"Wenn er gehen will, lasst ihn gehen" Blatter stellt sich vor Ronaldo
10.07.2008, 14:23 UhrFIFA-Präsident Joseph Blatter hat Manchester United aufgefordert, seinem Angreifer Cristiano Ronaldo keine Steine in den Weg zu legen, falls der Portugiese zu Real Madrid wechseln möchte. "Wenn der Spieler irgendwo anders spielen will, sollte eine Lösung gefunden werden", sagte der Präsident des Fußball-Weltverbandes in einem Interview mit dem britischen Sender "Sky News". "Ich bin stets dafür, Spieler zu schützen. Und wenn ein Spieler gehen will, dann soll man ihn gehen lassen." Blatter forderte beide Clubs auf, sich zu Verhandlungen an einen Tisch zu setzen.
Die seit dem Bosman-Urteil 1995 von Spitzenclubs geübte Praxis, ihre Topspieler mit langfristigen Verträgen zu binden, um bei einem vorzeitigen Vereinswechsel hohe Ablösesummen zu erzielen, verurteilte Blatter scharf: "Im Fußball wird zu viel moderne Sklaverei betrieben." Als Fußballer und als FIFA-Präsident empfinde er viel Sympathie für Cristiano Ronaldo, meinte Blatter. Nach der EM hatte der portugiesische Star mehrfach betont, von Manchester zu Real Madrid gehen zu wollen. Doch der englische Meister erteilte den Wechselplänen eine Absage.
UEFA: "Sklaven bekommen keinen Lohn"
Manchester United und auch die Europäische Fußball-Union UEFA reagierten empört auf Blatters Aussagen. "Wie in anderen Klubs auch treten alle unsere Spieler nach offenen und freien Verhandlungen in ihre Verträge ein - die meisten von ihnen, nachdem sie einen bei der FIFA zugelassenen Spielerberater in Anspruch genommen haben", sagte ein ManU-Sprecher.
UEFA-Kommunikations-Direktor William Gaillard erklärte, es wäre sinnvoll, die Leute zu erinnern, "dass Sklaven niemals einen Lohn bekommen haben". Gaillard verwies zudem auf das Bosman-Urteil. Die derzeitige Situation mit den Langzeitverträgen sei auf diese Rechtssprechung zurückzuführen und "es gibt nichts, was wir dagegen tun können". Der Europäische Gerichtshof hatte 1995 entschieden, dass Profi-Fußballer in der EU nach Vertragsende ablösefrei wechseln dürfen.
Quelle: ntv.de