Sport

"In keiner Weise geklärt" Brands Zukunft weiter offen

Heiner Brand ist abgetaucht und bereitet sich auf das Treffen mit der Task Force am Freitag vor. Von der Reaktion der Bundesliga-Klubs auf seine Forderungen wird der Handball-Bundestrainer offenbar seine Zukunft abhängig machen. Die Vereine wollen sich aber nicht erpressen lassen.

Heiner Brand stellt sich Medienanfragen derzeit nicht.

Heiner Brand stellt sich Medienanfragen derzeit nicht.

(Foto: dpa)

Das Rätselraten über die Zukunft von Heiner Brand als Handball-Bundestrainer geht weiter. Nach wie vor ist fraglich, ob der 58-Jährige am Samstag die Nationalmannschaft im Spiel gegen ein Bundesliga-Allstar-Team in Leipzig betreuen wird. Überhaupt sei die Personalie Brand "in keiner Weise geklärt. Alles ist noch völlig offen", sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.

Eine Vorentscheidung dürfte am Freitag fallen, wenn ein erstes Treffen der nach dem WM-Debakel ins Leben gerufenen Task Force stattfindet - mit Brand am Tisch. Der Task Force gehören DHB-Präsident Ulrich Strombach, Vize Horst Bredemeier sowie Witte und die HBL-Präsidiumsmitglieder Volker Zerbe (TBV Lemgo) und Bob Hanning (Füchse Berlin) an. Am Freitag sollen nach dem WM-Totalschaden und der verpassten Teilnahme am olympischen Qualifikationsturnier erste Sofortmaßnahmen eingeleitet werden. Zudem ist ein Krisengipfel zwischen Vertretern des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und der Handball-Bundesliga (HBL) geplant, aber noch nicht terminiert.

Forderungen an die Vereine

Brand macht seine Entscheidung von der Bereitschaft der Klubs abhängig, auf seine konkreten Forderungen einzugehen. Erpressen lassen wollen sich die Vereine aber nicht. "Man muss in die Diskussion gehen, aber Vorbedingungen sind nicht akzeptabel", sagte Manager Uli Derad vom Rekordmeister THW Kiel.

Einige Klubchefs kritisieren bereits, dass die Personalie Brand mit inhaltlichen Themen verknüpft wird. "Wie überall muss doch erst über die Sache diskutiert werden. Die Personaldiskussion muss am Ende stehen, nicht am Anfang. Das ist nicht seriös. Es würde in einer solchen Situation auch kein Vereinstrainer einen Blankoscheck ausgestellt bekommen", sagte Holger Kaiser, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, dem "Spiegel".

Der Ort und die Uhrzeit des Krisengipfels zwischen Vertretern des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und der Handball-Bundesliga (HBL) sollen erst am Mittwochabend bekannt gegeben werden. Dann treffen sich beide Parteien in einem Hotel in Hamburg und verhandeln über die Verlängerung des von der HBL gekündigten Grundlagenvertrages. Die Baustellen sind in diesen Tagen zahlreich im deutschen Handball.

Quote und mehr Lehrgänge

Brand ("Ich weiß noch nicht, ob ich weitermache") will offenbar mehr zusammenhängende Lehrgangstage für die DHB-Auswahl und wünscht sich in der Bundesliga eine Quotenregelung. Diese soll den Einsatz von deutschen Nachwuchsspielern  in Schlüsselpositionen garantieren, wird aber beispielsweise von Uli Derad abgelehnt: "Ich halte von einer Quote gar nichts, denn dadurch wird kein Spieler besser." Brand argumentiert hingegen: "In einem Top-Team zu spielen ist was anderes, als dort auch Verantwortung zu tragen." Bei der WM war der

HBL-Präsident Reiner Witte hatte zwar angeregt, dass ab der Saison 2012/2013 mindestens vier Deutsche zu jedem Bundesliga-Kader gehören könnten. Die Zahl soll später weiter erhöht werden. Doch Witte sagte auch: "Ob eine Quote das Allheilmittel ist, weiß ich nicht." Zudem kritisierte er im "Weser-Kurier" den Zustand der Nationalspieler: "Die Franzosen, Dänen und Spanier sind viel athletischer als wir, haben zehn Kilo mehr auf den Rippen und können sich in Eins-zu-Eins-Situationen folglich viel besser durchsetzen." Das Fehlen der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2012 in Serbien und bei Olympia 2012 in London wäre für Witte eine Katastrophe. "Wir haben als größter Verband der Welt den Anspruch, die Besten zu sein."

Terminpläne in der Kritik

Bredemeier spricht sich für mehr Vorbereitungszeit direkt vor großen Turnieren aus. "Die Nationalspieler brauchen über Weihnachten Regeneration", erklärte Bredemeier. Vor der WM in Schweden wurde am 26. Dezember 2010 noch ein kompletter Bundesliga-Spieltag durchgezogen. Die Vereine verwiesen diesbezüglich auf die hohen Zuschauerzahlen und Einnahmen an Feiertagen.

Trainer-Ikone Vlado Stenzel verurteilte indes die Planung des DHB in der Vorbereitungsphase auf die Weltmeisterschaft. Wenige Tage vor dem WM-Start bestritt die Nationalmannschaft noch zwei Testspiele auf Island. "Das ist doch Wahnsinn. Diese Reisestrapazen mussten nicht sein. Da hätte man lieber zuhause trainieren sollen", sagte Stenzel, Weltmeister-Trainer von 1978.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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