Sport

"Weint nicht um mich!" Armstrong drückt auf Tränendrüse

Dopingbetrüger Lance Armstrong widmet sich jetzt seiner Familie.

Dopingbetrüger Lance Armstrong widmet sich jetzt seiner Familie.

(Foto: AP)

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Doping-Kapitulation spricht der tief gefallene Radsport-Held Lance Armstrong seinen Fans Trost zu. Die sollen sich bloß nicht um ihn sorgen. Wada-Boss John Fahey trauert derweil dem Dopingprozess nach, dem sich der Tour-Rekordsieger entzogen hat. Ruhe wird Armstrong trotzdem nicht haben.

Lance Armstrong mimte den Tröster und drückte kräftig auf die Tränendrüse: "Niemand muss um mich weinen. Mir wird es sehr gut gehen, ich fühle mich so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr", sagte der gefallene Rad-Star nach einem privaten Mountainbike-Rennen in Aspen/Colorado. Es war eine Kostprobe seiner typischen Selbstdarstellung, die Armstrong beim ersten öffentlichen Auftritt nach seinem Einknicken im Kampf gegen die US-Anti-Doping-Agentur Usada darbot.

"Ich habe fünf großartige Kinder und eine wundervolle Frau in seinem Leben. Auch meine Stiftung wird von all diesen Störgeräuschen nicht beeinflusst. Auf sie werde ich mich fokussieren, und ich denke, die Leute unterstützen das", sagte der 40 Jahre alte Texaner, der in dem berühmten Skiresort von zahleichen Fans gefeiert wurde. Armstrong gab sich äußerlich unbeeindruckt. Einen niedergeschlagenen oder gar deprimierten Eindruck machte er nicht.

Er strahlte die Selbstsicherheit aus, mit der er schon häufig jegliche Doping-Anschuldigungen von sich gewiesen hat. Bei der drohenden Schiedsgerichts-Verhandlung vor der Usada hätte ihm diese angesichts der offenbar erdrückenden Beweislast aber anscheinend nichts mehr genutzt. Nun muss er nach seiner lebenslangen Sperre die Aberkennung seiner sieben Tour-Titel fürchten.

Wada-Chef trauert um Prozess

"Ich hätte gerne die Anschuldigungen, die Anspielungen und die Gerüchte vor einem Tribunal und während eines ordentlichen Prozesses gehört, damit die ganze Welt erkennt, was die Fakten sind", hatte John Fahey, der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, erklärt. Stattdessen bleiben die vermutlich schmutzigen Doping-Details verborgen und Armstrong bei Großteilen seiner Landsleute der "Tourminator", ein amerikanischer Held - vorerst. Denn anders als Armstrong hat sich sein früherer Mentor und ebenfalls wegen Dopings angeklagte Johan Bruyneel, heute Teamchef bei RadioShack-Nissan, für den Gang vor das Schiedsgericht entschieden. Die Verhandlung wird auch der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Zumindest bis dahin kann sich Armstrong, der wohl als Zeuge aussagen muss, der anhaltenden Unterstützung seines Anhangs sicher sein. "Die Leute wie hier an der Strecke haben ihre Meinung in den vergangenen 48 Stunden kundgetan und unterstützen das Projekt", sagte Armstrong, der das 58 Kilometer lange Rennen in den Rocky Mountains als Zweitplatzierter hinter dem Teenager Keegan Swirbul beendete. "Es ist toll, von einem 16-Jährigen in den Hintern getreten zu werden, er hat eine große Zukunft", sagte Armstrong. Seine eigene sieht weitaus düsterer aus.

Quelle: ntv.de, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen