Sport

Deutscher Box-Hammer in Riad Kabayel knallt Sanchez gnadenlos aus dem Ring

Agit Kabayel lieferte einen überragenden Kampf gegen Frank Sanchez.

Agit Kabayel lieferte einen überragenden Kampf gegen Frank Sanchez.

(Foto: Action Images via Reuters)

Der Wattenscheider Schwergewichtsboxer Agit Kabayel trägt in Riad seinen bislang wichtigsten Kampf aus. Und der 31-Jährige besiegt den Kubaner Frank Sanchez mit einer beeindruckenden Machtdemonstration. Er steht nun vor seinem ersten WM-Kampf.

Auf der großen Boxbühne im saudischen Riad hat der Wattenscheider Schwergewichtsboxer Agit Kabayel seine Visitenkarte zum zweiten Mal hinterlegt. Und dabei abermals ganz großen Eindruck hinterlassen. Ende des vergangenen Jahres vermöbelte er die russische Knockout-Maschine Arslanbek Makhmudov und an diesem Samstagabend, als Ouvertüre zum Gigantenduell zwischen Tyson Fury und Oleksandr Usyk, schlug er den Kubaner Frank Sanchez kurz und klein.

Vor den Augen von Ex-Weltmeister Anthony Joshua und Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo holte Kabayel seinen 25. Profi-Sieg und bleibt damit ungeschlagen. Er hat auf dem Weg zur WM-Chance zwei Leute aus dem Weg geräumt, gegen die im Schwergewicht eigentlich keiner ran will, weil sie so unangenehm zu kämpfen sind.

"Wir haben es geschafft. Ich bin sehr glücklich. Wir haben sehr hart für diese Gelegenheit gearbeitet", sagte Kabayel bei DAZN. Über die Zukunft, über einen möglichen WM-Kampf gegen Usyk oder Fury, wollte er noch nicht großartig nachdenken. Der Sieg sei "ein weiterer Schritt in meiner Karriere", sagte er: "Der Fight ist vorbei. Ich gehe jetzt nach Hause zu meiner Familie. Danach können wir reden." Aber erstmal wieder Wattenscheid.

Wie die Brasilianer im Fußball

Was war das wieder für eine beeindruckende Leistung gewesen. Ja, die erste Runde war noch etwas verhalten, etwas schwerfällig, aber danach boxte sich Kabayel frei. Und setzte den "Game-Plan" seines Trainers Sükru Aksu um. Der hatte wenige Tage vor dem Kampf gegenüber ntv.de gesagt, dass es um kontrollierte Offensive gehe, darum, nicht ins offene Messer zu laufen. Wenn man sie machen lasse, seien "die Kubaner im Boxen wie die Brasilianer im Fußball - die können alles", warnte Aksu. Bedeutete für seinen Schützling: Ständig aktiv bleiben.

Mit guter Beinarbeit, mit guten Kombinationen und immer wieder Attacken zum Körper nahm er Sanchez, einem Mann aus den Top fünf der Welt, schnell den Wind aus den Segeln. "Agit wollte, Sanchez nicht. Er sah nicht so aus, als würde er sich auf dieser Bühne wohlfühlen", analysiert ntv.de-Boxexperte Martin Armbruster. "Agit war heiß, der hatte richtig Bock auf diese Chance." Mit einem Leberhaken in der siebten Runde leitete der 31-Jährige das Ende des Kampfes ein. Zwar raffte sich sein Gegenüber nochmal auf, aber die Gegenwehr hielt nicht lange. "Mit einem Jab mit seiner linken Führhand auf den Solarplexus hat er ihm das Licht ausgeknipst. Dabei ist der Jab alles andere als ein Power Punch. Daran konnte man sehen, wie sehr Agit seinem Gegner zugesetzt hatte", urteilt Armbruster. Der Kubaner konnte und wollte nicht mehr. Kabayel war körperlich auf einem ganz anderen Niveau.

"... dann machst du ihn fertig"

"Kabayel hat nachgewiesen, dass er ein Boxer ist, der mit allen Wassern gewaschen ist. Er war von Coach Aksu perfekt eingestellt worden auf diesen Kampf, auf diesen Gegner", so Armbruster. Sanchez dagegen, der einst ein herausragender Amateur-Kämpfer war, hat in seinem ersten Kampf als Preisboxer gegen einen Mann aus den Top Ten klar seine Grenzen aufgezeigt bekommen. "Mein Coach hat gesagt, dass er sich nicht viel bewegt. Geh zum Körper, geh zum Kopf. Nach sechs Runden hat er keine Kondition mehr, dann machst du ihn fertig."

Mehr zum Thema

Aber was kommt nun? Klar, die WM-Chance hat der Wattenscheider in der Tasche. Als erster deutscher Boxer seit Axel Schulz 1996 gegen Michael Moorer in Dortmund. "Ist er würdiger Herausforderer für Usyk oder Fury? Ja, absolut. Aber reicht das schon gegen einen Usyk? Nein, da muss er noch was drauflegen. Auch wenn er mit seinen Angriffen zum Körper einem Usyk etwa zusetzen könnte, der da durchaus anfällig ist."

Die Chance auf den ganz großen Coup wird er in diesem Jahr allerdings noch nicht bekommen. Im Oktober steht der Rückkampf der beiden Giganten an. Was also tun, bis 2025 die Möglichkeit kommt? "Er muss auf jeden Fall aktiv bleiben", sagt Armbruster. "Er kann natürlich weiter gegen Topleute boxen und gutes Geld verdienen, aber bei einer Niederlage setzt er seinen Status als erster Herausforderer aufs Spiel. Er kann natürlich auch gegen wenige stark Kämpfer boxen und an seinem Stil feilen." Aber erstmal nach Hause, erstmal nach Wattenscheid.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen