Fußball

Jubelsturm statt Spießrutenlauf BVB-Fans feiern Mario Götze

Mario Götze strahlt - mit der Borussia fegte er Real Madrid 4:1 vom Platz.

Mario Götze strahlt - mit der Borussia fegte er Real Madrid 4:1 vom Platz.

(Foto: dpa)

Als "Judas" hatten sie ihn beschimpft und als "geldgeil". Viele Fans von Borussia Dortmund sind enttäuscht über den Wechsel ihres Idols Mario Götze zu Bayern München. Für das Spiel gegen Madrid befürchteten viele das Schlimmste - doch die meisten Zuschauer blieben ruhig.

Borussia Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel hatte es plötzlich furchtbar eilig. Langgezogen präsentierte er den Fans die Mannschaftsaufaufstellung vor dem Champions-League-Kracher gegen Real Madrid. Als Mario Götze an der Reihe war, nuschelte er dessen Namen so schnell dahin, dass die wenigen Pfiffe gnadenlos untergingen. Der allseits befürchtete Spießrutenlauf für den 20 Jahre alten Nationalspieler blieb am Tag nach der Bekanntgabe des Megatransfers zum großen Rivalen Bayern München aus.

Götze und die Fans - nach Prügel im Internet gab es Applaus für das Spiel.

Götze und die Fans - nach Prügel im Internet gab es Applaus für das Spiel.

(Foto: dpa)

Kaum Pfiffe, keine Anfeindungen - die treuesten der Treuen antworteten mit einem ohrenbetäubenden Jubelsturm auf den "Shitstorm" im Internet. Spätestens in der 8. Minute, als Robert Lewandowski - nach Vorlage von Götze - das 1:0 erzielte, waren die Unmutsäußerungen weniger Enttäuschter vergessen. Und das lediglich 44 Stunden, nachdem der Transfer des Jahres via "Bild"-Zeitung publik geworden war.

Friedens-Appell via Videoleinwand

"Unsere Fans haben das wunderbar gemacht", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke beim Bezahlsender Sky: "Sie können unterscheiden, dass das für Borussia Dortmund ein wunderbarer Abend ist." Götze hatte schon beim Aufwärmen gelassen mit dem Ball jongliert und Tricks gezeigt, es war keine Spur von explosiver Stimmung. "Der Mario ist cool. Wenn er auf dem Platz steht, vergisst er alles andere", sagte Bundestrainer Joachim Löw im ZDF.

Nach der 4:1-Gala hatten scheinbar auch alle BVB-Fans ihre Wut vergessen. "Mario hat sehr gut gespielt, sehr konzentriert", lobte Sportdirektor Michael Zorc. Der BVB tat im Vorfeld alles Mögliche zur Deeskalation. "Lasst Eure negativen Gedanken bitte zu Hause, wir wollen gewinnen", sagte Trainer Jürgen Klopp, dessen Ansprache zehn Minuten vor dem Anpfiff auf der Videoleinwand eingespielt wurde.

Fans schimpfen auf den "geldgeilen" Götze

Echte Liebe: Dieser Fan steht trotz allem zu Götze und zeigt das auch öffentlich.

Echte Liebe: Dieser Fan steht trotz allem zu Götze und zeigt das auch öffentlich.

(Foto: dpa)

Im Laufe des Spieltages hatte auch der "Shitstorm", die Empörungswelle der enttäuschten Fans im Internet, deutlich an Intensität verloren. Hatte bei Twitter, Facebook und Co. zuvor die Fraktion der Pöbler dominiert, die Götze als "Judas" oder "geldgeil" beschimpften, setzte sich nun mehr und mehr die Stimme der Vernunft durch - so ist eben das Geschäft, war die Erkenntnis. Zudem benötige die Mannschaft jedwede Unterstützung. Die bekam sie auch. Auf der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag hatte Klopp die Fans um einen netten Empfang für Götze gebeten, nach dem Einlaufen zum Aufwärmen war er zufrieden.

Als Götze nach 155 Sekunden das erste Mal den Ball am Fuß hatte, wurde er bestätigt: Es blieb ruhig, insofern man das vom Dortmunder Hexenkessel überhaupt behaupten konnte. Für den Weg ins Stadion hatten die meisten BVB-Fans aber ihre Mario-Götze-Trikots im Schrank gelassen. Wer mit "Götze"-Flock ein Zeichen setzen wollte, durfte sich auf anregende Diskussionen an den Bierständen freuen.

Götze wird den BVB am Ende der Saison verlassen. Dank einer Ausstiegsklausel sicherte sich der FC Bayern den 20-Jährigen für kolportierte 37 Millionen Euro Ablöse. Götze, der am Dienstagabend wie selbstverständlich in der Dortmunder Startelf stand, soll ein Wunschspieler des kommenden Bayern-Trainers Pep Guardiola sein.

Quelle: ntv.de, Thomas Nowag und Günter Bork, SID

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