"Bisschen wie ein Trainingslauf" Doll holt ersten deutschen Biathlon-Saisonsieg
09.03.2023, 18:45 Uhr
Benedikt Doll war vor allem mit seinem Schießen sehr zufrieden.
(Foto: IMAGO/Bildbyran)
Die Heim-WM in Oberhof läuft für Ex-Weltmeister Benedikt Doll enttäuschend. Doch jetzt kann er ein "absolutes Highlight" feiern, denn er gewinnt als erster deutscher Biathlet in dieser Saison ein Rennen. Er trifft dabei alle Schüsse ins Schwarze - und profitiert von der Abwesenheit der Dominatoren.
Benedikt Doll klatschte nach seinem perfekten Rennen äußerst zurückhaltend mit Teamkollege David Zobel ab. Der 32-Jährige schaute mit fragender Miene auf die Anzeigetafel, erst mit einem Moment Verzögerung realisierte er sein furioses Meisterwerk. Mit einer makellosen Vorstellung erlöste der Vorzeigeläufer die zuletzt so arg gescholtenen deutschen Biathleten endlich mit dem ersten Saisonsieg, Stunden nach dem ebenfalls starken dritten Platz von Denise Herrmann-Wick kannte die Freude keine Grenzen.
"Es war ein bisschen wie ein Trainingslauf", schwärmte Doll mit breitem Grinsen im ZDF: "Ich war sehr viel allein auf der Strecke, auch am Schießstand. Ich habe kaum gewackelt, war total ruhig und bei mir, hatte gar keinen Stress." Erstmals in seiner Weltcup-Karriere vollbrachte er das Kunststück, bei allen vier Schießeinlagen fehlerfrei zu bleiben. "Mein absolutes Highlight", betonte der Schwarzwälder, "mein letztes Mal war im Deutschlandpokal und das liegt viele Jahre zurück."
Zahlreiche Topstars fehlen wegen Corona-Infektionen
Gar noch deutlich länger als der letzte Sieg eines deutschen Mannes, der war Erik Lesser am 19. März 2022 gelungen. Doll hatte rund zwei Monate davor letztmals auf dem obersten Treppchen gestanden, nun feierte er in der schwedischen Kältekammer nach 20 Kilometern mit über einer Minute Vorsprung vor dem Italiener Tommaso Giacomel seinen vierten Weltcupsieg. Dabei profitierte er auch vom coronabedingten Fehlen zahlreicher Topstars wie Johannes Thingnes Bö oder Sturla Holm Lägreid.
"Ich habe die Chance ganz gut genutzt", sagte Doll, der bei der Heim-WM noch in zahlreichen Rennen weit hinter den Erwartungen geblieben war. Das galt nun auch für seine ebenfalls glänzend aufgelegten Teamkollegen. Sein bestes Karriereergebnis erreichte dank Laufbestzeit Philipp Nawrath (2 Strafminuten/+1:51,4 Minute) mit Rang vier. Direkt dahinter rundete Roman Rees (1/+2:02,1) das auch mannschaftlich mit Abstand beste deutsche Saisonresultat als Fünfter ab.
Herrmann-Wick ebenfalls erfolgreich
Zuvor hatte Denise Herrmann-Wick im Einzel der Frauen mit lediglich einer Strafminute und überzeugender Laufzeit für eine erste deutsche Sternstunde im trotz strahlendem Sonnenschein minus zehn Grad kalten Östersund gesorgt. "Östersund ist immer eine Reise wert", schwärmte Herrmann-Wick: "Insgesamt bin ich super zufrieden. Podium ist eine richtig coole Sache."
Vor allem, da sie ein tückisches Hindernis überwinden konnte. "Ich hatte Probleme beim Repetieren, das Schloss ging sehr schwer auf und zu", haderte die deutsche Vorzeige-Biathletin mit ihrer Waffe: "Das ist ein bisschen auf die Kälte zurückzuführen." Dennoch schaffte sie ihren vierten Stockerlplatz des Weltcupwinters, dazu hatte sie bei der Heim-WM in Oberhof mit einmal Gold und zweimal Silber überzeugt.
Auf die überlegen siegreiche Italienerin Dorothea Wierer fehlten letztlich 1:38,8 Minute. Sie sei von den Waffenproblemen schon "leicht angenervt" gewesen, betonte Herrmann-Wick mit breitem Grinsen: "Aber man muss cool bleiben. Das ist mir gut gelungen, vielleicht war ich sogar noch mehr fokussiert."
Nach einem Ruhetag am Freitag stehen am Samstag (14 und 16.30 Uhr) die letzten Staffeln des Winters an. Den Massenstarts am Sonntag (13 und 16 Uhr/alles ZDF und Eurosport) folgt in der kommenden Woche noch das Weltcupfinale in Oslo.
Quelle: ntv.de, ara/sid