Holt Frodeno nochmal WM-Titel? Ausnahme-Triathlet mit "Wehmut" zur letzten großen Qual
06.09.2023, 07:22 Uhr
Frodeno möchte ein letztes Mal mit den Fans abklatschen.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Einmal noch Ironman, einmal noch die ultimative Qual: Jan Frodeno beendet seine Karriere bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza. Der vierte Titel könnte drin sein, auch weil die ärgste Konkurrenz fehlt. Was danach kommt, ist für den langjährigen Dominator offen.
Auf seiner Abschiedstournee spürt der sonst so coole Jan Frodeno plötzlich "Wehmut" in Dauerschleife. "Ein letztes Mal noch dies und jenes tun, ein letztes Mal noch diese Einheit schwimmen, die ich Hunderte Male absolviert habe. Es gibt einige letzte Male. Und da ist innerlich die ein oder andere Träne geflossen", gestand der dreimalige Ironman-Weltmeister. Vor seinem letzten großen Rennen fahren die Gefühle Achterbahn.
Er spüre "von allem ein bisschen. Respekt, etwas Angst, auch Vorfreude", führte der 42-Jährige aus. Die erstmals in Nizza ausgetragene WM soll zum krönenden Abschluss einer großartigen Laufbahn werden. Das Rennen am Sonntag (6.50 Uhr/HR) werde "die größte Herausforderung meiner Karriere", so Frodeno in der "Welt am Sonntag": "Wegen all der Höhenmeter beim Radfahren, nach den Verletzungen, bei dem ganzen Drum und Dran eines letzten Rennens."
Eigentlich war der letzte große Auftritt ja schon für das Jahr 2022 geplant, doch der Körper spielte nicht mit. Wegen eines Teilrisses der Achillessehne musste Frodeno die Nachhol-WM in Utah sausen lassen. Es folgte ein Fahrradsturz im Sommer, infolgedessen sich seine Hüfte entzündete und der Hawaii-Traum platzte. Gleich dreimal musste er wegen des nach eigener Aussage "toxischen Cocktails" unters Messer, bangte zeitweise gar darum, jemals wieder normal gehen zu können.
Ärgste Konkurrenten verzichten auf WM
Das Comeback verlief holprig, weder auf Ibiza noch in Hamburg kam der erfolgsverwöhnte Athlet aufs Podest. "Viele haben da schon gezweifelt", erzählt Frodeno. Doch für ihn war Aufgeben keine Option. Er habe sich vor einem Jahr im Krankenhaus das Ziel gesteckt, "mich an die Weltspitze zurückzukämpfen. Mit dem Sieg bei den PTO US Open Anfang August in einem starken Feld habe ich das erreicht. Ein Erfolg, der mir nach der harten Zeit viel bedeutet."
Nun treibt ihn der Traum vom vierten WM-Triumph nach 2015, 2016 und 2019, mit den Vorjahres-Champions Kristian Blummenfelt und Gustav Iden verzichten zwei Hauptkontrahenten auf eine Teilnahme. "Wenn du Erfolg hast, hast du recht, dann sind alle maximal schwierigen Zeiten vergessen", gab Frodeno als Motto für seinen letzten großen Tanz aus.
Für die Zeit nach den letzten 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen sind seine Ideen noch im Anfangsstadium. "Ich bin ja nicht der überstrukturierte Mensch, der sagt: Ich mache nach meiner Karriere auf jeden Fall dies und jenes, habe einen konkreten Plan A und vielleicht gar noch B. Mein Plan ist, mir die Zeit dieser Selbstfindungsphase zu lassen", erklärte der Olympiasieger von 2008. Es werde ihm "sicherlich fehlen, dass ich nicht dieses eine große Ziel habe", und er werde auch "einige Zeit damit verbringen, ein neues Ziel oder einen Traum zu suchen und zu finden."
Vor allem freue er sich auf entspannte Stunden mit Ehefrau Emma und seinen beiden Kindern. "Dafür werde ich sehr viel Zeit verwenden", kündigte Frodeno an. Seine fünf und sieben Jahre alten Kids werden ihn auf seiner letzten Titeljagd erstmals bei einer WM live am Streckenrand unterstützen.
Quelle: ntv.de, ara/sid