Spanischer Leichtathletikskandal Blutbeutel, Doping und Video
11.12.2010, 12:57 UhrDie "Operación Galgo" (Operation Windhund) der spanischen Polizei, bei der am Donnerstag 14 Leichtathleten, Trainer und Ärzte vorläufig festgenommen wurden, war gut vorbereitet. Spanische Medien berichten von Videoaufzeichnungen, die Dopingpraktiken dokumentieren. Bei den Razzien werden zudem erst kürzlich benutzte Blutbeutel entdeckt.

Marta Dominguez ist Spaniens erfolgreichste Leichtathletin. Die beliebteste ist sie wohl nicht mehr lange.
(Foto: REUTERS)
Bei ihren Ermittlungen zum Leichtathletik-Dopingskandal in Spanien hat die Polizei Medienberichten zufolge höchst brisantes Material gesammelt. Die Guardia Civil verfügt nach Informationen des Rundfunksenders Cadena Ser über mehrere Videoaufzeichnungen. Diese zeigten unter anderem einen Sportarzt, der verschiedenen Athleten verbotene Substanzen spritze. Zudem hätten die Fahnder im Haus des festgenommenen Trainer-Veterans Manuel Pascua Piqueras (77) vier benutzte Blutbeutel sichergestellt, berichteten die Zeitungen "El País" und "Marca".
Dies lasse die Polizei darauf schließen, dass sich Sportler dort kürzlich einer Eigenbluttransfusion unterzogen hätten. Pascua Piqueras ist einer der 14 Verdächtigen, die am Donnerstag im Rahmen der "Operación Galgo" (Operation Windhund) gefasst worden waren. Festgenommen wurden auch der Dopingarzt Eufemiano Fuentes und Spaniens erfolgreichste Leichtathletin Marta Domínguez, der auch der Handel mit Dopingpräparaten vorgeworfen wird.
Die Weltmeisterin im 3000-Meter-Hindernislauf und fünf weitere Verdächtige sind inzwischen unter Auflagen wieder auf freiem Fuß. Die übrigen sollen an diesem Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Bezabeh gesteht Doping
Als Folge des Skandals schloss der spanische Leichtathletik-Verband (RFEA) den gebürtigen Äthiopier Alemayehu Bezabeh aus dem Team für die Crosslauf-Europameisterschaft an diesem Sonntag in Albufeira (Portugal) aus. Der 24 Jahre alte Europameister von 2009 wird von Pascua Piqueras trainiert und hatte nach dessen Festnahme beim Verband um ein Gespräch gebeten. "Seine Aussage hat uns dazu bewogen, ihn von der EM-Teilnahme auszuschließen", teilte der RFEA mit. Laut "Süddeutscher Zeitung" hat Bezabeh gestanden, sich für den Wettkampf gezielt gedopt zu haben und deshalb seine Teilnahme abgesagt. 1500-Meter-Europameisterin Nuria Fernandez, ebenfalls ein Schützling von Piqueras und laut Medienberichten ebenfalls von der Polizei vernommen, wird dagegen in Portugal antreten.
Eine Gruppe von 65 Leichtathleten veröffentlichte unterdessen eine Erklärung, mit der sie die Ermittlungen der Polizei unterstützt. Dies sei der richtige Weg, um mit Doping im spanischen Sport Schluss zu machen. "Betrüger haben bislang eine Straflosigkeit genossen, die andere Sportler verzweifeln ließ", heißt es in dem Text.
Quelle: ntv.de, dpa