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Ruhpolding sehnt sich nach Neuner Biathlon-Fans bleiben fern

Sie war ja da, nur macht sie nicht mehr mit: Magdalena Neuner in Ruhpolding.

Sie war ja da, nur macht sie nicht mehr mit: Magdalena Neuner in Ruhpolding.

(Foto: dpa)

Die Veranstalter des Biathlon-Weltcups in Ruhpolding haben nach einem wahren Boom bei der Weltmeisterschaft mit einem massiven Zuschauerrückgang zu kämpfen. Grund dafür ist nicht nur, dass Magdalena Neuner nicht mehr mitmachen mag.

Nun ist es in Ruhpolding wieder ruhig. Der Biathlon-Zirkus zog weiter in Richtung Antholz, die letzten Fans und Sportler verließen das kleine Städtchen in Oberbayern - und hinterließen eine Menge Fragen. Zum ersten Mal seit Jahren litt der Weltcup der Skijäger unter einem enormen Zuschauerschwund. Gerade noch etwa 68.000 Fans kamen an fünf Wettkampftagen, beim letzten Weltcup vor zwei Jahren waren es noch 100.000 gewesen. Die Gründe dafür sind vielschichtig - und eine Lösung des Problems ist dringend nötig.

"Ich habe schon damit gerechnet, dass die Zuschauerzahlen zurückgehen. Aber ich hätte mir einen etwas geringeren Rückgang gewünscht", sagt Claus Pichler, Präsident des Organisationskomitees und Ruhpoldings Bürgermeister. "Ich hoffe, dass wir finanziell am Ende mit einem blauen Auge davonkommen. Wir haben nicht mit dem Maximum kalkuliert." An den ersten drei Wettkampftagen kamen jeweils zwischen 11.000 und 11.500 Zuschauer in die Chiemgau Arena. "Wir hätten uns um die 15.000 pro Tag gewünscht", sagte Pichler. Am Samstag waren es 14.500, am Sonntag kamen 20.000. Zum Vergleich: Bei der WM 2012 kamen bis zu 30.000 Fans pro Tag.

Beim Weltcup in Oberhof in der Vorwoche hatte es keinen dramatischen Zuschauerrückgang gegeben. Allerdings spielte in Ruhpolding das Wetter nicht mit, das Niveau der Ticketpreise sank verglichen zur WM nicht spürbar, und auch die späten Startzeiten "haben uns nicht in die Karten gespielt", sagt Pichler. Das Karriereende von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner habe ebenfalls zum Rückgang beigetragen. "Lena hat den Zuschauer-Andrang bei der WM enorm gesteigert. Viele wollten sie noch ein letztes Mal sehen", sagt Pichler. "Ich denke, es ist normal, dass es nach Steigerungen über die letzten Jahre auch wieder Rückgänge gibt. Wir sind jetzt etwa wieder bei einem Niveau wie im Jahr 2007."

"Wir sind hier im Biathlon-Mekka"

Nach dem Weltcup soll es eine genaue Analyse geben, wie man die Veranstaltung im nächsten Jahr wieder attraktiver machen kann. Dabei sollen - das war hinter vorgehaltener Hand bereits zu hören - deutliche Worte mit dem Weltverband IBU und den Verantwortlichen für die TV-Übertragungen gesprochen werden. Grund dafür ist der finanzielle Mehraufwand durch die Nachtrennen, vier von sechs Wettbewerben in Ruhpolding fanden unter Flutlicht statt. "Diese Angelegenheit ist uns grundsätzlich nicht so recht. Wir sind in einem Bereich, der uns unheimlich belastet", sagt Pichler.

Und so stellt sich die Frage, wie es in Ruhpolding weitergeht. "Man muss überlegen, was wir in den nächsten Jahren vielleicht herunterfahren müssen", sagt Pichler. Fakt ist: Die Veranstalter bieten den Besuchern viel. Von Video-Leinwänden über ein ausgeklügeltes Shuttle-System bis hin zu einer nagelneuen Tribüne. "Es ist schwierig, den hohen Standard aufrechtzuerhalten, wenn die Einnahmen sinken", sagt der OK-Chef, der den Fans weiter "ein schönes Erlebnis" bieten will: "Aber irgendwo muss unterm Strich auch die Rechnung so aufgehen, dass wir keine Steuergelder einbringen müssen."

Nach der WM im März 2012, bei der 218.000 Zuschauer für einen Rekord gesorgt hatten, wurden die Organisatoren mit Lob förmlich überschüttet. "Ruhpolding war nicht nur ein Volltreffer, sondern übertragen auf die Zielscheiben beim Biathlon ein Fünffach-Volltreffer", sagte Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Skiverband. Auch Präsident Anders Besseberg von der IBU lobte: "Wir sind hier im Biathlon-Mekka. Bei der Organisation wurde ein Niveau erreicht, das in der Zukunft nur schwer zu überbieten sein wird." Damit das so bleibt, müssen bis zum Weltcup 2014 viele Probleme gelöst werden.

Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer, sid

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