Sport

Datenschutz im Anti-Doping-Kampf Athleten fordern Reformen

(Foto: picture alliance / dpa)

Immer häufiger kritisieren deutsche Top-Sportler das Adams-Meldesystem im Anti-Doping-Kampf als massiven Eingriff in die Intimsphäre. Mit ihren Problemen wandten sie sich an Datenschützer. Die fordern nun von der Politik, gesetzliche Grundlagen für Doping-Tests zu schaffen.

Die Datenschutzbeauftragten der Länder Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben sich vor dem Sportausschuss des Bundestages für eine Änderung des Doping-Kontrollsystems ausgesprochen. Es bestünden "erhebliche Bedenken hinsichtlich der Gültigkeit des aktuellen Anti-Doping-Systems", sagte Stefan Brink, Datenschützer aus Nordrhein-Westfalen.

Mehr als 150 Leistungssportler hätten sich bundesweit bereits wegen Datenschutzverstößen während Dopingkontrollen beschwert. Ebenso kritisch sehen die Datenschützer das elektronische Meldesystem ADAMS.

Bei den Konsequenzen aus der rechtlichen Analyse sei aber laut Brink zu beachten, dass sich die Problematik durch Maßnahmen der Datenschutzbeauftragten auf nationaler Ebene kaum befriedigend zu lösen sei. Einzelstaatliche Maßnahmen würden die Gefahr "gravierender Nachteile für deutsche Athleten" in sich bergen. Athleten riskieren ihre Startberechtigung bei Wettkämpfen, wenn sie sich nicht dem gültigen Code der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA unterwerfen.

Kompatibilität mit dem Grundgesetz

"Schritte zur Anhebung der internationalen Standards auf deutsches Rechtsniveau bleiben daher notwendig, sind aber keineswegs hinreichend. Akzeptabel ist alleine ein Anti-Doping-System, das den Anforderungen des Grundgesetzes in jeder Hinsicht genügt", sagte Brink.

Er erneuerte die Hauptforderung einer Initiative der Datenschutzbehörden von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, in der ein Anti-Doping-Gesetz verlangt wird. Mit diesem müsste "der Zielkonflikt zwischen sauberem Sport und Schutz der Privatsphäre zu einem gerechten Ausgleich" gebracht werden.

Basketball-Nationalspieler Heiko Schaffartzik erklärte im Namen der Aktiven, er unterstütze den Kampf gegen Doping uneingeschränkt. Er wünsche sich aber, dass "ein System erfunden oder erschaffen werde, dass die Privat- und Intimsphäre des Einzelnen mehr respektiert". Parlamentarier wie Eberhard Gienger (CDU) vermissen dafür klare Vorschläge. "Deshalb sehe ich keine anderen Lösungen als die derzeit aktuell praktizierten", sagte der ehemalige Reck-Weltmeister.

Die Basketballer-Gewerkschaft SP.IN hatte sich zuletzt besonders kritisch zum aktuellen Doping-Kontrollsystem geäußert. Auf Grundlage eines Rechtsgutachtens erwägt die Gewerkschaft derzeit eine Klage.

Quelle: ntv.de, sid

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