Sport

Ende einer Handball-Ära? Brand kündigt Entscheidung an

Lange Jahre war er der erfolgreichste Schnauzbart im deutschen Sport, doch nach den jüngsten Misserfolgen der Handball-Nationalmannschaft wackelt das lebende Denkmal Heiner Brand. Die Entscheidung über seinen Rücktritt hatte er zunächst hinausgezögert, nun will er sich Anfang der Woche äußern.

Bleibt er oder bleibt er nicht?

Bleibt er oder bleibt er nicht?

(Foto: picture alliance / dpa)

Letzter Vorhang oder erster Schritt zurück in die Zukunft: Die Entscheidung von Handball-Bundestrainer Heiner Brand über einen möglichen Rücktritt steht unmittelbar bevor. Montag oder Dienstag will sich der 58-Jährige nach einer knapp zweiwöchigen Hängepartie konkret über seine Pläne äußern. "Die Entscheidung wird Heiner Anfang der nächsten Woche treffen", sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach, während Brand sich öffentlich weiterhin nicht äußern will.

Einiges spricht dafür, dass der Auftritt Brands beim Spiel seiner Mannschaft gegen ein Bundesliga-Allstar-Team in Leipzig sein letzter auf der Bank der Nationalmannschaft nach 14 Jahren gewesen sein könnte. Zu unvereinbar erscheinen auch nach dem ersten Treffen der Task Force in Leipzig die Positionen im Interessenkonflikt zwischen dem Deutschen Handball-Bund (DHB) und der Handball-Bundesliga (HBL), die sich offenbar nicht auf die von Brand geforderte Quotenregelung in der Liga einlassen will.

Gespräch nach zwei Stunden vorbei

Erst vier Jahre her und doch so fern: Die Mannen um Heiner Brand feiern den WM-Titel 2007.

Erst vier Jahre her und doch so fern: Die Mannen um Heiner Brand feiern den WM-Titel 2007.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das erste Treffen der neu gegründeten Arbeitsgruppe in einem Hotel endete bereits nach zwei Stunden. Ungeachtet der noch ungelösten Brand-Personalie übten die beiden Parteien nach dem Krisengipfel im Raum Guttenberg zumindest einen verbalen Schulterschluss.

"Wir haben beschlossen, dass der DHB und die Liga alles tun wollen, um wieder eine starke Nationalmannschaft auf Dauer zu haben", fasste Strombach das Premierentreffen zusammen, an dem neben ihm und Brand auch Verbands-Vize Horst Bredemeier sowie HBL-Präsident Reiner Witte und die HBL-Präsidiumsmitglieder Bob Hanning von den Füchsen Berlin und Volker Zerbe vom TBV Lemgo teilgenommen hatten.

Strombach will Brand halten

Man habe in dem Gespräch alle "relevanten Themen auf den Prüfstand gestellt". Die Ergebnisse und etwaige Sofortmaßnahmen nach dem WM-Debakel in Schweden werden bei der HBL- und bei der DHB-Präsidiumssitzung in Leipzig diskutiert. Doch die Zeit drängt: Bereits am 9. und 13. März stehen für den tief gefallenen Weltmeister von 2007 die vorentscheidenden Qualifikationsspiele für die EM 2012 in Serbien gegen den Olympiazweiten Island an.

Strombach machte erneut keinen Hehl daraus, dass Brand für den Verband der absolute Wunschkandidat ist: "Wir wollen den Bundestrainer, der der führende und angesehnste auch international ist, mit allen Mitteln halten", betonte der DHB-Boss. Bredemeier befürchtet allerdings, dass die WM in Schweden "das letzte Turnier von Heiner als Bundestrainer gewesen sein könnte".

Ein Isländer für den DHB?

Ein möglicher Brand-Nachfolger: Alfred Gislason.

Ein möglicher Brand-Nachfolger: Alfred Gislason.

(Foto: picture alliance / dpa)

Hinter den Kulissen wird schon am Plan B gestrickt, falls Brand trotz eines bis 2013 laufenden Vertrages und nach 14 Jahren als Bundestrainer zurücktreten wird. Als mögliche Kandidaten werden immer wieder die Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer und Markus Baur genannt. Denkbar wäre auch eine Doppellösung mit den beiden Weltmeistern von 2007. Zudem darf sich Co-Trainer Martin Heuberger Hoffnungen auf die Brand-Nachfolge machen.

Gerüchten zufolge könnte auch Erfolgstrainer Alfred Gislason vom deutschen Rekordmeister THW Kiel ein Anwärter auf den Bundestrainer-Posten sein. Der Isländer, den diese Aufgabe offenbar stark reizt, hat bei den Zebras allerdings noch einen Vertrag bis 2014. Der frühere Weltklasse-Kreisläufer Schwarzer ist als DHB-Jugendkoordinator tätig, der einstige Ausnahme-Spielmacher Baur fungiert als Coach des Bundesligisten TuS N-Lübbecke.

Der DHB vor dem Tiefpunkt

Die deutsche Mannschaft hatte in Schweden mit Rang elf die schlechteste Platzierung in der 73-jährigen WM-Geschichte nicht verhindern können. Dadurch hatte die Brand-Auswahl auch die Teilnahme am Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2012 in London verpasst.

Dem deutschen Handball droht ein historischer Tiefpunkt. Auch die DHB-Frauen haben nur noch minimale Chancen auf die Sommerspiele im nächsten Jahr. Noch nie zuvor war bei Olympia keine deutsche Handball-Mannschaft am Start.

Quelle: ntv.de, Ulrike Weinrich, sid

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