Klitschko "in den Hintern treten" Boxer Chisora tönt vor WM-Kampf
17.02.2012, 12:51 Uhr
"Er ist schon ein verrückter Hund." Sagt Vitali Klitschko über seinen Gegner.
(Foto: REUTERS)
Boxweltmeister Vitali Klitschko steigt wieder in den Ring. Gegner Dereck Chisora will ihn in der Münchner Olympiahalle entthronen. Zuerst aber geht er rodeln und kündigt an, den Ukrainer in der achten Runde k.o. zu schlagen. Klitschko staunt. "Ein verrückter Hund."
Dereck Chisora unternimmt nahezu alles, um Vitali Klitschko in Höchstform zu bringen. Denn der Brite lässt kein gutes Haar an dem Schwergewichtsweltmeister des WBC und entpuppt sich damit als grandioser Motivator für den Ukrainer. Er und sein Bruder Wladimir seien Langweiler im Ring, die das Boxen getötet hätten, blafft Chisora. Klitschkos Zeit sei längst passé, deshalb werde er ihm "in den Hintern treten". Am Samstag (22.15 Uhr/RTL) will Klitschko dem vorlauten Herausforderer in der mit 12.500 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympiahalle seine Art des Ringgefechts und deren Auswirkungen auf die Karriere detailliert erläutern. 40 seiner 43 Siege hat der Zwei-Meter-Hüne immerhin kurzrundig erledigt, sprich durch K.o.
"Ich habe keine Angst vor alten Männern", stichelt der 28 Jahre alte Londoner dennoch und ging am Donnerstag rodeln, um dem Titelverteidiger souveräne Gelassenheit sowie jugendlichen Schwung zu demonstrieren. Klitschko ist in der Tat schon 40, seiner Urgewalt in den Fäusten hat das bislang aber keinen Abbruch getan. Offensichtlich hat Chisora einen Crashkurs in Sachen flotte Lippe bei seinem Landsmann David Haye belegt. Dessen Klappe war noch größer, als er Wladimir Klitschko als "beschissenen Esel" und "aasfressende Hyäne" verhöhnt und abgetrennte Klitschko-Köpfe als T-Shirt-Aufdrucke spazieren getragen hatte.
Vom Sensenmann zum Pusteblumenbläser
Promoter Kalle Sauerland vom gleichnamigen Stall aus Berlin gefallen Typen, an denen man sich reiben kann. "Ich will verschiedene Charaktere im Ring sehen - vom Ghettoboxer bis zum Gentleman Henry Maske", sagt Sauerland junior. "Chisora ist ein bisschen verrückt. Das gehört aber dazu." Häufig reichte die großen Klappe der Herausforderer aber nur bis zum ersten Gong. Beispiel Haye. Der selbst ernannte Sensenmann verkam im Ring zum Pusteblumenbläser.

"Ich habe keine Angst vor alten Männern": Dereck Chisora.
(Foto: dpa)
Chisora, so versichern Kenner der Szene, sei anders. Der lasse sich nicht einschüchtern, stürme unerschrocken auf seinen Widerpart los. Das könne auch mit 180 Kilometern pro Stunde geschehen, prophezeit Chisora. Da kann es im Eifer des Gefechts schon mal passieren, dass er seinem Gegner in Mike-Tyson-Manier ins Ohr beißt, wie vor knapp drei Jahren geschehen. Ob es auch Bestandteil seiner unerschütterlichen Furchtlosigkeit ist, dass er seine damalige Freundin verprügelte, ist zu bezweifeln. Auch ein Londoner Gericht wollte die Attacke nicht als Tapferkeit anerkennen und verpasste dem gebürtigen Simbabwer eine zwölfmonatige Bewährungsstrafe. Vitalis Bruder Wladimir Klitschko hatte dafür nur eine Vokabel: "Loser." "Er ist schon ein verrückter Hund", meint Vitali Klitschko, attestiert dem 13 Zentimeter kleineren Gegner jedoch Klasse: "Er ist der stärkste Boxer aus der neuen Generation."
Chisora ist schnell, pflegt einen unbequemen Boxstil, entzieht sich immer wieder seinem Rivalen. Lobhudelei ist allerdings unangemessen. Chisora mangelt es an Erfahrung. Er hat gerade mal 17 Profikämpfe bestritten und zwei der letzten drei verloren. Die jüngste Niederlage gegen Sauerland-Boxer Robert Helenius war allerdings unberechtigt. Da war Chisora stark. Monate zuvor unterlag er seinem Landsmann Tyson Fury. Da war er schwach. Für Samstag hat er mit ungeahnter Stärke gedroht und schwört: "Vitali wird in der achten Runde k.o. gehen."
Quelle: ntv.de, Franko Koitzsch, dpa