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Spielwitz, Jugend, Einsatz, Erster BVB erlebt goldenen Herbst

Die meisten Treffer, die wenigsten Gegentore - mit Borussia Dortmund steht seit dem Wochenende die beste Mannschaft der Saison an der Spitze der Fußball-Bundesliga. Der einst nur knapp der Insolvenz entronnene Club taugt inzwischen als Paradebeispiel für einen kostengünstigen und extrem erfolgreichen Modellversuch. Die Fans träumen sogar schon vom Titel.

Tabellenführer und das verdient: Nach über 3000 Tagen führt Dortmund die Bundesliga wieder an.

Tabellenführer und das verdient: Nach über 3000 Tagen führt Dortmund die Bundesliga wieder an.

(Foto: REUTERS)

Nach langen Jahren im Mittelmaß wird der einstige Fußball-Branchenriese Borussia Dortmund wieder als Titel-Mitfavorit gehandelt. Erstmals seit 3087 Tagen steht der runderneuerte und stark verjüngte Revierclub wieder an der Bundesligaspitze. Anders als in früheren Jahren ist der Erfolg nicht das Ergebnis einer verschwenderischen Geldpolitik, sondern eines kostengünstigen Modellversuchs. Neuerdings werden Werte nicht vernichtet, sondern erschaffen.

Mit neun Spielern unter 23 Jahren erstürmte die Borussia beim 2:1 in Köln den Bundesliga-Thron. Für den verblüffenden Höhenflug der jungen Mannschaft mit zuletzt sieben Erstliga-Siegen in Serie hat Manndecker Mats Hummels eine einfache Erklärung: "Die wenigsten im Team haben einen Titel gewonnen. Deshalb ist bei uns niemand satt."

Topniveau seit Wochen

Seit Wochen überzeugen die Unersättlichen mit viel Spielwitz, großer Homogenität und immenser Laufbereitschaft. Mit dem Punktekonto wuchs der Glaube an die eigene Stärke. Selbst Lukas Podolskis Ausgleich zum 1:1 in Köln oder der zwischenzeitliche 2:3-Rückstand beim 4:3 im Europa-League-Spiel bei Karpati Lwiw oder unglückliche 0:1 gegen den FC Sevilla warfen das Team nicht aus der Bahn. "Diese Mannschaft kann am besten Vollgas. Sie will nicht verwalten, sondern gestalten", lobte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Jürgen Klopp hat die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt.

Jürgen Klopp hat die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickelt.

(Foto: dapd)

Überraschend kommt der Aufschwung nicht. Seit dem Amtsantritt von Jürgen Klopp im Juli 2008 geht es mit der Borussia kontinuierlich voran. Sein damaliges Versprechen, in Zukunft für "Vollgasveranstaltungen" zu sorgen, hat der Fußball-Lehrer längst eingelöst. In seinem ersten BVB-Jahr verpasste das Team als Tabellensechster nur knapp die Rückkehr nach Europa, durch ein Abseitstor des Hamburgers Piotr Trochowski. Mit dem fünften Rang in der vergangenen Saison wurde das erste Etappenziel erreicht.

Meisterschaft noch tabu

Die Chancen auf die nächste Entwicklungsstufe stehen gut. Kaum ein Bundesligist hat eine größere sportliche Perspektive: Junge Profis wie Hummels, Nuri Sahin, Neven Subotic, Sven Bender, Marcel Schmelzer, Mario Götze, Kevin Großkreutz, Robert Lewandowski und Shinji Kagawa verheißen eine rosige Zukunft. Zudem bewies Sportdirektor Michael Zorc bei den Transfers von Lucas Barrios, Lewandowski und dem 350.000-Euro-Schnäppchen Kagawa großes Geschick.

Nuri Sahin schoss erst das entscheidende Tor - und mahnte dann zur Konzentration auf die Europa League.

Nuri Sahin schoss erst das entscheidende Tor - und mahnte dann zur Konzentration auf die Europa League.

(Foto: REUTERS)

Es passt in das Bild von der neuen Borussia, dass sich alle Beteiligten trotz der tollen Ausgangslage in Bescheidenheit üben. Innerhalb der Mannschaft ist das Wort Meisterschaft tabu. "Darüber reden wir nicht - und das ist keine Floskel", sagte der seit Wochen überragende Taktgeber Sahin mit Verweis auf die nächste wichtige Partie am Donnerstag in der Europa League gegen Paris St. Germain.

Nicht nur die Profis wissen, dass der aufwendige und kräfteraubende Spielstil Risiken birgt, die sich im Lauf einer noch langen Saison negativ auswirken können. Deshalb hält sich auch Geschäftsführer Watzke mit mutigen Prognosen zurück: "Wir schätzen das alles sehr realistisch ein und wissen, wo unser Zielkorridor liegt. Die Mannschaft ist viel zu jung, um am Ende ganz oben zu stehen."

Quelle: ntv.de, Heinz Büse, dpa

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