Hauptrunde der Handball-EM Bangen ums Halbfinale
23.01.2008, 20:32 UhrDie deutschen Handballer haben trotz einer kämpferischen Glanzleistung das Gipfeltreffen mit Europameister Frankreich verloren und müssen um den Einzug ins EM-Halbfinale zittern. In einem hochklassigen und dramatischen Duell unterlag der Weltmeister in Trondheim mit 23:26 (10:11) gegen den Titelverteidiger, der sich damit vorzeitig für das Halbfinale qualifizierte. Nach dem von zwei bärenstarken Abwehrreihen dominierten Spiel muss die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) im Endspiel um Platz zwei in der Hauptrundengruppe II gegen Schweden gewinnen, um noch Chancen auf eine Medaille zu haben.
Isländer leisten Schützenhilfe
Immerhin leistete Island Schützenhilfe und besiegte Ungarn 36:28 (16:16). Damit hat es die deutsche Mannschaft nach wie vor selbst in der Hand, das Halbfinale zu erreichen. Allerdings muss gegen die Schweden, die Spanien mit 27:26 besiegten, ein Sieg her. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage würden die Skandinavier den Franzosen in die Runde der letzten vier folgen. "Man kann den Isländern nur gratulieren, dass sie sich als große Sportsmänner gezeigt haben. Nun können wir noch aus eigener Kraft das Halbfinale erreichen", freute sich Torhüter Henning Fritz.
Bundestrainer Heiner Brand hatte unmittelbar nach der Niederlage gegen Frankreich nicht mit einem isländischen Sieg gerechnet. "Wir müssen jetzt unbedingt die Schweden schlagen und dann hoffen, dass Frankreich gegen Ungarn gewinnt, auch wenn das für sie nicht notwendig ist", hatte er nach der Partie noch mit einem Sieg der Ungarn gerechnet. Brand bemängelte bei seinem Team besonders Abstimmungsprobleme in der Defensive. "Wir haben eigentlich ganz gut gestanden, die wichtigen Dinger aber trotzdem bekommen."
Vor rund 2.300 Zuschauern warf Michael Kraus (Lemgo/6) die meisten Tore für die deutsche Mannschaft. Der Kieler Nikola Karabatic (8) und Jerome Fernandez (7/2) trafen für Frankreich am besten. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen unbedingt gewinnen", hatte DHB- Vizepräsident Horst Bredemeier vor der Partie gefordert.
Spätestens seit der WM im Vorjahr haben die ohnehin schon besonderen Duelle zwischen Deutschland und Frankreich an Brisanz gewonnen. Denn nach dem deutschen Sieg in der Hauptrunde (29:26) besiegte das DHB-Team auf dem Weg zum WM-Titel die Franzosen in einem packenden Halbfinale mit 32:31 nach zwei Verlängerungen. Anschließend erwies sich Frankreichs Trainer Claude Onesta als schlechter Verlierer und sprach von Betrug.
Um den Top-Favoriten zu stoppen, hatte der Gummersbacher von seinem Team bedingungslose Defensivarbeit gefordert. Dies setzten die deutschen Spieler in der ersten Halbzeit mit Bravour um. Acht Minuten lang stand es 1:1. Zwar enteilten die Franzosen danach mit einem Zwischenspurt auf 4:1 (14.) und gar bis auf 8:4 (23.). Doch mit einer leidenschaftlichen Abwehrarbeit kauften die Weltmeister dem Favoriten den Schneid ab. Zudem war Fritz wie schon bei den beiden WM-Duellen ein sicherer Rückhalt hinter der deutschen Deckungswand.
So kämpfte sich das DHB-Team unter anderem durch drei Kontertore bis zur Pause auf 10:11 heran, und in der ersten Minute des zweiten Durchgangs markierte Pascal Hens (Hamburg) das 11:11. Doch nur wenig später erfuhr die deutsche Mannschaft eine herbe Schwächung: Beim Stand von 11:13 (34.) musste Abwehrchef Oliver Roggisch nach seiner dritten Zeitstrafe vom Feld. "Das war neben einigen anderen Dingen sicherlich spielentscheidend", sagte Brand. Auch für den Lemgoer Florian Kehrmann war der Ausfall von Roggisch eine herbe Schwächung. "Wir haben uns nach schwerem Start ins Spiel gekämpft. Die Hinausstellung für Roggisch hat uns wieder zurückgeworfen", sagte er.
Doch auch vom Ausschluss ihres Abwehrchefs ließen sich die Weltmeister zunächst nicht entmutigen und boten Frankreich weiter tapfer die Stirn. Nach dem Ausgleich zum 21:21 (51) geriet die DHB-Auswahl aber wieder ins Hintertreffen und verlor die Partie.
Von Martin Kloth, dpa
Quelle: ntv.de