joe Frazier kommt aus dem Ghetto. In den rauen, unbarmherzigen Straßen Philadelphias lernt der Mann das Leben und Überleben. Fressen oder gefressen werden, lautet das Gesetz des Ghettos. Und Frazier versteht es. "Was zum Teufel weiß der schon vom Ghetto?", entfährt es dem Schwergewichts-Champion daher Anfang 1971, als man ihm zu Ohren trägt, was sein Herausforderer um die WM-Krone im Schwergewicht verkündet.

"Ich kämpfe für den kleinen schwarzen Mann im Ghetto", hatte Muhammad Ali vor dem "Kampf des Jahrhunderts" im New Yorker Madison Square Garden in seiner unnachahmlichen Art herausposaunt und Frazier damit indirekt zum Favoriten des weißen Amerika erklärt. Einem Amerika, das Ali in jenen Tagen nichts lieber wünscht als eine Tracht Prügel. Aber Frazier hat allen Grund sauer zu sein. Denn Muhammad Ali selbst kommt nicht aus dem Ghetto.

Frazier verweigert im Gegenzug, Ali bei dessen neuem Namen zu nennen, und spricht unbeirrt weiter von Cassius Clay. Als Ali 1996 in Atlanta in einem bewegenden Moment das olympische Feuer entzündet, hätte Frazier ihn nach eigenem Bekunden liebend gerne in dasselbe gestoßen. Ihre Rivalität außerhalb des Rings überträgt sich auch auf ihre Duelle. Ihre drei Kämpfe gehören zum Spektakulärsten, was das Boxen hervorgebracht hat. Beim "Thrilla in Manila", ihrem letzten Duell, waren beide dem Tod näher als dem Leben.

Frazier trainiert seinen berüchtigten linken Haken unter anderem, als er während der Arbeit auf einem Schlachthof stundenlang im Kühlhaus auf Rinderhälften eindrosch. Hollywood-Star Sylvester Stallone baut diese Sequenz später in sein preisgekröntes Boxer-Epos "Rocky" ein, in dem Frazier einen Gastauftritt bekommt. Ruhm und Ehre muss sich das jüngste von zwölf Kindern im wahren Leben immer hart erarbeiten. Als erster Schwergewichtler überhaupt gewinnt er zunächst die olympische Goldmedaille und in der Folge den WM-Titel bei den Profis. 1990 wird Frazier in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen. Die einzigen Niederlagen seiner grandiosen Karriere kassiert Frazier gegen Ali und George Foreman.

Quelle: ntv.de, nfi/sid

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