Kampf in der "kleinen Hölle" Brähmer boxt nicht nur um seine Zukunft
01.10.2016, 10:08 Uhr
Im März gewann Brähmer seinen WM-Fight.
(Foto: dpa)
Die Ankündigungen sind durchaus vollmündig: Boxen der Extra-Klasse verspricht der Promoter. Technische Cracks stünden sich heute in Neubrandenburg gegenüber, wenn Jürgen Brähmer und Nathan Cleverly in den Ring steigen. Auf dem Spiel steht viel.
Endlich wieder Boxen auf höchstem Niveau: Der WM-Kampf im Halbschwergewicht zwischen Jürgen Brähmer und Nathan Cleverly an diesem Samstag in Neubrandenburg (22.40 Uhr/Sat.1) verspricht boxerische Extraklasse, nachdem es zuletzt im deutschen Profiboxen viel Magerkost zu sehen gab. Schon 2011 sollte der Kampf stattfinden.
"Hier treffen zwei der besten Boxer aufeinander, die das Halbschwergewicht derzeit zu bieten hat. Mehr geht nicht", sagte Promoter Kalle Sauerland. Nach Einschätzung des Box-Managers habe sich Brähmer trotz seines reifen Alters von 38 Jahren zuletzt weiter entwickelt und werde bei seiner sechsten Titelverteidigung "zeigen, wer der Bessere ist."
Auch Brähmer selbst fiebert dem Kampf entgegen. "Ich bin froh, dass es jetzt endlich zu diesem Duell kommt und ich das Kapitel schließen kann", sagte der Routinier. 2011 musste der Schweriner zwei Duelle gegen Cleverly wegen Verletzung und Krankheit absagen. Der Waliser wurde daraufhin am grünen Tisch zum Champion der WBO ernannt. In der Folge konnte der Brite fünfmal in Folge seinen Titel verteidigen, ehe im August 2013 gegen den russischen Super-Champ Sergej Kowaljow ein schwerer K.o. folgte. Seitdem verlor Cleverly zweimal und hofft nun auf die Trendwende. "Ich habe so lange auf diesen Kampf gewartet. Ich werde gewinnen, ich bin zu jung, zu frisch für Brähmer", sagte der 29-Jährige.
Sauerstalls letzter Weltmeister
Die Erwartungen sind auch deshalb hoch, weil beide Boxer technisch über enorme Fähigkeiten verfügen. Cleverly hat ein sehr gutes Reaktionsvermögen und ist durch seine Täuschungen und variablen Konter schwer auszurechnen. "Er ist sehr aktiv, ich komme eher über die Schlaghärte", sagte Brähmer, der sich auf einen Kampf über zwölf Runden eingestellt hat.
Knapp 5000 Fans werden Brähmer in seiner mecklenburgischen Heimat unterstützen. "Man nennt Neubrandenburg auch die kleine Hölle. Da hat sich schon so manch einer verbrannt", sagte Brähmers neuer Coach Conny Mittermeier, der seit Anfang Juni das Training des Weltmeisters leitet. Wichtig ist der Kampf auch für die Verhandlungen zwischen Brähmers Boxstall Sauerland und dem TV-Sender Sat.1. Neben Jack Culcay ist der Rechtsausleger aus Mecklenburg-Vorpommern der einzig verbliebene Weltmeister, nachdem Arthur Abraham seinen Titel in Las Vegas verlor und Youngster Vincent Feigenbutz auf seinem Weg zum Shooting-Star strauchelte.
Man darf gespannt sein, wie Sat.1 die ersten zwei Jahre der Zusammenarbeit bewertet und ob der Privatsender einer Verlängerung des Kontraktes zustimmt. "Wir sind in Gesprächen mit dem Sauerland Boxstall", sagte Sportchef Alexander Rösner schlicht. Die Einschaltquoten jedenfalls waren bislang wechselhaft. Brähmer gehörte in der werberelevanten Altersgruppe nicht zu den großen Zuschauer-Magneten, doch vielleicht ändert sich das am Samstag.
Quelle: ntv.de, jwu/sid