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"Nicht über Krieg reden" Brisante Bundesliga-Duelle

Miroslav Klose erwartet mit Bayern München bei seinem alten Klub Werder Bremen ein Spießrutenlauf, Schalke 04 empfängt den ungeliebten Erzrivalen Borussia Dortmund zum 130. Revierderby - mehr Spannung und Emotionen hat ein zweiter Spieltag in der Fußball-Bundesliga wohl selten geboten. Doch obwohl die Atmosphäre zwischen den Kontrahenten nachhaltig gestört ist, zwingen sich alle Beteiligten kurz vor dem Showdown zu einem normalen Umgangston.

Nicht über Krieg reden

"Wir müssen Fußball spielen, und nicht über Krieg reden. Es gibt keine Revanche, nur ein Spiel, das wir gewinnen wollen", sagte Schalkes Kapitän Marcelo Bordon und spricht damit den Offiziellen auf beiden Seiten aus der Seele. Die Schalker schalteten zur Deeskalation in mehreren Ruhrgebiets-Zeitungen sogar eine Anzeige ("Herne-West grüßt Lüdenscheid-Nord"), in der sie den Dortmundern symbolisch die Hand reichten.

"Hass rausnehmen"

"Wir haben eine Verantwortung für 62.000 Zuschauer. Diese Aktion war unser Signal nach außen, dass wir Ruhe reinbringen und jeglichen Hass rausnehmen müssen", sagte S04-Boss Josef Schnusenberg. Sein Dortmunder Kollege Reinhard Rauball stellte klar, dass die Verantwortlichen alle Irritationen zur Seite gelegt hätten: "Ich hoffe, dass die Fans diesem Vorbild folgen."

Vergessen hat auf Schalke das 0:2 in Dortmund am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison aber niemand, worauf auch Trainer Mirko Slomka noch mal ausdrücklich hinwies. Die Königsblauen hatten beim Erzrivalen den Meistertitel verspielt, und die Schwarz-Gelben legten genüsslich den Finger in die Wunde. "Diejenigen, die damals gelacht haben, sollen am Samstag nicht mehr lachen", meinte Schalkes Nationalspieler Gerald Asamoah.

"Meister-der-Herzensbrecher"-Shirts

Rein sportlich scheinen die Schalker die besseren Karten zu haben. In den letzten zehn Jahren gelang dem BVB nur ein einziger Sieg in Gelsenkirchen (2:1 am 14. Mai 2005), und im Gegensatz zu den Königsblauen (2:2 beim deutschen Meister VfB Stuttgart) verpatzte die Elf von Trainer Thomas Doll den Saisonstart beim 1:3 gegen Aufsteiger MSV Duisburg völlig. "Wir werden eine ganz andere Mannschaft sehen", meinte Doll, der ohnehin "keine Lust" mehr habe, über das Duisburg-Spiel zu sprechen: "Wenn ich nur daran denke, wird mir heute noch schlecht."

Eine ihrer größten Reizfiguren werden die Schalker Fans wohl nicht zu Gesicht bekommen. Der Einsatz von Sebastian Kehl, der nach dem letzten Sieg auf seiner Homepage "Meister-der-Herzensbrecher"-Shirts verkaufte, wird wohl wegen einer Reizung in seinem operierten Knie fehlen. Torjäger Alexander Frei (Muskelfaserriss) ist definitiv nicht dabei. Den Schalkern fehlen Sören Larsen (dreifacher Rippenbruch, Lungenquetschung) und Gustavo Varela (Trainingsrückstand). Neuzugang Carlos Grossmüller erhielt seine Spielgenehmigung und ist laut Slomka "eine Option für die Startelf".

Hoeneß: "Kein schweres Spiel, eher für Bremen"

Auch vor dem Spiel der beiden Ex-Meister aus Bremen und München umschmeicheln sich beide Kontrahenten so sehr, wie man es nach dem öffentlichen Rededuell zwischen den Managern Klaus Allofs und Uli Hoeneß im Rahmen des Aufeinandertreffens im Ligapokal vor knapp vier Wochen nicht für möglich gehalten hätte. "Es tun alle gut daran, sich vor dem Spiel zurückzuhalten", sagte Hoeneß, der aber noch hinzufügte: "Für uns wird es kein schweres Spiel, eher für Bremen."

100. Ligator von Klose möglich

Dass Werder Miroslav Klose, der seinen Wechsel von der Weser an die Isar am Ende mit aller Macht vorangetrieben hatte, vor dem Spiel offiziell verabschieden will, nennt Trainer Ottmar Hitzfeld "eine sehr noble Geste". Klose, der ausgerechnet bei seinem alten Arbeitgeber sein 100. Ligator erzielen kann, macht sich derweil auf einen wenig herzlichen Empfang gefasst: "Sie werden sicher pfeifen, das bleibt nicht aus. Ich bin bereit. Für einen Fußballer ist das kein Problem." Klose wird trotz einer Sehnenentzündung im Fuß spielen, allerdings wohl nicht mit Luca Toni (Hitzfeld: "Ihm fehlt die Frische"), sondern mit Franck Ribery als Sturmpartner.

Bayern mit schwacher Bilanz

Die Bayern haben von den letzten sieben Spielen in Bremen nur eins gewonnen. Leichter als in diesem Jahr wird das Starensemble wohl auch nicht mehr in die Nähe eines Dreiers im Weserstadion kommen. Die Personalsituation bei Werder ist unverändert angespannt, das magere 2:1 in der Champions-League-Qualifikation gegen Dinamo Zagreb machte das Selbstvertrauen nicht gerade größer. Allofs: "Wir werden auch am Samstag nicht das Werder sehen, wie wir es endgültig erwarten."

Bielefeld will an die Spitze

Alle übrigen Begegnungen des zweiten Spieltages stehen klar im Schatten der beiden brisanten Duelle. Am Samstag hofft Meister Stuttgart bei Hertha BSC Berlin auf seinen ersten Sieg. Arminia Bielefeld liebäugelt im Falle eines Sieges gegen Eintracht Frankfurt mit der Tabellenführung. Im Duell zwischen Hansa Rostock und Pokalsieger 1. FC Nürnberg wollen beide Teams einen Fehlstart mit null Punkten vermeiden - ebenso wie der geschäftsführende Trainer-Manager Felix Magath beim Spiel seines VfL Wolfsburg bei Aufsteiger MSV Duisburg.

Von Jörg Mebus, sid

Quelle: ntv.de

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