Ungeimpft zu Grand-Slam-Turnier? Australian Open machen Ausnahme für Djokovic
04.01.2022, 12:14 Uhr
Novak Djokovic kann offenbar seinen Titel in Melbourne verteidigen.
(Foto: imago images/Hasenkopf)
Novak Djokovic ist ein bekannter Impfskeptiker, in Australien herrschen strenge Einreiseregeln für Ungeimpfte. Aus diesem Grund steht ein Start des Serben beim ersten Jahreshöhepunkt in Melbourne lange auf der Kippe. Nun ist klar: Djokovic darf bei den Australian Open starten, wohl auch ohne Impfung.
"Ich fliege mit einer Ausnahmegenehmigung nach Down Under": Novak Djokovic verkündet die Nachricht, auf die die Tenniswelt lange wartete, vergleichsweise unspektakulär in einem Neujahrsgruß auf Instagram. In dem kurzen Halbsatz steckt viel an Information. Vor allem: Djokovic, der nach Zahlen größte Spieler der Tennisgeschichte, wird bei den am 17. Januar beginnenden Australian Open starten. Das Grand-Slam-Turnier ist der erste Höhepunkt des Tennisjahres und eine Teilnahme Djokovics schien zwischenzeitlich und bis zuletzt eher unwahrscheinlich.
Als Reaktion hatte Djokovics Vater gezürnt. "Unter diesen Erpressungen und Umständen ist es wahrscheinlich, dass er nicht teilnehmen wird", sagte Srdjan Djokovic im serbischen Fernsehsender Prva TV. "Jeder hat das Recht, über seine eigene Gesundheit zu entscheiden. Geimpft zu sein oder nicht, ist jedermanns ureigenste Entscheidung", meinte er.
Der Serbe ist bekennender Impfskeptiker, die Veranstalter des Turniers fahren einen konsequenten Anti-Corona-Kurs, eigentlich dürfen nur geimpfte Spielerinnen und Spieler bei dem Event antreten. Sonderbefreiungen werden ausschließlich aus medizinischen Gründen erteilt. Den Organisatoren der Australian Open lag bis Mitte Dezember keine einzige medizinische Ausnahmegenehmigung ungeimpfter Tennis-Profis vor. Dies hatte Turnierdirektor Craig Tiley bekannt gegeben. Er rechne mit einem "sehr kleinen Prozentsatz" von Spielerinnen und Spielern ohne Impfung, sagte Tiley. "Wenn Novak zu den Australian Open kommt, wird er entweder geimpft sein oder eine medizinische Ausnahmegenehmigung haben." Djokovic selbst hatte seinen Impfstatus und die Teilnahme an den Turnieren in Australien stets offen gelassen, nun offenbarte er sich via Instagram.
"Weiß, dass er geimpft sein muss"
Nachdem sich Djokovic zunächst für den derzeit in Sydney stattfindenden ATP Cup gemeldet hatte und auch auf der Teilnehmerliste für die Australian Open geführt wird, waren schon Spekulationen aufgekommen, dass für den Superstar möglicherweise eine Ausnahmegenehmigung erteilt würde.
Der stellvertretende Premierminister James Merlino sagte allerdings, es gebe nur eine begrenzte Anzahl von Gründen für eine Ausnahmegenehmigung. "Jeder freut sich auf die Australian Open und von jedem, der teilnehmen wird - Zuschauer, Spieler, Offizielle, Mitarbeiter - wird erwartet, dass er vollständig geimpft ist. Das sind die Regeln. Medizinische Ausnahmen sind genau das - es ist kein Schlupfloch für privilegierte Tennisspieler", sagte Merlino laut ABC. "Es ist eine medizinische Ausnahme unter außergewöhnlichen Umständen, wenn man eine akute Erkrankung hat." Warum Djokovic nun eine der seltenen Ausnahmegenehmigungen erhalten hat, schrieb der Superstar nicht. Auch die Veranstalter äußerten sich bislang nicht. Im Oktober hatte Tiley noch direkt in Richtung Djokovic gesagt: "Wir würden Novak liebend gern hier sehen, aber er weiß, dass er geimpft sein muss, um zu spielen." Das ist inzwischen offenbar überholt.
Die Ausnahmeerlaubnis sei nach strenger Überprüfung, an der zwei unabhängige Expertengremien beteiligt waren, erteilt worden, teilten die Veranstalter inzwischen mit. Es seien faire und strenge Vorschriften für die Bewerbungen für medizinische Ausnahmen eingeführt worden, damit die Australian Open "sicher und angenehm für jeden seien", sagte Turnierdirektor Tiley. Zentraler Punkt sei, dass die Entscheidungen von unabhängigen Experten getroffen worden seien.
Konkurrent findet es "heuchlerisch"
Der Top-Ten-Spieler Felix Auger-Aliassime kritisierte die Haltung seiner ungeimpften Kollegen im Dezember im Interview mit dem Portal TennisUpToDate: "Ich verstehe, dass einige Leute glauben, dass es eine persönliche Entscheidung sein sollte", sagte Auger-Aliassime. "Aber das hat Konsequenzen. Es ist unrealistisch, den Fans zu sagen, dass sie geimpft werden müssen, um uns zu schützen, und die Spieler tun es dann nicht. Das wäre heuchlerisch."
Im Dezember hatte die "Herald Sun" berichtet, dass mit Pierre-Hugues Herbert der erste Spieler für Australien abgesagt hat, weil er sich nicht impfen lassen will. Der Weltklasse-Doppelspieler erklärte, er sei "persönlich nicht geimpft. Die Reise nach Australien ist keine Option für mich." Seine Haltung zur Impfung überdenken wolle er dabei nicht: "Für mich ist es eine persönliche Entscheidung, mich nicht impfen zu lassen." Weitere Absagen sind derzeit nicht bekannt.
Quelle: ntv.de, ter