Dortmunder am Boden BVB in Mannheim verkloppt
22.09.2008, 13:06 Uhr
Der Blick ging ins Leere, die Gesichtszüge waren erstarrt und die Spielanalyse kam einer Qual gleich - Jürgen Klopp wirkte nach dem zweiten katastrophalen Auftritt von Borussia Dortmund innerhalb von drei Tagen vollkommen konsterniert. "Das war eine schwarze Woche", gestand der Coach nach dem 1:4 (0:2) des BVB am fünften Bundesliga-Spieltag bei Aufsteiger 1899 Hoffenheim, bei dem sich zeitgleich zu Klopps Depressions-Anfall alle Beteiligten auf Seiten der Gastgeber über den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz freuten.
Dortmund alles andere als Spitze
Ein Spitzenplatz wäre bei einem Sieg auch für die Dortmunder möglich gewesen, doch von einem Erfolg waren die Westfalen drei Tage nach dem 0:2 in der ersten Runde des UEFA-Cups gegen Udinese Calcio meilenweit entfernt. Die Schützlinge von Klopp wurden bei ihrer ersten Liga-Niederlage in der laufenden Saison auf eine Art und Weise vorgeführt, die dem Coach alle Illusionen für den Verlauf der Spielzeit raubte.
"Zurückbeißen"
"Wir sind an einem Punkt, an dem wir nicht wissen, wie es für uns weitergeht. Nun ist Geduld gefragt, aber Geduld gepaart mit Ergebnissen", erklärte Klopp, der von seinen Schützlingen im Pokalspiel gegen den Ligarivalen Hertha BSC Berlin eine Reaktion verlangt: "Wir werden uns in diesem Spiel über Zweikämpfe definieren. Wir müssen uns einfach wieder in eine gute Verfassung zurückbeißen."
Eine ähnliche Vorgabe hatte Klopp, der sein Team nach der Pleite gegen Udinese gleich auf sechs Positionen veränderte hatte, allerdings auch für das Hoffenheim-Spiel gegeben. Am Ende musste der Trainer froh sein, dass die Hoffenheimer bei ihrer Gala vor 26.300 Zuschauern im ausverkauften Mannheimer Carl-Benz-Stadion noch Gnade vor Recht ergehen ließen und zahlreiche Chancen nicht nutzten.
"Wir haben versagt"
Der Bosnier Vedad Ibisevic (5., 47.), der mit seinen Saisontreffern fünf und sechs zum Leverkusener Patrick Helmes an der Spitze der Torjägerliste aufschloss, sowie sein Landsmann Sejad Salihovic (25.) und der Brasilianer Carlos Edurado (67.) trafen gegen den BVB, für den Felipe Santana in der Nachspielzeit nur noch Ergebniskosmetik betreiben konnte. "Wir haben versagt", gestand Kapitän Florian Kringe.
An das schwache Niveau ihres Teams knüpften die Dortmunder Fans nahtlos an. Nachdem ihre Lieblinge aussichtslos in Rückstand lagen, beleidigten BVB-Anhänger Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp mit Sprechchören der untersten Kategorie. Ein Dortmunder Anhänger wurde sogar vorläufig festgenommen, weil er ein Transparent mit dem Konterfei Hopps in einem Gewehr-Fadenkreuz in die Höhe hielt. Gegen den 19-Jährigen wurde Anzeige wegen Beleidigung erstattet.
Pöbeleien gegen Hopp
"Es war peinlich und unverschämt, was sich die Dortmunder Fans erlaubt haben - eine Schande", kommentierte Hopp die erneuten Anfeindungen gegen seine Person. Auch Anhänger von Aufsteiger Borussia Mönchengladbach hatten Beleidigungen in Richtung Hopp skandiert. Die Dortmunder distanzierten sich wie schon zuvor die Gladbacher von den pöbelnden Zuschauern.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke entschuldigt sich sogar bei Hopp, der sich immerhin über den Auftritt seines Teams freuen konnte: "Es war berauschend, wie wir gespielt haben. Wahnsinn, dass wir Zweiter sind."
"Fast perfekte" Vorstellung
Auch Hoffenheims Coach Ralf Rangnick, der nach dem Schlusspfiff mit Wonne über die positive Entwicklung seiner Mannschaft in den zurückliegenden Jahren referierte und zu Recht von einer "fast perfekten" Vorstellung sprach, gönnte sich ausnahmsweise einen Blick auf die Tabelle: "Es hat schon Charme, wenn man sieht, wer da alles hinter uns steht."
Alexander Sarter, sid
Quelle: ntv.de