"Wir stehen schon unter Druck" Bierhoff sieht schwierige Phase
05.10.2008, 12:17 UhrDer Kapitän übernimmt wieder das Kommando, aber schon vor der mit Spannung erwarteten Nationalmannschafts-Rückkehr von Michael Ballack schwor der Bundestrainer sein Personal auf den anstehenden "WM-Doppelpack" ein. "Ich möchte absolute Konzentration auf die Spiele und gar nichts anderes", sagte Joachim Löw.
Auch Team-Manager Oliver Bierhoff warnte vor dem Top-Spiel gegen Russland eindringlich davor, die Qualifikation für die Fußball-WM 2010 als Selbstläufer zu betrachten. "Wir stehen schon unter Druck", erklärte Bierhoff der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", denn nur der Gruppenerste qualifiziert sich direkt für Südafrika. "Wir müssen jetzt aufpassen, dass sich keine Bequemlichkeit und Selbstgefälligkeit in der Mannschaft und im Verband nach dem zweiten Platz bei der EM breitmachen", betonte der Manager.
Kaltschn äuzigkeit fehlt
Allerdings ist der frühere Torjäger überzeugt, dass die DFB-Auswahl beim "Doppelpack" gegen den EM-Halbfinalisten Russland am 11. Oktober in Dortmund (20.45 Uhr) und gegen Wales am 15. Oktober in Mönchengladbach (20.45 Uhr) die Scharte von Finnland (3:3) auswetzen wird.
"Ich bin zuversichtlich. Wir haben oft gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können. In Finnland haben wir zuletzt Moral gezeigt. Unser Team, in das diesmal Ballack und Frings zurückkehren, wird an dieser Situation wachsen. Es hat sich in der europäischen Spitze etabliert", meinte Bierhoff.
Der Nationalelf würde momentan allerdings noch "ein Tick Kaltschnäuzigkeit und das Bewusstsein fehlen, ein Spiel in gewissen Momenten, in die richtigen Bahnen lenken zu können. Aber das wird noch kommen. Die Mannschaft ist nicht am Ende ihrer Entwicklung."
Keine Prämienverhandlungen
Nach dem offiziell ausgeräumten Konflikt zwischen Bierhoff und Ballack will Löw vor den beiden Heimspielen alle Ablenkungen so gering wie möglich halten. "Es gab da eine Sache zwischen Bierhoff und Ballack, aber ich wüsste nicht, welche Problematik es da jetzt geben sollte", betonte der Bundestrainer. Das habe sich nur "hochgeschaukelt". Auch die Verhandlungen über WM-Qualifikations-Prämien wurden auf Eis gelegt. "Es wird mit Sicherheit kein Gespräch von Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach mit der Mannschaft geben", sagte Verbandssprecher Harald Stenger.
Auch der große Fan-Tag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag in Düsseldorf zum Auftakt der Vorbereitung soll nach dem Willen von Löw keine reine Show-Veranstaltung werden. "Wir werden unser vorgesehenes Programm nicht umstellen. Es wird kein Show-Training, sondern ein Training mit Zuschauern", kündigte der Bundestrainer vor dem Vier-Stunden-Event "DFB hautnah" an. Der DFB hofft derweil, bei dem Event im überdachten und geheizten Stadion den vor der WM 2006 an selber Stelle mit 44.000 Besuchern aufgestellten Zuschauerrekord für ein Training zu übertreffen.
Löw blieb von Absagen zunächst verschont, allerdings waren sieben der 22 nominierten Akteure noch für ihre Clubs im Einsatz. Dazu zählte auch England-Legionär Ballack, dessen erste Länderspiel-Einsätze seit dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien (0:1) und den anschließenden Diskussionen um den Führungsstil des Kapitäns mit Spannung erwartet werden.
Selbstbewusste Russen
Mit der gleichzeitigen Rückkehr des Bremer Routiniers Torsten Frings wird die Hierarchie in der DFB-Auswahl wieder neu geordnet, zumal auch EM-Stammkräfte wie Per Mertesacker und Arne Friedrich nach Verletzungen wieder zur Verfügung stehen. "Der deutsche Fußball braucht Leadertypen wie Ballack und Frings", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer der "Welt am Sonntag".
Ballack will nach seiner Fußverletzung das DFB-Team unbedingt auf Südafrika-Kurs halten. "Sechs Punkte gegen Liechtenstein und Finnland wären natürlich optimal gewesen", sagte der 32-Jährige rückblickend auf den Start mit dem 6:0 in Liechtenstein und dem mäßigen 3:3 bei den Finnen.
Die bei der EM im Halbfinale an Spanien gescheiterten Russen haben nach erst einer Partie gegen Wales (2:1) drei Punkte auf dem Konto und reisen selbstbewusst nach Dortmund an. "Wir nehmen was mit aus Deutschland - einen Punkt oder alle drei", verkündete Offensiv-Star Andrej Arschawin in der "Bild am Sonntag".
Quelle: ntv.de