Sport

Aufregende Flandern-Rundfahrt Böser Fehler führt zu Massensturz vor Pogacar-Sieg

Für Pogacar war es schon der zehnte Sieg in dieser Saison.

Für Pogacar war es schon der zehnte Sieg in dieser Saison.

(Foto: AP)

55 Kilometer vor dem Ziel der Flandern-Rundfahrt setzt Tadej Pogacar die vorentscheidende Attacke. Der Radsport-Dominator gewinnt erstmals den Frühjahrsklassiker. Das Rennen in Belgien prägt auch Filip Maciejuk - weil er einen schlimmen Massensturz auslöst.

Tadej Pogacar reckte nach einer schier unglaublichen Triumphfahrt den Finger in die Höhe, schlug die Hände vor das Gesicht und konnte sein Glück kaum fassen. Der neue Kannibale des Radsports hat sich das nächste Monument gekrallt und den Belgiern ihren inoffiziellen Nationalfeiertag verdorben. Im Stile des einst unersättlichen Eddy Merckx triumphierte Pogacar bei der 107. Flandern-Rundfahrt und gewann den brachialen Kopfsteinpflaster-Klassiker im zweiten Anlauf.

Nach 274 Kilometern und 19 giftigen Anstiegen verwies der zweimalige Tour-de-France-Sieger den niederländischen Titelverteidiger Mathieu van der Poel auf Platz zwei. Dritter in dem von schweren Stürzen geprägten Rennen wurde der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen, während Belgiens Held Wout van Aert mit Platz vier vorliebnehmen musste.

"Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Ich habe alles gegeben. Ich wusste, dass es hart wird, aber ich musste alleine wegziehen. Es war die einzige Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen", sagte Pogacar und fügte hinzu: "Ich könnte jetzt zurückgetreten und super stolz auf meine Karriere sein." Auch wenn er die Tour dieses Jahr nicht gewinne, wäre die Saison schon ein Erfolg.

Pogacar hängt die Konkurrenten einzeln ab

Die Show der großen Drei vor mehreren Hunderttausend Zuschauern begann 55 Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke von Pogacar am Oude Kwaremont. Nach dem Paterberg ließ sich der Slowene wieder einholen, trat wenig später am bis zu 22 Prozent steilen Kopfsteinpflaster-Ungeheuer Koppenberg erneut an. Nur van Aert und van der Poel konnten mitfahren und das Trio machte sich auf die Verfolgung einer zwölfköpfigen Spitzengruppe. Dort kamen allerdings nur Pogacar und van der Poel an, nachdem van Aert einer Tempoverschärfung des Niederländers am Kruisberg nicht folgen konnte.

Bei der letzten Kwaremont-Überquerung war das Finale endgültig eröffnet. Pogacar hängte van der Poel ab, rauschte kurz darauf mit beeindruckender Leichtigkeit auch an dem führenden Pedersen vorbei. Damit demonstrierte er erneut seine hervorragende Frühjahrs-Form, für den 24-Jährigen war es bereits der zehnte Saisonsieg. Zuletzt hatte er bei der schweren Rundfahrt Paris-Nizza den dänischen Tour-Sieger Jonas Vingegaard düpiert.

Vor dem Start auf dem Marktplatz von Brügge war ein Dreikampf zwischen Titelverteidiger van der Poel, dem belgischen Helden van Aert und Ex-Tour-Sieger Pogacar erwartet worden. Das Rennen begann hochnervös, auf den ersten 100 Kilometern entstand keine Gruppe. Dann setzen sich acht Fahrer ab, darunter der Hesse Jonas Rutsch.

Maciejuk wird als Sturz-Verursacher disqualifiziert

Der maximale Vorsprung betrug über sechseinhalb Minuten, was auch einem schweren Massensturz im Feld geschuldet war. Bei der ersten Anfahrt zum Oude Kwaremont etwa 142 Kilometer vor dem Ziel geriet der Pole Filip Maciejuk bei einer Fahrbahnverengung in einen Graben. Der 23-Jährige sprang ohne Rücksicht zurück auf die Straße und räumte dabei nahezu das ganze Feld ab. Van Aert war in den Sturz ebenso verwickelt wie die Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe (Frankreich) und Peter Sagan (Slowakei). Pogacar verlor in Tim Wellens seinen wichtigsten Helfer, der Belgier erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Die Organisatoren schlossen Maciejuk wenige Minuten nach dem Sturz vom Rennen aus.

"Mein Fehler und die Verursachung des Sturzes tun mir sehr leid. Ich hoffe, dass alle Betroffenen bei guter Gesundheit sind. Das sollte nicht passieren und war ein großer Fehler", schrieb Maciejuk auf Twitter. Er bat um Entschuldigung für seinen Fehler und wolle daraus für die Zukunft lernen.

Mehr zum Thema

Etwa 100 Kilometer vor dem Ziel entstand eine starke Gruppe mit Stefan Küng, Pedersen, Matteo Trentin und Kasper Asgreen. Von den drei Favoriten hatte nur van der Poel keinen Fahrer vorn dabei, doch seine Mannschaft war nicht stark genug für die Verfolgung. Da niemand ernsthaftes Interesse zeigt, wuchs der Vorsprung auf zwei Minuten, es kam vorn zum Zusammenschluss mit der Rutsch-Gruppe.

Im schon dezimierten Feld kam es zum nächsten schweren Sturz. Biniam Girmay touchierte auf abschüssiger Straße das Hinterrad seines Vordermannes und kam bei hoher Geschwindigkeit zu Fall. Mehrere Fahrer stürzten über den Gent-Wevelgem-Sieger von 2022. Sowohl Girmay als auch der frühere Sanremo-Sieger Matej Mohoric mussten aufgeben. Unbeeindruckt davon führte Pogacar seinen Plan aus und kämpfte sich mit van Aert und van der Poel im Schlepptau an die Spitze heran, das Finale war eröffnet.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen