Sport

"Hätte ich den Grüßaugust spielen sollen?" Becker räumt Fehler ein - und klagt an

Boris Becker ist dorthin zurückgekehrt, wo er einer der ganz Großen ist - in den Tennissport.

Boris Becker ist dorthin zurückgekehrt, wo er einer der ganz Großen ist - in den Tennissport.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Modischer Anzug, Einstecktuch, offener Hemdkragen - und ein offenes Gespräch. Im "Aktuellen Sportstudio" macht Boris Becker endlich wieder eine gute Figur in einem Fernsehstudio. Er redet über sein Imageproblem, aber auch über brutalen Druck.

Becker im Gespräch mit Katrin Müller-Hohenstein.

Becker im Gespräch mit Katrin Müller-Hohenstein.

(Foto: imago/Martin Hoffmann)

Es war ein Auftritt, der Boris Becker sichtlich gut tat. Endlich wieder "Aktuelles Sportstudio" statt Oliver Pocher. Endlich wieder Tennis statt Klatschspalte. Und so redete der dreimalige Wimbledon-Sieger vor allem über seine Zusammenarbeit mit Novak Djokovic und die Zukunft des deutschen Tennis - aber auch über sein Imageproblem, und das sehr offen: "Ich habe sicherlich viele Fehler gemacht. Aber was war meine Alternative? Den Grüßaugust zu spielen?"

Die Tennislegende hatte zuletzt wegen peinlicher Auftritte Kritik und Spott geernet - in einer TV-Spielshow trug er zeitweise Fliegenklatschen am Kopf. Becker beklagte, man habe ihn nach dem Ende seiner Karrier "am besten ins Museum" stellen wollen. "Und jeder darf mir sagen, wie toll ich mit 17 war. Aber ich habe ein Recht auf mein Leben." Es sei unfair, dass er in Deutschland immer noch an seinen großen sportlichen Erfolgen gemessen werde. "Mein Leben ist heute etwas ganz Anderes."

Djokovic/Becker kennen nur ein Ziel

Sein heutiges Leben, das ist die Zusammenarbeit mit Novak Djokovic. Seinen Schützling möchte Becker so schnell wie möglich wieder an die Spitze der Weltrangliste führen. "Das Ziel ist es, Novak wieder zur Nummer eins zu machen. Das Ziel ist es, dass er in diesem Jahr noch möglichst viele Grand Slams gewinnt", sagte der 46-jährige Becker im "Sportstudio" über den Weltranglisten-Zweiten aus Serbien. Becker machte keinen Hehl daraus, dass er seine neue Rolle als Coach trotz des Viertelfinal-Ausscheidens von Djokovic bei den Australian Open genießt. "Ich freue mich, zurück zu sein in der Umkleidekabine und auf dem Trainingsplatz", meinte der dreimalige Wimbledonsieger.

Seine primäre Aufgabe sieht Becker darin, dem sechsmaligen Major-Sieger Djokovic im "taktischen und mentalen Bereich" zu helfen, um ihn "in entscheidenden Spielsituationen" besser zu machen. Allerdings glaubt Becker, dass sich sein Sport seit seinem Rücktritt 1999 nicht großartig weiterentwickelt hat - im Gegenteil. "Tennis ist heute viel physischer und intensiver. Aber auf Seiten der Technik und Taktik ist es nicht so ausgefeilt, wie es vor 10, 15 Jahren war", sagte er.

"Es gibt den deutschen Tennis-Fan"

Becker lobte zudem ausdrücklich Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens. Der 44-Jährige hatte beim Sieg gegen Spanien in Frankfurt am Main überraschend Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber gemeinsam Doppel spielen lassen, obwohl beide nicht unbedingt als beste Freunde bekannt sind. Arriens habe "Fingerspitzengefühl" bewiesen. "Ein Kompliment, dass die besten deutschen Spieler Deutschland vertreten haben", sagte Becker mit Blick auf das gesamte DTB-Aufgebot im Erstrundenduell.

Der Weltranglisten-Zwölfte Haas (Los Angeles) und Kohlschreiber (Augsburg/ATP-Nr. 27) hatten die Masters-Gewinner Fernando Verdasco und David Marrero in vier Sätzen bezwungen und durch den dritten Punkt im dritten Match Deutschlands vorzeitigen Viertelfinal-Einzug besiegelt.

Für die Zukunft seiner Sportart im eigenen Land sieht Becker nicht schwarz. "Es gibt den deutschen Tennis-Fan. Man muss ihn nur aufwecken", sagte der zweimalige Australian-Open-Sieger.

Quelle: ntv.de, cba/sid

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