Passfälscher-Skandal Auch Spielerberater im Visier
16.07.2008, 15:56 UhrDer Passfälscher-Skandal im argentinischen Profi-Fußball weitet sich aus. Nach Angaben der argentinischen Tageszeitung "Critica" wird gegen 150 überwiegend im Ausland tätige Profis und eine Gruppe prominenter Spielerberater mit Klienten auch in der Bundesliga ermittelt.
Zu den Fällen, die sich Staatsanwalt Norberto Oyarbide derzeit genauer ansieht, gehört auch der Ex-Wolfsburger Andres D'Alessandro. Der Mittelfeldspieler, der derzeit beim argentinischen Erstligisten San Lorenzo unter Vertrag steht, spielte zuletzt in England und Spanien. Auch Nationalspieler Gabriel Milito vom FC Barcelona zählt laut "Critica" zu den prominenten Inhabern von "Doppelpässen", die von der Justiz unter die Lupe genommen waren.
Demichelis-Berater in Verdacht
Betroffen von den Untersuchungen sind auch drei prominente Spielerberater, die Akteure aus der Bundesliga betreuen. Der ehemalige Maradona-Berater Jorge Cyterszpiler berät unter anderen Martin Demichelis von Rekordmeister Bayern München. Der argentinische Innenverteidiger mit italienischem Pass soll aber nicht zum Kreis der Profis zählen, die in die Untersuchungen involviert sind.
Dagegen wird Berater Gustavo Mascardi, der unter anderen den Ex-Stuttgarter Timo Hildebrand und den Schweizer Nationaltorhüter Diego Benaglio (VfL Wolfsburg) berät, der Justiz Rede und Antwort stehen müssen. Präsident Julio Grondona vom argentinischen Fußball-Verband (AFA) kündigte eine baldige Krisensitzung an, um die Rechtmäßigkeit der Verträge zwischen den Klubs, den Spielern und den Beratern zu überprüfen: "Man sollte alle rausschmeißen", sagte Grondona.
Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, droht den Spielerberatern der Entzug der Lizenz. Bislang bestreiten die betroffenen Manager und Spieler allerdings durchweg die Vorwürfe. Bei einer großangelegten Razzia durchsuchten in der vergangenen Woche 600 Beamte rund 150 Häuser und Büros. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht eine Agentur, die bei der Beschaffung von Ausweisen und Pässen offenbar mit Mitarbeitern des italienischen Konsulats zusammenarbeitete.
Erhebliche Marktwertsteigerung
Derzeit werden 39 Mitarbeiter der Agentur von der Staatsanwaltschaft verhört. Nach Medienberichten aus Argentinien sollen im Rahmen des Millionenbetruges Unterschriften gefälscht worden sein, um leichter an italienische Pässe zu kommen. Die Ausweis-Agentur sei von den Spielerberatern beauftragt worden, bei der Dokumentenbeschaffung behilflich zu sein.
Für 20.000 Euro wäre vom nur wenige Meter entfernten Konsulat ein entsprechendes Dokument zu haben gewesen. Die Profis beantragen oft die Staatsbürgerschaft aus dem Land ihrer europäischen Vorfahren, damit sie nicht unter die Ausländerbeschränkungen der europäischen Top-Ligen fallen. Dadurch erhöht sich ihr Marktwert erheblich.
Quelle: ntv.de