Erneute Abreibung für Hill Arslan demontiert Weltmeister
25.11.2007, 13:04 UhrUngarns Boxidol Idol Zsolt Erdei war als Star des Abends angekündigt, doch Firat Arslan wurde zum "König der Nacht". Während Ungarns Boxidol gegen die selbsternannte "Rakete" Tito Mendoza (Panama) auch im 28. Profikampf unbesiegt blieb, prügelte der "türkische Schwabe", seit 1994 Deutscher, den hilflosen Titelverteidiger Virgil Hill (USA) nach Mitternacht 12 Runden lang gnadenlos durch den Ring der Dresdener Eishalle. Der 43-Jährige, vor 20 Jahren erstmals Weltmeister geworden, denkt nach dem Verlust des WBA-Titels im Cruisergewicht an Rücktritt.
"Ich danke Gott, dass ich es so weit gebracht habe. Jetzt will ich den Triumph genießen und noch zwei, drei Jahre gute Kämpfe auf hohem Niveau machen", meinte der 37 Jahre alte neue Weltmeister. Gegen die physische Stärke des von seinem Freund Luan Krasniqi in Sölden vorbereiteten Arslan waren die flinken Füße die einzige Waffe von "Quicksilver" Virgil Hill.
Der hatte extra den Ring von den üblichen 5,80 m Seitenlänge auf noch regelgerechte 6,70 m verbreitern lassen, um vor dem im Dampfwalzen-Stil vorwärts stampfenden Arslan flüchten zu können, der erst mit 18 mit dem Boxen begonnen hatte und damals ausgelacht wurde, als er Freunden erzählte, er wolle einmal Weltmeister werden. Am Ende bot der in 23 Profijahren gestählte Hill dennoch ein Bild des Jammers: "Ich glaube, ich brauche jetzt erstmal eine Menge Urlaub und bin nicht sicher, ob ich noch einmal zurückkommen werde."
Das meinte der 43-Jährige, dem immer mal wieder eine löchrige Geldbörse nachgesagt wird, wohl nur für den Fall, dass sich nicht noch einmal ein derart großer Zahltag anbietet, wie im März bei seiner peinlichen Vorstellung gegen Henry Maske. Mit den Worten "Ich liebe Deutschland und seine Fans. Vielleicht gibt mir Henry noch einmal die Chance" offenbarte Hill seine eigentlichen Träume. Und die Alternative gleich mit: "Der Rocchigiani soll ja auch aus dem Ruhestand zurück sein."
Zsolt Erdei, der zweite Star des Universum-Boxstalles, wackelte in der ausverkauften Eishalle in der vierten Runde kurz. "Leider war es nicht mein stärkster Kampf. Aber ich war klar der Bessere und bin stolz auf mich", meinte "Feuervogel" Erdei. Die neunte erfolgreiche Titelverteidigung gegen den deutlich längeren Mendoza geriet nur da kurz in Gefahr, als die gefürchtete rechte Hand von "El Misil" zwischen den Augen Erdeis einschlug: "Da waren meine Knie ganz weich, aber ich bin gleich wieder aufgewacht und habe mich zusammengerissen. Ich kann kämpfen - wenn ich muss."
Für den Erdei-Clan war Punktrichter Ulysses Glenn (USA) mit seiner Wertung von 117:111 für Mendoza der "Tomatenmann" des Abends, der "offenbar die Boxer verwechselt hat", wie Trainer Fritz Sdunek vermutete. Am Ende forderte der von Erdei insgesamt klar beherrschte Mendoza mit einem abgegriffenen Panamahut auf ziemlich verbeultem Kopf leidenschaftlich eine Revanche, die der Champion ganz sicher nicht gewähren wird.
"Die Chancen, dass Zsolt seinen Traum verwirklichen kann und in den USA boxt, sind weiter gestiegen. Sie sind so groß wie nie zuvor", schätzte Klaus-Peter Kohl ein. Der Promoter bestätigte Verhandlungen in Übersee. Erdei würde gerne zügig einen der Großen der US-Szene wie Roy Jones Jun. oder Jermaine Taylor vor die Fäuste bekommen.
Von Peter Stracke, sid
Quelle: ntv.de